Hummels' Traum von der Kino-Schnulze

Mats Hummels bestreitet am Samstag sein letztes Spiel in Schwarz-Gelb. Der Noch-Borusse möchte sich mit einem perfekten Spiel verabschieden. Ein Ende wie in einer Kino-Schnulze schwebt dem Weltmeister vor.
von  sid
Alle Augen auf Mats Hummels beim Pokalfinale: Der Weltmeister möchte sich mit dem Pokal von den Borussen verabschieden.
Alle Augen auf Mats Hummels beim Pokalfinale: Der Weltmeister möchte sich mit dem Pokal von den Borussen verabschieden. © dpa

München/Dortmund - Die Meldung kam aus dem Nichts, überraschend wie ein Heizofen-Geschäft in der Sahara. "Kapitän Hummels beendet Karriere - Abschied beim Pokalfinale", das löste am Donnerstagmittag vielerorts doch ein hektisches Zucken des rechten Zeigefingers auf der Maustaste aus.

Aber, Nadel in den prallen Luftballon: Es ging um Jonas, den kleinen Bruder des Weltmeisters Mats Hummels. Jonas Hummels spielt in der 4. Liga bei der SpVgg Unterhaching, er hat Knieprobleme, im Finale des Toto-Pokals gegen die Würzburger Kickers am 28. Mai bekommt er seinen Blumenstrauß überreicht.

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Mats Hummels wird am Samstag, 21. Mai, im Berliner Olympiastadion vor 75.000 Zuschauern ein etwas bedeutenderes Pokalfinale spielen. Die Konzentration darauf fällt schwer, wenn sich das Leben gerade überschlägt. "Was nimmt man mit? Was lässt man hier? Solche Gedanken kommen automatisch", berichtet der Kapitän von Borussia Dortmund.

Sehr bald schon wird er nach München umsiedeln, in die Stadt des Gegners, des großen Rivalen FC Bayern - und weil dabei ja schwierige Entscheidungen anstehen, hat er sich am Dienstag in einem Dortmunder Baumarkt reichlich mit Umzugskartons eingedeckt. Davon, wie sollte es anders sein, tauchten unverzüglich unscharf-pixelige Fotos in der Boulevardpresse auf.

Bloß kein Matthäus-Revival

Dabei kann Mats Hummels auch nur den Hauch eines Eindrucks, er sei gedanklich nicht zu 100 Prozent beim Kampf seines Vereins gegen seinen künftigen Verein, überhaupt nicht gebrauchen. Bloß keinen ewig nachschwingenden Fauxpas erlauben wie Lothar Matthäus! Der schoss 1984 in ähnlicher Situation bei Borussia Mönchengladbachs Final-Niederlage gegen die Bayern im Elfmeterschießen über das Tor.

Hummels weiß daher gar nicht, ob er sich im Fall der Fälle überhaupt den Ball auf den kleinen Kreidekreis legen würde. Er sagt dazu: "Puh, mal sehen. Da liegen 20 Tonnen auf den Schultern."

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Eigentlich müsste er antreten. Dagegen spricht: "Jeder Fehler, den ich mache, wird endlos seziert werden. Am besten spiele ich perfekt. 100 Prozent Passquote, 100 Prozent gewonnene Zweikämpfe..."

Mats Hummels gibt deshalb alles dafür, sich nach 309 Pflichtspielen im BVB-Trikot noch einmal als wahrer Borusse zu präsentieren. Die perfekte Geschichte dafür hat er bereits geliefert, sie wird dutzendfach erzählt werden.

Abschluss wie in der Kino-Schnulze

Er habe einen "Plan", sagte Hummels, einen Traum: "Wenn wir gewinnen, werde ich fragen, ob ich den Pokal mit in mein Bett nehmen darf." Am besten um fünf Uhr morgens, volltrunken. Es wäre ein Abschluss wie in Kino-Schnulzen - ein besonders schönes letztes Mal.

Eigentlich aber mag Hummels diese letzten Male nicht, denn sie brennen in der Seele und stellen alles infrage. Die verständliche Entscheidung für seine Familie, für den FC Bayern, für München, dafür, "sich vielleicht noch einmal etwas beweisen" zu können. "Don't crack under pressure", nicht am Druck zerbrechen, so propagiert er es selbst in einer Werbekampagne.

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Dennoch: "Es ist ein komisches Gefühl", sagt Hummels wehmütig: "Ein letztes Mal vor die Südtribüne, ein letztes Mal in einem Restaurant, ein letztes Mal an meiner alten Wohnung vorbeifahren."

Ein wahrscheinlich unangenehmes erstes Mal wird dann der 14. August. Hummels wird im Supercup in Dortmund auflaufen, vor "seiner" Südtribüne. Im Trikot des FC Bayern. Er lacht, wenn er daran denkt: "So musste es ja kommen."

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