1860-Präsident Reisinger schlägt nach Schwabls Junglöwen-Kritik zurück

München - Geht es um den eigenen Nachwuchs, reagiert man als Vereinsboss schon einmal empfindlich. Vor allem dann, wenn es ein Konkurrent wagt, die eigene Jugendarbeit zu kritisieren. So geschehen bei Manni Schwabl, Präsident der Spielvereinigung Unterhaching.
Hatte sich Löwen-Trainer Michael Köllner im Rahmen einer Pressekonferenz im Trainingslager des TSV 1860 doch glatt getraut, den "angeblichen Jugendverein" im Vergleich mit den Sechzgern und ihrem preisgekrönten Nachwuchsleistungszentrum abzuwerten.
Schwabls charmant-grantiger Konter, dass die Hachinger die Nase vorne hätten und Köllner in Mathematik nichts gut aufgepasst habe, ließ nicht lange auf sich warten.

Löwen-Einsatzzeiten: Jetzt rechnet Reisinger Schwabl etwas vor
Jetzt schlägt der Oberlöwe zurück: Robert Reisinger. Am Freitag war er ins Trainingslager gereist, um sich ein Bild vom stark verjüngten Löwen-Kader zu machen - nebenbei setzte es den Konter für Schwabl.
"Ich finde es gut, dass Manfred Schwabl Mitglied in der Task Force Jugendförderung des DFB ist, mit seiner Fachkompetenz ist er dort sehr wichtig. Seinen Schlussfolgerungen in Sachen NLZ und Jugendarbeit kann ich aber nicht teilen", fing der Präsident der Sechzger am Samstag am Rande des Vormittagstrainings im Gespräch mit der AZ an, um dann klarzustellen: "74 Prozent der Einsatzzeiten-Prämien gehen bei Unterhaching nur auf den Stammtorwart Nico Mantl zurück."
Leider falle 1860-Stammtorhüter Marco Hiller, der seit der U11 bei den Löwen spiele, allein altersbedingt nicht mehr unter die U21-Regel, wie Reisinger erklärt: "Aus der glücklichen Situation, einen noch jüngeren Stammtorhüter aus den eigenen Reihen als wir zu haben, nun eine Überlegenheit abzuleiten, lässt mich schmunzeln."

Reisinger: "Man muss bei Haching schon gehörig nachlegen..."
Reisinger stellt über die Qualität der Nachwuchsarbeit klar: "Fakt ist, dass der TSV seit Jahren für sein NLZ - selbst in der Dritten Liga - stets 3&1Sterne, Unterhaching nur 1&1 Sterne bekommen hat. Hier muss also Unterhaching schon gehörig nachlegen, um unseren Standard zu erreichen."
Der 56-Jährige ging sogar noch einen Schritt weiter, um Sechzigs Überlegenheit aus seiner Warte zu untermauern: "Bei 1860 spielen alle Jugendmannschaften mit Ausnahme der U19 in der höchstmöglichen Spielklasse. Bei Haching trifft dies bei drei Teams nicht zu. Zudem haben wir bei der U16 und U17 Haching im Jahr 2020 wieder überholt."
Widersprechen müsse Reisinger Ex-Löwe Schwabl auch bei der Frage nach den Spielzeiten der Nachwuchstalente: "Der DFB honoriert ganz bewusst nicht nur die reinen Einsatzzeiten der Spieler, sondern zum Beispiel auch, wie lange die Spieler in dem jeweiligen Verein ausgebildet wurden. Bei Unterhaching kamen die meisten Spieler erst in der U19 zum Verein, auch da liegen wir mit unseren Spielern, die schon länger bei uns ausgebildet wurden, vorne. Wenn Manfred also die Gleichung aufstellt, dass das Plus an Einsatzzeiten mit einer höheren Qualität der Ausbildung gleichzusetzen ist, hat er in Mathe eventuell doch nicht so gut aufgepasst."
Reisingers Gleichung und das Beispiel Hirtlreiter
Vielmehr beruhe "das Modell Unterhaching darauf, Spieler aus anderen NLZ mit einem Profivertrag ausgestattet nach Unterhaching zu holen", was Reisinger mit dem aktuellen Beispiel Andreas Hirtlreiter unterstreicht - den konnte Haching von Sechzigs U17 loseisen.
Im Erfolgsfall würde Haching Youngster wie Hirtlreiter, wenngleich sie vergleichsweise kurz im Verein seien, als "erfolgreich ausgebildete Jugendspieler zu Markte zu tragen." Anders als der ehemalige Sechzger Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach), der aktuell auf dem Sprung in die Nationalmannschaft steht, falle ihm aus dem Stegreif kein Hachinger Nationalspieler ein.
Der Löwen-Präsident: "Aber da kann mir Manfred sicher beim nächsten Weißbier im Löwenstüberl einige aufzählen." Fazit: Reisingers Konter hat gesessen.
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