Julian Nagelsmann holt Leon Goretzka und Thomas Müller beim DFB zurück – und überrascht mit Coup

Julian Nagelsmann hat seinen ersten Kader als Bundestrainer bekanntgegeben. Während die Nominierung von Leon Goretzka und Thomas Müller nicht weiter verwundert, überrascht eine Personalie aber doch.
Patrick Strasser |
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Umstrittener Trip: Bundestrainer Julian Nagelsmann testet sein Team am  14. und 18. Oktober in den USA.
Umstrittener Trip: Bundestrainer Julian Nagelsmann testet sein Team am 14. und 18. Oktober in den USA. © Jörg Halisch/dpa

München  - Ein Bundestrainer, und das handhabt auch Julian Nagelsmann so, überbringt die guten wie die schlechten Nachrichten den Spielern persönlich. Am Vorabend einer Nominierung sitzt der höchste Trainer im Lande am Handy und telefoniert seine Schäflein ab – und muss mit jauchzender Freude bzw. bedrückender Stille am anderen Ende der Leitung rechnen. Kein leichter Job, aber adäquat bezahlt.

Beim ersten Mal wird die Nervosität noch da sein am Telefon-Abend der Wahrheit, in diesen Momenten dürfte der 36-Jährige die Wucht seines neuen Amtes verschärft gespürt haben.

Überraschender Coup: Nagelsmann holt Hummels zurück

Leicht fielen die Gespräche mit den Neulingen Chris Führich (VfB Stuttgart), Kevin Behrens (Union Berlin) und Robert Andrich (Bayer Leverkusen). Da ist der Bundestrainer Überbringer von Kindheitsträumen, die real werden.

Als Mats Hummels die unterdrückte Nummer aufleuchten sah, konnte sich der 34-jährige Innenverteidiger von Borussia Dortmund seinen Teil wohl schon denken. Im Gegensatz zur Rückkehr von Bayerns Mittelfeldspieler Leon Goretzka, dem Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick für die beiden September-Länderspiele gegen Japan (1:4) und Frankreich (2:1) eine Denkpause verordnete hatte, geht die Sache mit Hummels als überraschender Coup durch.

Sollen nun vorangehen beim DFB-Team: Die Comebacker Mats Hummels (l) und Thomas Müller.
Sollen nun vorangehen beim DFB-Team: Die Comebacker Mats Hummels (l) und Thomas Müller. © Christian Charisius/dpa

Mit Goretzka, der schon beim FC Bayern zu den erklärten Nagelsmann-Befürwortern zählte, stärkt der neue Bundestrainer seine Hausmacht bei der Mannschaft – mit Hummels vor allem die Hierarchie innerhalb des Teams. Zusammen mit dem Dortmunder Routinier könnten Kapitän Ilkay Gündogan (32) und Thomas Müller (34) – auf den Bayern-Oldie will wie Hansi Flick auch dessen Nachfolger nicht verzichten – das neue Führungstrio bei der DFB-Elf bilden.

Nagelsmanns Auftrag: "Hummels soll die anderen Jungs mitführen"

Auf der US-Reise mit den Testspielen am 14. Oktober in Hartford gegen Gastgeber USA (21.00 Uhr MESZ, RTL) und vier Tage später in Philadelphia gegen Gold-Cup-Sieger Mexiko (2.00 Uhr MESZ, ARD) soll sich Hummels beweisen und zeigen, dass er der geeignete Abwehrchef von Nagelsmanns Gnaden für die Heim-EM 2024 ist. Welch’ Chance! Nagelsmann geriet bei der Bewertung von Ex-Bayer Hummels ins Schwärmen. "Durch seine Erfahrung ist er auch gut im Coaching", argumentierte der Bundestrainer und gab dem BVB-Profi den Auftrag, er solle "mit seinem taktischen Verständnis die anderen Jungs mitführen". Klingt nicht nach Back-up, sondern nach Boss.

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Die rein sportlichen Anforderungen für den Rückkehrer, der sein bis dato letztes seiner 76 Länderspiele im EM-Achtelfinale 2021 gegen England (0:2) unter Joachim Löw bestritten hatte, formulierte Nagelsmann so: "Wir brauchen gerade in der Kette Spieler, die viel sprechen und coachen, die von hinten einfach steuern, wie wir pressen und eröffnen" und rühmte explizit den "exzellenten Spielaufbau" von Hummels, der wie einst Kaiser Franz Beckenbauer liebend gerne Pässe mit dem Außenrist schießt. Für drei andere Dortmunder, für Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, Mittelfeld-Abräumer Emre Can und Stürmer Karim Adeyemi (stattdessen für die U21-Auswahl berufen), musste Nagelsmann Absagen vorbereiten.

Weiterhin nicht im Kader wie schon zuletzt: Thilo Kehrer (West Ham) und Leipzigs Stürmer Timo Werner.

Mit Hummels, Niklas Süle, Julian Brandt und Niclas Füllkrug stehen vier BVB-Akteure im Kader für den Übersee-Trip – aber eben nicht sieben. Die Dortmunder empfangen nur wenige Stunden nach der Rückkehr aus den USA mit Jetlag in den Knochen Werder Bremen zum Auftakt des nächsten Bundesliga-Spieltags.

Kritik am US-Trip während der laufenden Saison

Kritik am US-Trip kam nicht nur aus Dortmund, sondern nahezu von allen Bundesliga-Verantwortlichen. "Vor einer EM in Deutschland in Amerika gegen Mexiko zu spielen – ich weiß nicht, ob sich mir das erschließt. Ich weiß auch nicht, ob mir das jemand so schlüssig erklären kann, dass ich es verstehe", sagte Bayern-Coach Thomas Tuchel am Freitag, "das ist am Ende der Belastbarkeit. Da wird ihnen kein Trainer auf diesem Niveau etwas anderes sagen."

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Von den Münchnern hat Nagelsmann fünf in seinen ersten DFB-Kader berufen – man kennt sich. Mit dem verletzten Serge Gnabry (Unterarmbruch) wären es sechs gewesen.

In dem vom DFB veröffentlichten Video-Interview bemühte sich Nagelsmann, die so vehement kritisierte US-Reise zu verteidigen: "Jeder soll top fokussiert sein und mit dem nötigen Spaß, der nötigen Lust und vor allem der nötigen Gier die USA-Reise bestreiten."

Auf die drei Neulinge kommt die Rolle von Stimmungsaufhellern zu, so der als Stimmungsaufheller verpflichtete Nagelsmann: "Es wird uns guttun, neue Gesichter im Training zu haben, die ein Leuchten in den Augen haben, wenn sie ein Länderspiel bekommen."

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