1860-Co-Trainer Stefan Reisinger: "Als Tabellenführer auf die Wiesn"
München - AZ-Interview mit Stefan Reisinger: Der 41-jährige Landshuter spielte zwischen 2005 und 2006 bei den Löwen, seit Sommer ist der einstige Bundesligastürmer Co-Trainer der Sechzger.
AZ: Herr Reisinger, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 41. Geburtstag. Wie wurde gefeiert, mitten in einer kurzen Vorbereitungs-Woche der Löwen?
STEFAN REISINGER: Vielen Dank! Ach, es ist ja kein Runder - da geht man mit seinen Liebsten zum Essen. Letztes Jahr hatte ich größer gefeiert, in einem Düsseldorfer Lokal.
Wie sehr ist man als Löwe aktuell in Feierlaune? Da wären zwei krasse Gegensätze: der furiose Rekordstart und das 1:4 bei Aufsteiger Elversberg.
Wir können sehr stolz darauf sein, was wir bisher geleistet haben: Es konnte ja keiner davon ausgehen, dass es mit neun Neuen und einigen Abgängen gleich so gut läuft. Sechs Siege, ein Unentschieden und eine Pleite, das hätten wir sicher alle unterschrieben. Aber am Freitag werden wir anders auftreten als zuletzt in Elversberg.
Reisinger: "Es ist Euphorie da, wir haben ein super Team"
Sie fürchten also keinen Abwärtstrend - und wie die Fatalisten unter den Löwen, dass nun auch das Aue-Spiel am Freitag schief geht?
Der Saisonverlauf war sehr, sehr positiv. Wir sind voll dabei oben, ob wir nun Tabellenführer sind oder nicht. Es ist Euphorie da, wir haben ein super Team. Dass da mal ein Rückschlag kommt, war vollkommen klar. Und überhaupt: Es wäre vermessen zu sagen: ‚Wir marschieren durch die Liga!' Wir werden auf jeden Fall wieder ein anderes Gesicht zeigen.
Trainer Michael Köllner hat zuletzt in Elversberg ein wütendes Gesicht gezeigt: Wie haben Sie die Szene verfolgt, in der er sich mit einem Sicherheitsbeauftragten des DFB angelegt hat - und was sagen Sie dazu, dass sich Köllner nun dafür rechtfertigen muss?
In Elversberg ist es recht eng, da kochen dann auch mal die Emotionen hoch.
Reisinger: "Ich bin eher der ruhige Part"
Gehört es denn auch zu Ihrem Jobprofil, den Chef zu beruhigen?
Ich denke, das schafft er selbst. Ich bin ja eher sein Zuarbeiter. Klar ist Michael sehr emotional. Aber das gehört alles dazu als Trainer. In meiner Aufgabe als Co-Trainer bin ich eher der ruhige Part, aber ich weiß es noch aus meiner Zeit beim KFC Uerdingen: Wenn du mit der ein oder anderen Entscheidung nicht zufrieden bist, befindest du dich schon in einer angespannten und emotionalen Situation. Da kann es leider auch schnell passieren, dass du verwarnt wirst.
Wie schaut es denn grundsätzlich mit der Aufgabenverteilung aus, wie läuft da die Zusammenarbeit mit Köllner?
Wir arbeiten viel gruppentaktisch, ich bin meist für die Offensive zuständig. Manchmal möchte der Trainer im Rahmen der Videoanalyse auch, dass ich einen Part vortrage. Ich habe sehr viel Freude an meiner Rolle. Er fragt mich auch öfter: 'Wie siehst du es?' Bei Viktoria Köln (1:1, d. Red.) war es ja beispielsweise so, dass ich mir dachte: Wir könnten den Jesper Verlaat vorne reinstellen. Zum Glück hat das dann auch geklappt.
Bei Sieg gegen Aue ist 1860 vorübergehend Tabellenführer
Sprechen wir wieder über Feierliches: Am Samstag startet nach zwei Jahren Auszeit das Oktoberfest. Wie lautet die Marschroute der Blauen?
Rein in die Lederhosn! Mir passt die aus der Zeit bei 1860 vor knapp 20 Jahren noch.
Sie haben sich also gut gehalten. . .
Entweder das, oder ich war damals nicht fit (lacht). Über allem steht, dass wir Erfolg haben. Freitagabend, Flutlichtspiel, ausverkauftes Stadion: Da müssen wir keinen mehr motivieren. Aue muss von der ersten Sekunde an spüren: Hier gibt's nix zu holen! Wenn wir am Freitag vorlegen, können unsere Fans als Tabellenführer auf die Wiesn gehen - die Freude würden wir ihnen gerne machen.