Tschechen-Held Panenka: "Niemand hat sich solche Elfmeter getraut"

Vor dem Spiel gegen Deutschland spricht EM-Held Antonín Panenka über seinen berühmten Heber im Finale, die Reaktion von Sepp Maier und die Chancen der tschechischen Elf gegen den Weltmeister.
Maximilian Koch |
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Der Schuss, der ihn zur Legende machte: Im EM-Finale 1976 überlupft Antonín Panenka den deutschen Torhüter Sepp Maier.
dpa Der Schuss, der ihn zur Legende machte: Im EM-Finale 1976 überlupft Antonín Panenka den deutschen Torhüter Sepp Maier.

München - Der heute 67-Jährige holte mit der Tschechoslowakei gegen Deutschland 1976 den EM-Titel. Sein „Panenka-Heber“ vom Elfmeterpunkt ist legendär.

AZ: Herr Panenka, vor 40 Jahren haben Sie Sepp Maier seinen wohl schlimmsten Gegentreffer zugefügt: Den Elfmeter-Heber im EM-Finale 1976 für die Tschechoslowakei. Ganz ehrlich: War das damals geplant – oder kam Ihnen diese Idee spontan?
Antonín Panenka: Ich war sehr gut vorbereitet auf das Elfmeterschießen. Fast zwei Jahre vor der Europameisterschaft hatte ich schon diese Idee, einen Elfmeter so zu schießen. Ich habe dann jeden Tag trainiert. Auf diese Art habe ich bei meinem Verein Bohemians Prag bestimmt 35 Mal geschossen.

Warum wusste Sepp Maier dann nicht, was Sie vorhaben?
Niemand hat sich vorher getraut, so zu schießen. Und Maier war auch nie hier in Prag im Stadion und hat es gesehen (lacht). Er konnte es nicht wissen.

Haben Sie Maier nach der Szene noch mal getroffen?
Ja, ein paar Mal haben wir uns gesehen. Er war ein großer Torhüter. Aber immer, wenn ihn jemand auf den Elfmeter angesprochen hat, war er in schlechter Stimmung (lacht). Ich kann ihn verstehen.

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Direkt vor Ihnen hat damals Uli Hoeneß verschossen, ganz weit über das Tor...
Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte unserem Trainer vor dem Elfmeterschießen gesagt, dass ich den letzten Strafstoß schießen will. Ich wollte alle Trümpfe in der Hand halten. Nach dem Elfer von Hoeneß wusste ich: Das ist vorbei, ich schieße uns jetzt zum EM-Titel. Ich war ganz ruhig und überzeugt. Nicht zu hundert Prozent, sondern zu tausend Prozent.

Die Szene hat Sie in der Tschechoslowakei zum Helden gemacht.
Man wird mich noch in hundert Jahren nach diesem Elfmeter fragen (lacht). Jedes Mal, wenn ich unter Leuten bin und einer hört den Namen Panenka, muss ich darüber sprechen. Aber das mache ich gerne.

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Was geht Ihnen heute durch den Kopf, wenn Sie einen Spieler sehen, der einen Panenka schießt?
Ich bin glücklich und stolz, dass mein Elfmeter und meine Idee, einen Elfmeter so zu schießen, nicht gestorben sind. Alle Leute, alte, junge, kennen diesen Elfmeter. Und selbst die großen europäischen Stars schießen noch heute einen Panenka. Das ist toll.

In der deutschen Nationalmannschaft schießt aktuell Mesut Özil die Elfmeter. Würden Sie ihm auch mal einen solchen Strafstoß in einer wichtigen Situation zutrauen?
Man braucht natürlich viel Mut dafür - aber vor allem Training. Vielleicht sollte er es dann erstmal in einem Freundschaftsspiel üben. Für einen solchen Schuss muss man in einer guten Stimmung sein, es ist eine psychische Sache. Und so gut wie die Spieler technisch heute sind, sollen sie lieber in eine Ecke schießen, das ist sicherer.

Kommen wir zum Spiel an diesem Samstag. Haben die Tschechen eine Chance?
Für mich ist die deutsche Mannschaft der große Favorit, ganz klar. Momentan ist unser Team nicht so gut in Form, Deutschland steht eine Klasse über der tschechischen.

Warum ist der Unterschied zwischen beiden Nationalteams seit dem EM-Finale 1996 so groß geworden?
1996 war die tschechische Mannschaft mit super Spielern besetzt, mit Stars aus den europäischen Ligen. Jetzt ist das anders, wir haben eine Durchschnittsmannschaft. Es gibt zwar talentierte Spieler, aber viele sind zu früh ins Ausland gegangen und sitzen dort bei ihren Klubs auf der Bank. Ihnen fehlt die Spielpraxis, das ist unser Problem.

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