DFB-Regisseur Kroos: Der Überall-Umschalter

Évian - Toni Kroos ist ein Meister des Umschaltspiels. Im einen Moment noch in der Defensive, versteht er es, blitzschnell in die Offensive überzugehen. Für gewöhnlich tut der zentrale Mittelfeldspieler des deutschen Nationalteams das auf dem Platz. Wenn es sein muss, aber eben auch abseits davon.
"Warum sollte ich ein Italientrauma haben? Das müssen sie mir erklären, bevor ich das dementiere", antwortete er am Donnerstag: "Wie oft war ich da dabei?" Der Reporter beließ es dabei. Er hätte ihm aber auch antworten können: ein entscheidendes Mal.
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2012 im Halbfinale der Europameisterschaft, das die deutsche Elf mit 1:2 verlor. Eine Niederlage, die auch an Kroos festgemacht wurde. Bei seinem ersten Startelfeinsatz des Turniers hätte er, so zumindest der Plan von Bundestrainer Joachim Löw, die Wirkungskreise von Italiens Andrea Pirlo einengen sollen. "Wir hatten damals einen Plan, der ist nicht aufgegangen", erinnerte sich Kroos: "Wir haben das Spiel aber nicht deshalb, sondern aufgrund von individuellen Fehlern verloren."
93 Prozent seiner Zuspiele kamen an
Für Kroos markiert die Partie einen Wendepunkt in seiner Karriere. Vor dem Wiedersehen mit Italien am Samstag ist er nun über nahezu jeden Zweifel erhaben, bei Löw gesetzt. "Die vier Jahre sind Stand heute hervorragend gelaufen", sagt Kroos rückblickend. Der 26-Jährige gewann als erster Deutscher mit zwei Klubs die Champions League, 2013 mit dem FC Bayern, 2016 mit Real Madrid. "Er ist einer der wichtigsten Spieler bei Real und auch bei uns", sagt DFB-Teamkollege Jérôme Boateng: "Er bestimmt das Tempo mit seinen Pässen."
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Mit bisher 449 Zuspielen, von denen 417 (93 Prozent) ankamen, die Passmaschine, der dominanteste Spieler der EM. Granit Xhaka (398 Pässe, 91 Prozent) und Andrés Iniesta (356, 92 Prozent) folgen deutlich dahinter. Kein Wunder, dass Pep Guardiola ihn gerne bei Manchester City sehen würde. "Vor ein paar Tagen war ich wieder in München, das war nett zu sehen. Aber ich bin Spieler von Real Madrid und habe noch vier Jahre Vertrag", sagte Kroos und bewies einmal mehr seine Qualitäten im verbalen Umschaltspiel: "Das sollte reichen, damit jetzt mal ein paar weniger Gerüchte aufkommen."