Alleskönner Jesper Verlaat: Der Abwehrboss entwickelt sich zu Sechzigs Königstransfer
München - Wofür ist dieser Mann eigentlich nicht zu gebrauchen? Wenn es an einem Löwen definitiv nicht lag, dass der TSV 1860 im Oberbayern-Derby gegen den FC Ingolstadt 04 mit 1:2 den Kürzeren zog, dann war das Jesper Verlaat.
Verlaats Talente sind vielseitig
Der Abwehrboss der Blauen stand auch gegen die Schanzer solide. Er gewann die meisten seiner Zweikämpfe und blieb bei den beiden Gegentoren schuldlos. Doch nicht nur das.
Der 26-jährige Niederländer (elf Einsätze in der Startelf, zwei Tore) wird seinem Status als Königstransfer zuallererst durch seine sportlichen Leistungen auf dem Rasen gerecht.
Der Neuzugang von Waldhof Mannheim zeichnet sich beim TSV 1860 allerdings auch in anderen Rollen aus. Nachdem er kürzlich auf dem Oktoberfest bereits kurzerhand zum Bürgermeister-Flüsterer im Gespräch mit OB Dieter Reiter geworden war, füllt er eben noch ganz andere Rollen aus.
Jesper Verlaat: Von der Abwehr in den Sturm
Der Ankurbler: Schon früh spürte der Innenverteidiger, dass die Spieleröffnung bei den Blauen nicht stimmte. Deshalb fasste sich Verlaat mehrfach ein Herz – und marschierte drauflos. Ab und an funktionierte das Vorhaben auch und er brachte den Ball im Anschluss an den Mann, zu risikoreich sollten die verlaatschen Vorstöße allerdings auch nicht sein.
Trainer Michael Köllner lobte seine Spieleröffnung, selbst wenn es in diesem Spiel eigentlich wenig – bis gar nichts – zu loben gab: "Einzig Jesper hat dafür gesorgt, dass wir nach vorne kommen." In der zweiten Halbzeit durfte der 1,92-Meter-Hüne auch einmal mehr phasenweise als Brecher im Sturm fungieren.
Jesper Verlaat: Er ist immer für seine Mitspieler da
Der Tröster: Nachdem der Abwehrspieler selbst seine Emotionen Sekunden nach dem Schlusspfiff mithilfe des Balles und einiger Frust-Gesten ausgelassen hatte, nahm er sich, wie sich das für einen Führungsspieler gehört, der Kollegen an. Selbst vom Duell frustriert, spendete Verlaat Trost für den so gut wie wirkungslosen Angreifer Fynn Lakenmacher, der kurz zuvor eine Großchance vergeben hatte.

Auch Verlaat versteht manche Entscheidungen nicht
Der Alm-Lautsprecher: Nach einer Pleite duckt sich so mancher Profi gerne weg. Verlaat dagegen war in Sechzigs VIP-Alm zu Gast. Stadionsprecher Sebastian Schäch meinte dazu über die professionelle Berufsauffassung des Neulöwen: "Den Jesper sparen wir uns für ein richtig bitteres Spiel auf, der stellt sich auch da hin."
Verlaats Konter: "Dann hoffe ich, wir sehen uns nächstes Mal nicht wieder..." Zudem legte er im Fantalk den Finger in die Wunde: "Ich glaube, meine Laune beschreibt es: Es war sehr ärgerlich und tut sehr weh. Wir haben es mit Ball schlecht gelöst, obwohl die Räume da waren", bilanzierte er: "Es war zu wenig, das muss man ganz klar sagen!"
Verlaat sprach von einer "klaren Fehlentscheidung", den bereits verwarnten Schanzer David Kopacz nicht vom Rasen zu stellen. Bei der zweiten, ähnlichen Szene hatte sich Verlaat sogar den Schiedsrichter gegriffen, um ihn auf ein Foul an Torhüter Marco Hiller anzusprechen. "Der meinte nur: Er trifft ihn nicht mit gestrecktem Bein!", meinte Verlaat kopfschüttelnd.
Jesper Verlaat: Aufgeben gibt's nicht!
Der Motivator: Verlaat postete nicht nur ein Foto der erwähnten Szene mit ihm und Lakenmacher mit der Unterschrift: "Mund abputzen und weitermachen!" bei Instagram, die Frohnatur ist dort meist mit positiver Psychologie unterwegs.

Unser Favorit: ein Bild vom kleinen Jesper, wie er vor 20 Jahren am Strand in seiner Badehose mit aufgerissenem Mund herumblödelte – und daneben ein Jubelbild im Löwen-Trikot. Ganz nach dem Motto: Am Gesichtsausdruck und am Wesen Verlaats hat sich in 20 Jahren nichts verändert.