Platz da! - Der Stammplatz-Kampf in der DFB-Elf
Ascona - So viel Harmonie eine Woche vor EM-Start? Einen Tag vor dem letzten Test gegen Ungarn – und der letzten Chance, sich bei Joachim Löw zu empfehlen? Am Freitagvormittag sah (und hörte) man auf dem Trainingsplatz in Ascona eine völlig entspannte deutsche Mannschaft.
Anlässlich des 24. Geburtstags von Mario Götze trällerte das DFB-Team ein Ständchen für den Offensivstar. An diesem Samstag, wenn Lukas Podolski 31 Jahre alt wird, darf dann gleich nochmal gesungen werden. Doch spätestens am Abend ist es mit der Klassenfahrtstimmung dann vorbei.
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In Gelsenkirchen trifft das deutsche Team auf Ungarn (18.00 Uhr/ZDF), es ist das finale Spiel vor dem EM-Start in acht Tagen gegen die Ukraine. "Die Testphase ist vorbei", sagte Löws-Co-Trainer Thomas Schneider zur Bedeutung der Partie. "Wir wollen unbedingt gewinnen und ein gutes Spiel machen", meinte Toni Kroos.
Der Star von Real Madrid ist einer von sechs Profis, die ihren Stammplatz schon jetzt sicher haben. Neben Kroos gehören auch Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Sami Khedira, Thomas Müller und Mesut Özil dazu. Fünf Plätze sind noch frei – die AZ zeigt die Kandidaten.
Die Innenverteidigung
Mats Hummels fehlt wegen Wadenproblemen, am Freitag sah man ihn bei Gymnastikübungen. "Für das Ukraine-Spiel wird es auf keinen Fall klappen, für Polen wird es eng", sagte er. Mindestens zweimal muss Löw also umplanen und einen Partner für Abwehrchef Boateng finden.
Antonio Rüdiger, Shkodran Mustafi und Benedikt Höwedes heißen die Kandidaten, nach den Trainingseindrücken liegt Rüdiger vorne. "Ich denke, dass Toni gute Chancen auf den Platz hat. Er ist noch jung, aber er macht einen guten Job und ist sehr lernfähig", sagte Boateng über Rüdiger im "Kicker". Einziges Problem: Rüdigers Unpünktlichkeit: Am Freitag kam er schon zum zweiten Mal zu spät zum Training, anschließend erhielt er einen Rüffel von Löw.
Die Außenverteidigung
Auf der linken Seite ist die Sache klar – eigentlich. Der Kölner Jonas Hector war in der EM-Quali unumstritten auf dieser Position, er steht für solide Defensivarbeit und durchaus kreative Ideen im Spiel nach vorne. Allerdings fehlt ihm die Erfahrung auf höchstem Niveau, es ist sein erstes Turnier, er hat noch nie Champions League gespielt.
Man erinnere sich: Vor der WM 2014 überraschte Löw im letzten Test gegen Armenien (6:1) plötzlich mit vier Innenverteidigern. Damit ist nun zwar nicht zu rechnen, doch eine Überraschungsvariante mit Benedikt Höwedes oder Bayern-Youngster Joshua Kimmich sollte man nicht ganz ausschließen.
Höwedes und Kimmich sind neben Liverpools Emre Can auch die Optionen auf der rechten Flanke. Dort fehlt seit dem Rücktritt Philipp Lahms eine erstklassige Lösung. Kimmich, der "Gewinnertyp" (Boateng), wurde von Löw in den Trainingstagen von Ascona auffällig oft zur Seite genommen und mit Anweisungen bedacht. Er scheint eine wichtige Rolle in den Planungen zu spielen.
Das linke Mittelfeld
Auf der Position, die ursprünglich für Marco Reus reserviert war, hat Löw zahlreiche Möglichkeiten: Julian Draxler kann dort spielen, Lukas Podolski, André Schürrle, Mario Götze und auch Leroy Sané. Der Schalke-Youngster ist zunächst aber wohl als Joker eingeplant, um mit seiner Dribbelstärke und Schnelligkeit gegen müde werdende Gegner zuzustechen.
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Wer aber darf von Beginn an spielen? Hier zeichnet sich ein Duell zwischen Draxler und Götze ab. Der Wolfsburger wäre die klassische Variante als Außenspieler, allerdings fehlt dem 22-Jährigen Konstanz in seinen Leistungen. Götze könnte im Zusammenspiel mit Mesut Özil immer wieder vom Flügel ins Zentrum wechseln und so für Verwirrung sorgen. Der formstarke und selbstbewusste Podolski ist ebenfalls wieder eine echte Alternative.
Der Angriff
Im Sturmzentrum deutet alles auf Mario Gomez hin. Gegen die vermutlich tief stehenden Gruppengegner Ukraine, Polen und Nordirland braucht Löw einen Brechertyp im Strafraum. Er ist ein "Stürmer der letzten Aktion", sagte der Bundestrainer zuletzt über Gomez. Nicht zu vergessen: dessen deutlich gewachsenes Selbstvertrauen nach 26 Treffern in 33 Spielen für Besiktas Istanbul. Gomez wurde Torschützenkönig.
Die andere, aktuell unwahrscheinlichere Variante wäre ein Offensivsystem mit "falscher Neun". Götze, Müller und Özil wurden von Löw schon in dieser Rolle getestet.
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