EM-Coach Julian Nagelsmann: Wer beim FC Bayern vom neuen Bundestrainer profitiert
München - Er macht es wirklich schon wieder: Wie bereits 2021 beim FC Bayern folgt Julian Nagelsmann (36) erneut auf Hansi Flick (58) und wird neuer Bundestrainer. Was sich in den vergangenen Tagen bereits angedeutet hatte, wurde am Dienstagmittag zunächst von der "Bild" vermeldet. Nagelsmann übernimmt für den entlassenen und erfolglosen Flick bis nach der Heim-EM 2024, nur letzte Details waren am Abend noch zu klären.
"Es hat heute ein erstes Treffen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Rudi Völler mit Julian Nagelsmann gegeben", teilte der DFB offiziell mit. Neuendorf berichtete: "Wir sind in guten Gesprächen." Von einer Einigung war noch nicht die Rede, doch einige der größten Hürden sind genommen.
Vertrag beim FC Bayern soll aufgelöst werden: Der DFB muss für Nagelsmann keine Ablöse zahlen
Nagelsmanns Vertrag bei Bayern, der noch bis 2026 gelaufen wäre und dem Coach etwa 20 Millionen Euro eingebracht hätte, soll aufgelöst werden. Beim DFB wird Nagelsmann ein Gehalt in Höhe von vier Millionen Euro erhalten, es könnte nach AZ-Informationen noch eine Zahlung von Bayern-Seite als Ausgleich hinzukommen.
Der große Vorteil für Nagelsmann ist: 2024 muss ein möglicher neuer Klub keine Ablöse für ihn an den FCB zahlen. Nagelsmann sieht sich grundsätzlich eher in der täglichen Arbeit bei einem Verein, der nationalen Aufgabe bei der Heim-EM, dieser wohl einmaligen Chance, konnte er aber nicht widerstehen. Nagelsmann geht den DFB-Job mit großer Vorfreude an.
Die Einen freut's, die Anderen nicht: Schon beim FC Bayern polarisierte Nagelsmann
Und mit einigen Unterstützern in der Mannschaft. Joshua Kimmich (28), den Flick zuletzt auf die Rechtsverteidiger-Position versetzte, gilt genauso als Nagelsmann-Vertrauter wie Leon Goretzka (28). Bayerns Mittelfeldstar wurde von Flick für die Spiele gegen Japan und Frankreich sogar aus dem Kader gestrichen. Man darf fest davon ausgehen, dass Goretzka für die USA-Reise (9. bis 18. Oktober), Nagelsmanns ersten DFB-Trip, wieder berufen wird.
Auch mit Serge Gnabry (28), Leroy Sané (27), Jamal Musiala (20), Thomas Müller (34) und Niklas Süle (28) arbeitete Nagelsmann schon in München zusammen – wobei nicht jeder der genannten Spieler als glühender Anhänger des Trainers gilt. Nagelsmann polarisiert. Seine Zeit bei Bayern bis zur Freistellung im Frühjahr war nicht nur geprägt von – phasenweise – flottem Fußball, sondern auch von – etwas zu vielen – flotten Sprüchen. Es gab diverse Themen abseits des Platzes, die Bayerns Führungsetage nervten.
Tuchel lobt Nagelsmann: "Der DFB kann jetzt positiv nach vorne schauen"
Wird Nagelsmann sein Ego diesmal etwas zurückstellen? Und wird die Mannschaft, die unter Interimstrainer und Vaterfigur Rudi Völler (63) beim 2:1 gegen Frankreich endlich ein anderes Gesicht zeigte, Nagelsmann folgen? Diese Fragen werden den Coach begleiten. Genauso wie die Gerüchte um Liverpool-Trainer Jürgen Klopp (56), der nach der EM als langfristige Lösung auf Nagelsmann folgen könnte.
"Julian hat die Qualität", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel am Dienstag vor dem Champions-League-Spiel gegen Manchester United über Nagelsmann: "Der DFB kann jetzt positiv nach vorne schauen." Zumindest bis zur EM.
Bundestrainer Julian Nagelsmann: Für Manuel Neuer sind das keine guten Neuigkeiten
Dass Torhüter Manuel Neuer (37) bei dem Turnier dabei sein wird, ist seit Dienstag übrigens nicht gerade wahrscheinlicher geworden. Der Bayern-Kapitän, der nach seinem Beinbruch ums Comeback kämpft, steht Nagelsmann äußerst kritisch gegenüber. Anfang des Jahres hatte sich Bayern auf Nagelsmanns Wunsch hin und zur großen Enttäuschung Neuers von dessen Torwarttrainer Toni Tapalovic (42) getrennt. Das sorgte für tiefe Gräben.
Gut möglich also, dass Barcelonas Marc-André ter Stegen (31) als Nummer eins in die Heim-EM startet. "Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und glaube, dass ich ihn nutzen kann", sagte ter Stegen. Genauso wie Nagelsmann?