Messer, Knarren, Fäuste: Das bewegte Leben von Fury-Herausforderer Dillian Whyte

Dillian Whyte boxt gegen Tyson Fury um die WM. Sein Leben ist eine Leidensgeschichte.
Matthias Kerber
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WM-Kampf gegen Tyson Fury: Dillian Whyte (r.)
WM-Kampf gegen Tyson Fury: Dillian Whyte (r.) © Oliver Weiken/dpa

Der Boxsport wird ja gerne - speziell von denen, die ihn nie betrieben haben - als Metapher für das Leben ge- und missbraucht. Man muss immer einmal öfter aufstehen, als man zu Boden ging, ist einer dieser Sprüche. Oder niemand schlägt so hart zu wie das Leben.

Dillian Whyte: "Wir haben am Strand Cola-Flaschen gesammelt" 

Ein Satz, der zwar verdächtig nach Kalenderspruch klingt, aber im Falle des Briten Dillian Whyte, der am Samstag (22 Uhr/Bild TV) vor 94.000 Fans im Londoner Wembley-Stadion gegen Weltmeister Tyson Fury um den Titel der WBC kämpft, einfach zutrifft.

Die Lebensgeschichte des 34-Jährigen liest sich wie aus dem Buch "wie schaffe ich einen bösen Protagonisten für Kriminalromane" - das Anfängerlehrbuch. Whyte wurde in Portland/Jamaika geboren. Als er zwei war, zog die Mutter nach London, um Geld zu verdienen. Der Vater war sowieso nie da. Dillian wuchs in einer anderen Familie auf. "Die klauten aber das Geld, das meine Mutter ihnen geschickt hatte, um für mich zu sorgen. Keiner kümmerte sich um mich. Ich war nicht einen Tag in der Schule. Dafür war ich oft so hungrig, dass ich sicher war, ich sterbe. Ich habe gelitten, gelitten, gelitten", erinnert sich Whyte im "Guardian": "Wir haben am Strand Cola-Flaschen gesammelt und vom Pfand Süßigkeiten gekauft. Warum? Weil Süßes das Billigste war, was man essen konnte."

Als er zwölf Jahre alt war, holte seine Mutter ihn und Bruder Dean zu sich nach London. "Da war ich erstmals in einer Schule. Aber ich wurde dauernd rausgeschmissen, weil ich nicht reinpasste. Ich redete anders, ich sah anders aus, ich war anders", sagt Whyte. Dann mit nur 13 Jahren wird er das erste Mal Vater. "Da wird man schnell erwachsen. Man ist selber eigentlich noch ein Kind und muss plötzlich für ein eigenes Kind sorgen."

Whyte war in unzählige Schlägereien verwickelt, beging Verbrechen 

Er brauchte Geld - und verfiel dem Lockruf des schnellen Geldes. Er hing mit Gangs ab, lebte auf der falschen Seite des Gesetzes. Er suchte den Ärger - und der Ärger fand ihn auch so.

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Whyte war in unzählige Schlägereien verwickelt, beging Verbrechen. Drei Mal wurde er niedergestochen, zwei Mal angeschossen. "Ich habe mir die Schnittwunde selber vernähen müssen. Und als ich das eine Mal angeschossen wurde, habe ich mir selber die Kugel aus dem Fleisch geholt, weil wir mit den Wunden nicht ins Krankenhaus konnten. Sie hätten meine Mama informiert und das wollte ich nicht,"

Whythe über das Boxen: "Mein Leben änderte sich um 180 Grad"

Er kam ins Gefängnis, ihm drohte eine Haftstrafe von 20 Jahren für diverse Vergehen, über die Whyte nicht im Detail reden will. Seine Mutter und Schwester besuchten ihn im Knast. "Ich musste mit ansehen, wie meine Mutter weinte, sie sagte: 'Einer meiner Söhne ist bereits gestorben, ich will nicht noch ein Kind beerdigen.' Ich war zwar damals ein sehr schlechter Mensch, aber es hat mich so berührt, dass ich mein Leben geändert habe", sagt Whyte: "Ein Freund nahm mich zum Boxen mit, und mein Leben änderte sich um 180 Grad. Hätte ich nicht das Boxen gefunden - oder das Boxen mich -, ich wäre entweder im Knast oder tot. Alles, was ich jetzt im Leben will, ist, dass meinen Kinder es im Leben einfacher haben als ich. Hundert Mal einfacher." Boxen und das Leben eben...

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