Antwort an Mayrhofer: "Die Vision muss es geben"
München – Sehr geehrter Herr Mayrhofer, Sie haben in Ihrem Brief viel Lob gefunden. Für die Fans, die der Mannschaft in den erfolglosen Wochen die Stange gehalten haben. Für Trainer und Spieler, die mit dem Sieg beim VfL Bochum für ein wenig Ruhe gesorgt haben. Und für die Geschäftsführung, die „mit Volldampf in einer Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und des respektvollen Umgangs miteinander arbeitet“.
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Sie sprechen auch davon, dass die letzten Wochen Eindruck hinterlassen haben. Da haben Sie vollkommen Recht. Allerdings auch, weil sich der TSV in diesen Wochen eben auch abseits des Sportlichen nicht von seiner besten Seite gezeigt hat.
Beispiel „Trottel“-Affäre: Sie haben im wahrsten Wortsinn das „Recht“, sich gegen Beleidigungen zu wehren. Und Sie haben auch Recht, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss. Aber wenn Uli Hoeneß jeden Menschen verklagt hätte, der ihn öffentlich als „Trottel“ beschimpft hätte, hätte er keine Zeit mehr für andere Dinge (welche auch immer) gehabt. Die Frage, neben Ihrem unbestrittenen Recht sich zu wehren, bleibt: Gab es keine souveränere Lösung, als wegen 450 Euro vor Gericht zu ziehen?
Beispiel Personalien: In den letzten Wochen hat der Klub zwei wichtige Personalentscheidungen getroffen. Ein Mediendirektor wurde installiert und der Löwenbomber als Fanbeauftragter abgelöst. Beide Personalien wurden zum 1. November umgesetzt, aber keine der beiden kommuniziert. Erst, als die Medien davon berichteten, sah sich der Klub genötigt, Stellung zu beziehen. Die Frage bleibt: Warum verpasst Sechzig regelmäßig den richtigen Zeitpunkt, wichtige Entscheidungen in der Öffentlichkeit zu kommunizieren und sich rechtzeitig und eindeutig zu positionieren?
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Beispiel Kirmaier-Affäre: Dass sich ein Verein wie der TSV 1860 von einem einzelnen Mitglied wie eine Sau durchs Dorf treiben lassen kann, spricht eigentlich schon Bände. Aber daran ist nun nichts mehr zu ändern. Ändern kann man hingegen, dass dies in Zukunft nicht mehr passiert. Dafür ist eine vollständige Neuordnung des Vereins inklusive Satzung nötig. Sie sprechen in Ihrem Brief davon, dass „niemand am fernen Horizont nach Visionen suchen sollte“. Genau das ist aber vonnöten: Die Vision eines funktionierenden Vereins unabhängig von Personen und sportlichem Erfolg muss es geben. Und dafür brauchen Sie ebenso einen Matchplan wie Markus von Ahlen am kommenden Montag gegen Düsseldorf.
Denn Sie haben Recht: „Allein der Verein ist wichtig. Er hat alle Fürsorge verdient.“ Doch dieser Fürsorgepflicht sind auch im Verein selbst zuletzt nicht immer alle Personen gerecht geworden.
Ich bin mir sicher, dass Sie das als ehrlicher Kapitän auch so sehen.
Respektvoll,
Marc Merten
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