Gerhard Mayrhofer: "Machtworte sind fehl am Platz"
Jetzt spricht der Präsident. Auf der Vereinshomepage wendet sich Gerhard Mayrhofer an die Fans und analysiert die aktuelle Situation und seine Rolle beim TSV 1860 München.
München - Der letzte Post ist schon ein Weilchen her. "Auf geht's zum Betzenberg... Ich wünsche uns allen eine großartige Löwensaison!" heißt es auf Mayhofers offizieller Facebook-Seite.
Der Eintrag datiert vom 4. August. Seitdem ist viel geschehen an der Grünwalder Straße, doch der Präsident/Notvorstand hat seitdem kein öffentliches Statement mehr auf dem sozialen Netzwerken abgegeben, trotz jeder Menge brisanter Meldungen. Von der Kirmaier-Klage, über die Trainer-Entlassung von Moniz, bis zur Trottel-Beleidigung - Themen hätte es genug gegeben.
Jetzt meldet sich Mayrhofer wieder zu Wort und erklärt, warum er sich in letzter Zeit so zurückhält und wie er die aktuelle Entwicklung sieht.
Der offene Brief von Gerhard Mayrhofer:
"So ein Auswärtssieg bringt natürlich ein wenig Ruhe in die Löwenseele. Und doch haben die letzten Wochen Eindruck hinterlassen. Bei den Anhängern des Vereins, aber auch bei mir. Einige haben reflexartig auf Präsidium, Geschäftsführung und Mannschaft geschimpft, nach Machtwörtern und Notfallplänen verlangt.
Die meisten aber, und dazu gehören ausdrücklich unsere Fans in der Arena, haben ein feines Gespür dafür entwickelt, dass sich da gerade eine Mannschaft findet, die von Trainer Markus von Ahlen einen schlüssigen Matchplan bekommt und den mit viel Leidenschaft und auch Geschick umsetzt.
Die Geste nach dem unglücklich verlorenen Pokalfight gegen Freiburg, als kein Fan das Stadion verließ, sondern die Mannschaft abgeklatscht wurde, sprach Bände. Bei Mannschaft und Fans ist die Botschaft also angekommen, dass hier ein Projekt Formen annimmt, das in eine attraktive Zukunft führt.
Mich beruhigt, dass unsere sportliche und geschäftliche Leitung trotz aller Störgeräusche mit Volldampf weiter für diesen Verein arbeitet - in einer Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und des respektvollen Umgangs miteinander.
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Natürlich wird hin und wieder in der Sache kontrovers diskutiert. Am Ende steht aber immer ein Konsens, den alle gemeinsam tragen zum Wohle des Vereins. Machtworte eines Präsidenten sind da grundsätzlich fehl am Platz und gehören in eine Zeit, als Einzelne sich gerne im Glanz des Vereins sonnten.
Ich interpretiere meine Rolle eher als die eines ehrlichen Kapitäns, der die Interessen des Vereins in jeder Sekunde vertritt und das Löwenschiff mit ruhiger Hand notfalls auch durch schwere See steuert.
Dabei sollte niemand am fernen Horizont nach Visionen suchen. Wichtig ist jeweils das nächste Spiel, sind die nächsten drei Punkte. Dann hoffentlich die Lust auf die nächsten drei Punkte.
Statt immer zu rechnen - einfach nur spielen und sich belohnen. Allein der Verein ist wichtig. Er hat unser aller Fürsorge verdient.
Wer aber aus egoistischen Motiven ständig neue Kampfzonen aufmacht, die zu begradigen Energie und Geld kostet, schadet dem TSV 1860 und unser aller Zukunft.
Wir sollten die Mannschaft auf ihrem weiteren Weg nach oben begleiten: Gemeinsam. Ehrlich. Mit gegenseitigem Vertrauen, Respekt und letztlich auch Stolz."
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