Wütender Kaufrausch beim FC Bayern: Wie Hoeneß den Verein mit 93 Millionen wieder auf Linie brachte
München - Die erste Saison in der neuen Allianz Arena ist zugleich die zweite unter Trainer Felix Magath, dem es erneut gelingt, das Double zu gewinnen. Doch am Ende des Spieljahres 2005/06 mosert Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bereits, die Spielweise der immer superfitten Magath-Mannschaft sei "zu routiniert, zu mühevoll".
Trotz des doppelten Doubles wird Magath nie so richtig warm mit der Bayern-Führung um Vereinspatron Uli Hoeneß, auch wenn der ehemalige HSV-Star in der Champions League ein Mal im Viertelfinale, ein Mal im Achtelfinale knapp scheitert. Die Saison 2006/07 sollte die letzte von Magath an der Säbener Straße werden.
Nach dem Sommermärchen: Michael Ballack verlässt den FC Bayern im Streit
Vorgeschichte/Ausgangslage: Nach der gescheiterten Vertragsverlängerung wechselt Michael Ballack im Streit mit den Bayern-Bossen, aber unter dem Applaus der meisten Fans ablösefrei zum FC Chelsea. Zé Roberto geht zurück nach Südamerika, mit Mittelfeld-Haudegen Jens Jeremies (32) und Linksverteidiger Bixente Lizarazu (36) beenden zwei Champions-League-Sieger von 2001 ihre Karriere.
Auf dem Transfermarkt agiert Bayern vorsichtig-zurückhaltend, mit Abwehr-Kante Daniel van Buyten (vom Hamburger SV) und DFB-Shootingstar Lukas Podolski (1. FC Köln) kommen zwei Bundesliga-Akteure. Als es in der Vorbereitung ein 0:4 im Testspiel beim FC Barcelona setzt, verpflichtet Hoeneß den Niederländer Mark van Bommel von der Reservebank der Katalanen - ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte.

In der ersten Saison nach der euphorischen Sommermärchen-WM der Nationalelf mit deren Platz drei lechzen auch die Bayern-Fans nach Spektakel. Aber unter Magath?
Saisonverlauf/Titel-Ausbeute: Bayern startet ordentlich, steht nach dem fünften Spieltag sogar auf Platz eins. Doch sehr oft lauten die Ergebnisse 1:0 oder 2:0, manchmal 0:0 oder gar 0:1 wie in Wolfsburg oder zu Hause gegen Hannover. Alles sehr zäh, nach Ende der Hinrunde ist man enttäuschender Dritter, je drei Punkte hinter Bremen und Schalke.
Schock für den FC Bayern: Sebastian Deisler kann nicht mehr – und beendet seine Karriere
In der Champions-League-Vorrunde kann man sich noch zusammenreißen, wird mit drei Siegen und drei Remis Gruppenerster vor Inter Mailand.
Dann der Schock im Wintertrainingslager von Dubai: Sebastian Deisler eröffnet Hoeneß, dass er wegen anhaltender Knieprobleme und seiner schlimmen Depressionen einfach nicht mehr kann. Hoeneß kämpft in drei langen Nächten um seinen Star, doch eine Woche später müssen beide in München die bittere Nachricht verkünden: Karriereende mit nur 27 Jahren. Ein in erster Linie menschliches Drama, aber auch sportlich wie finanziell ein großer Verlust.

Kurz vor Weihnachten scheidet Bayern als Titelverteidiger mit 2:4 bei Alemannia Aachen aus dem DFB-Pokal aus, im ersten Spiel der Rückrunde patzt man mit 2:3 bei Borussia Dortmund.
Als die Allianz Arena vier Tage später gegen den VfL Bochum erstmals seit der Eröffnung im Mai 2005 nicht ausverkauft ist und der VfL Bochum ein 0:0 ertrotzt, hat Hoeneß die Faxen mit Magath dicke. An die Säbener Straße bestellt, erfährt Magath, selbst im Umgang mit den Spielern wortkarg, von seiner Entlassung noch im Auto aus dem Radio.

Am 31. Januar übernimmt der gute, alte Ottmar Hitzfeld, der bei Hoeneß' Anruf einfach nicht nein sagen kann. Bei seiner Rückkehr auf die Bayern-Bank blamiert man sich mit 0:4 im bayerischen Derby in Nürnberg - die Mannschaft ist zu verunsichert.
Hitzfeld belebt die Truppe, ernennt van Bommel zu seinem "aggressive leader". Im Achtelfinale der Königsklasse gelingt es endlich mal wieder, Angstgegner Real Madrid auszuschalten (2:3/2:1), eine Runde später ist beim nächsten Angstgegner Endstation: wie 2005/06 gegen den AC Mailand.
Champions League verpasst: Der FC Bayern kauft ein wie noch nie
Lehren/Konsequenzen: Trotz des Hitzfeld-Comebacks reicht es am Ende nur zu Platz vier, Bayerns schlechteste Platzierung der letzten zwölf Jahre, die Qualifikation zur Champions League ist verbockt.
Da es nicht am Trainer liegen kann, sondern an den satten Spielern "ohne Bayern-Mentalität" (Kahn), wird wütend eingekauft wie noch nie. Für Franck Ribéry, Luca Toni, Miroslav Klose, Marcell Jansen, Breno & Co. gibt Hoeneß über 93 Millionen Euro aus – vor einer Saison im Uefa-Cup, in dem man das Halbfinale erreicht.

Dafür gelingt unter dem scheidenden Erfolgstrainer Hitzfeld mal wieder das nationale Double.