Alter und neuer Ballermann: AZ-Noten für den 1860-Sturm
München - "Das Ding ist schwer - und schwer zu gewinnen." Diesen Satz sprach ein halbnackter Marcel Bär nach vollbrachter Arbeit mit seiner Torjägerkanone in der Hand.
Teil vier der Saisonzeugnisse - die Sechzger-Stürmer um den neuen Ballermann.
MARCEL BÄR – NOTE 1
Was. Für. Eine. Entwicklung. Zwei mickrige Treffer nach 13 Spieltagen, teils nur auf der Bank oder rund um Platzhirsch Sascha Mölders. So begann, trotz des Traumstarts seines Saisonauftakt-Siegtores gegen Würzburg, das Wirken des Ex-Braunschweigers bei 1860 enttäuschend. Bis Köllner Mölders aussortierte und dem athletischen Angreifer das volle Vertrauen schenkte. Bär zahlte mit reichlich Toren zurück, harmonierte bestens mit Kapitän Lex und schoss sich mit 21 Treffern zur Torjäger-Kanone.
STEFAN LEX – NOTE 2
Irgendwie Bank und Sorgenkind zugleich. Mit sieben Toren und 17 Assists drittbester Scorer der Liga. Einziges Problem: Der spielende Sechzger-Fan könnte noch viel besser sein, würden ihm vor dem Kasten und anderen Drucksituationen nicht zu oft die Nerven versagen. Köllner: "Es ist unser Gesicht und Kapitän. Er kommt oft zu schlecht weg, denn er hat einen enormen Wert für uns."
MERVEILLE BIANKADI – NOTE 3
Weil er öfter als (Außen-)Stürmer eingesetzt wurde und mit neun Treffern die zweitmeisten Tore erzielt hat, sei der scheidende Offensivspieler hier aufgeführt. Absoluter Dampfmacher, der zum Leidwesen der Löwen zu oft den letzten Ball nicht beim Nebenmann oder im Kasten unterbrachte. Will und soll bleiben, aber Leih-Klub Heidenheim spielt nicht mit.
TIM LINSBICHLER – NOTE 5
Selten war die Diskrepanz zwischen Sympathieträger und sportlicher Leistung so groß wie beim charmanten Wiener. "Linsi, Linsi" wurde er nach seiner langen Verletzungsauszeit, vor allem rund um die Winterpause und dem türkischen Trainingslager in Belek von den Fans gefeiert, doch letzten Endes muss er seine Sachen als Null-Tore-Stürmer wieder packen. Köllner gab ihm viele Chancen, unter anderem gegen Würzburg (3:0) und Köln (1:0) von Beginn an, doch die konnte Linsbichler (trotz der Siege) nicht nutzen.
SASCHA MÖLDERS – NOTE 5
Man müsste der "Wampe von Giesing" eine Trophäe dafür verleihen, wie man in Rekordzeit sein eigenes Denkmal einreißt. Fünf Treffer in 18 Spielen sind zwar nicht ganz schlecht, doch die Chancenverwertung des 22-Tore-Mannes der Vorsaison ließ stark zu wünschen übrig. Dazu kam, dass er vor allem gegen Ende seines Wirkens vor Charakter- und Lustlosigkeit nur so strotzte. Neuzugang Bär ließ er seinen Unmut über seine Verpflichtung genauso spüren wie manchen Junglöwen. Den Sturm-Kollegen ordnete er gar nur wenig kollegial hinter sich selbst ein, was Trainer Köllner anfangs sogar mitmachte.
Die Vielzahl seiner Entgleisungen, die fragwürdige Instagram-Botschaft nach seiner Suspendierung, sein eigenmächtig kreierter und nach seinem Abgang sofort umgefärbter Fanshop mit roten Großaspach-Artikeln anstatt der blauen Sechzger-Sachen - all das sorgte dafür, dass aus 1860-Ikone Mölders ein alterndes Auslaufmodell wurde, dem beim TSV kaum einer nachweinte. Der Abstieg mit dem Sonnenhof und der Einzug ins Sommerhaus der Stars, über den jüngst selbst Köllner spottete, seien an dieser Stelle unkommentiert.