Tyson Fury und der finale Gong: WM-Kampf gegen Dillian Whyte

Der Schwergewichts-König verteidigt am Samstag vor 94.000 Fans im Wembley-Stadion seinen WM-Titel gegen Dillian Whyte. "Ich knocke ihn aus, danach ziehe ich mich zurück", sagt der Champion.
Matthias Kerber
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"Ich knocke ihn aus und ziehen mich zurück. Ich habe jetzt schon 150 Millionen auf dem Konto, ich bin jung, ich bin gesund. Ich werde nur noch das Leben genießen", sagte Fury vor dem Fight gegen Whyte.
"Ich knocke ihn aus und ziehen mich zurück. Ich habe jetzt schon 150 Millionen auf dem Konto, ich bin jung, ich bin gesund. Ich werde nur noch das Leben genießen", sagte Fury vor dem Fight gegen Whyte. © Nick Potts/dpa/PA Wire

London - Es gibt Kämpfe, die kann man gar nicht gewinnen. Diese trotzdem auszufechten, das machen eigentlich nur Idioten oder Menschen mit ausgeprägtem Märtyrer-Syndrom, wobei die Grenzen hierbei zweifellos fließend sind. Und so glänzte der britische Herausforderer Dillian Whyte beim öffentlichen Training vor dem Mega-Fight im Londoner Wembley-Stadion (Sa., 23 Uhr, Bild TV) gegen den umstrittenen Schwergewichtsherrscher Tyson Fury mit Abwesenheit.

Tyson Fury spielt in einer anderen Liga

Genau so, wie er es schon bei der ersten Pressekonferenz im März getan hatte. Denn so großartig und unorthodox der in 32 Profifights (31 Siege, ein Remis) unbesiegte Fury ist, als Sprücheklopfer, als Großmaul, als Selbstpromoter, als psychologischer Kriegsspieler ist der 33-jährige 2,06-Meter-Koloss nicht nur eine Klasse für sich, er spielt in einer ganz eigenen Liga - in der Tyson-Fury-Liga.

Das musste auch schon Wladimir Klitschko erleben, den Fury 2015 erst entnervt, dann vorgeführt hat. Das musste auch der amerikanische Hau-drauf-und-Schluss Deontay Wilder, der bis dahin als größte Lästerschwester der schweren und harten Jungs galt, der gerne mit abstoßenden Sprüchen für Skandale sorgte ("Boxen ist meine Chance, einen Menschen zu töten und dafür nicht bestraft zu werden") bei der Trilogie der Boxer (2018, 2020, 2021) akzeptieren.

Fury: "Duell eines Ferraris gegen einen Kleinwagen"

Das Mundwerk von Fury ist nicht zu stoppen. Der Verbal-Motor, er läuft und läuft und läuft - er läuft heiß, aber überhitzt nie. Alle anderen sind immer nur die unfreiwilligen Statisten in der Tyson-Fury-Show. Genau das hat sich der 30-jährige Whyte, der von seinen 20 Fights nur in zweien den Ring als Verlierer verließ, erspart. Bis Dienstag, da ließ er sich endlich blicken. Verbale Breitseiten bekam Whyte gleich ab. "Deutlicher als er kann man doch gar nicht mit der weißen Fahne wedeln", stichelte Fury: "Ich hoffe mal, er findet seine Eier und steht am Samstag im Ring. Es wird dann sowieso das Duell eines Ferraris gegen einen Kleinwagen."

Whyte wollte sich diese Verbal-Watschn ersparen, aber er befindet sich auch im selbsterwählten Schmollwinkel. Er will nicht akzeptieren, dass der Verband der WBC, um dessen WM-Titel es geht, die Börse 80:20 Prozent aufgeteilt hat - für Fury. Der Champion kann damit (inklusive TV-Einnahmen) etwa 43,5 Millionen Euro einsacken. Whyte "nur" 6,5 Millionen. "Ich wurde in diesem Kampf nicht als gleichwertig behandelt. Tyson gilt als Nummer 1 der Welt im Schwergewicht. Aber ich staube niemandem die Schuhe ab", verkündete Whyte.

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Fury will "nur noch das Leben genießen"

Ja, Fury ist die Nummer 1. Er, der sich selber Gypsy King nennt ("Zigeuner-König"), weil er aus der Gemeinschaft des irischen "fahrenden Volkes" entstammt, ist der Superstar, der Mann, den die Massen sehen wollen. "Das Geld ist mehr als fair für ihn. Wenn er mich schlagen würde, könnte er viel mehr danach kassieren. Aber das wird nicht passieren. Ich knocke ihn aus und ziehe mich zurück. Ich habe 150 Millionen auf dem Konto, ich bin jung, ich bin gesund. Ich werde nur noch das Leben genießen", sagte Fury.

Ist der Showdown wirklich der letzte Auftritt des ultimativen Showmannes? Der letzte (Ring-)Gong für Fury? Schwer vorstellbar. Aber Fury, der seit seiner Jugend unter schweren Depressionen leidet, der Zeiten hinter sich hat, in denen er jeden Tag daran dachte, sein Leiden, sein Leben zu beenden, lebt von seiner Unberechenbarkeit. Im Ring, wo er die Auslagen ebenso spielerisch wechselt, wie seine Taktik, aber auch als Mensch. Er ist und bleibt der König der Psychospiele. Solange, bis selbst er einen ebenbürtigen Gegner findet - oder eben abtritt. Als der Sprücheklopfer, der großen Sprüche stets noch größere Taten folgen ließ ...

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