WM 2014: Weidenfeller und Zieler drücken Neuer die Daumen

St. Martin – Das Hauen und Stechen zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann ist immer noch präsent: Der Streit zwischen den beiden Ausnahmekeepern hielt vor der WM 2006 Fußball-Deutschland rund zwei Jahre in Atem, die Vorbereitung auf das Weltturnier im eigenen Land wurde durch das Scharmützel zwischen den Torleuten immer wieder gestört.
Bundestrainer Joachim Löw erlebte den Zoff der Ballfänger als Assistent von Jürgen Klinsmann damals hautnah mit. Von solchen klimatischen Störungen kann diesmal keine Rede sein, die aktuellen WM-Torhüter sind ein Musterbeispiel für den vom Klinsmann-Nachfolger propagierten Teamgeist. "Ich will nicht auf Kosten von Manuel Neuer im Tor stehen. Ich drücke ihm sogar die Daumen, dass er es rechtzeitig zum ersten Spiel gegen Portugal schafft", sagte Roman Weidenfeller im Trainingslager der DFB-Auswahl in Südtirol angesichts der Tatsache, dass man hinter dem WM-Einsatz von Neuer wegen dessen hartnäckiger Schulterverletzung noch ein großes Fragezeichen setzen muss.
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Der spätberufene Weidenfeller, unlängst von der Liga als bester Torwart der abgelaufenen Saison ausgezeichnet, will nicht vom Leid eines Kollegen profitieren, selbst wenn es für ihn die letzte Chance ist, bei einer WM zu spielen. "Wenn ich Manuel irgendwie helfen kann, schnell fit zu werden, werde ich alles dafür tun", betonte der 33-Jährige und versprach ebenso wie Ron-Robert Zieler seinem Konkurrenten alle erdenkliche Unterstützung.
Die deutsche Nummer drei von Hannover 96 machte ebenfalls deutlich, dass er nicht im Traum daran denke, durch eine Verletzung eines Konkurrenten beim WM-Turnier in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) Vorteile zu erlangen. "Wir sind hier bei der deutschen Nationalmannschaft, alle leben den Teamgedanken. Ich wünsche ihm und hoffe ehrlich, dass er schnell wieder fit wird. Er hat bei den vergangenen Turnieren sehr gute Leistungen gezeigt, er war eine Stütze der Mannschaft, er ist die Nummer eins", sagt der 25-Jährige, der sich mit seiner Rolle als Backup hinter Neuer und Weidenfeller gut anfreunden kann: "Für mich ist es ein Privileg, überhaupt bei einer WM in Brasilien dabei zu sein."
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Sowohl Weidenfeller als auch Zieler machen Neuer, der täglich mehrere Stunden behandelt wird und dessen Wiedereinstieg ins Training noch in den Sternen steht, zugleich Mut. "Ich hatte selber schon mal eine Schulterverletzung und weiß, wie unangenehm das sein kann. Bei mir war es so, dass ich die Verletzung noch eine zeitlang gespürt habe. Das war aber kein großes Problem, man muss einfach darauf vorbereitet sein, dass es noch hin und wieder zwicken kann", riet Zieler der deutschen Nummer eins. Und Weidenfeller glaubt, "dass unsere medizinische Abteilung Manuel bis zum WM-Start wieder fit bekommt."
Dass hofft auch Neuer selbst. Der 28-Jährige vertraut DFB- und Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth und dessen Mitarbeitern, die "ihr letztes Hemd dafür geben" würden, damit er rechtzeitig zum Start des Weltturniers einsatzbereit ist. "Ich bin voll im Zeitplan", sagte der Bayern-Keeper, der aber nach eigener Aussage vor Ungeduld platzt: "Ich will so schnell wie möglich wieder mit den Jungens auf dem Platz stehen."
Vorerst wird er sich aber noch gedulden müssen. Im Länderspiel gegen Kamerun am kommenden Sonntag in Mönchengladbach (20.30 Uhr/ARD) wird Neuer auf jeden Fall pausieren müssen und Weidenfeller ("Ich bin da, wenn man mich braucht") aller Voraussicht nach zu seinem zweiten Länderspiel kommen. Neuer sitzt dann wohl auf der Tribüne neben dem neuen Barca-Torwart Marc-André ter Stegen, der für den Notfall von Bundestorwartrainer Andreas Köpke bereits in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Neuer macht dem früheren Gladbacher aber wenig Hoffnung: "Ich bin sicher, dass ich bei der WM spielen werde."