Wer Peps Abschied bedauern würde - und wer profitiert
München - War das eine Finte von Thiago? So, wie man sie immer wieder auf dem Spielfeld sieht, wenn er seine Gegner ratlos zurücklässt? Oder ist der kleine Spanier tatsächlich nicht eingeweiht in die Pläne seines Trainers? „Ich weiß es nicht“, sagte Thiago, als er nun bei einem Sponsorentermin auf Pep Guardiolas Zukunft angesprochen wurde. „Ich werde jede Entscheidung respektieren, die er treffen wird.“
Jede Entscheidung – in diesen Bereich fällt freilich auch die Variante, die den Bayern überhaupt nicht schmecken würde: der Abschied des Trainers im Sommer. Und bei Thiago kann man davon ausgehen, dass ihn Peps Nein zum FC Bayern tatsächlich mehr bewegen würde, als er aktuell in der Öffentlichkeit behauptet.
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Der 24-jährige Mittelfeldkünstler, den Guardiola 2013 vom FC Barcelona nach München gelockt und dort zu seinem Schlüsselspieler aufgebaut hatte, ist so eng wie kein anderer Star im Bayern-Kader mit Guardiola verbunden. Würde der Wechsel des Trainers zu einem anderen Klub Thiago Zukunft bei den Bayern beeinflussen? Obwohl der Spielmacher noch einen Vertrag bis 2019 besitzt, scheint diese Frage ihre Berechtigung zu haben.
Das Beispiel Thiago zeigt, dass Guardiolas Zukunftsplanung nicht nur die Klubführung beschäftigt, sondern auch viele Spieler. Einige Stars würden Peps Abschied besonders bedauern – andere könnten profitieren. Die AZ-Übersicht.
Das Pep-Gefolge
Neben Thiago zählt auch Xabi Alonso zu diesem Kreis. Der 34-jährige Spanier, dessen Vertrag am Ende dieser Saison ausläuft, hat noch nicht über seine Zukunft entschieden. Weil er sie von Guardiola abhängig macht? Klar ist: Unter Pep ist Alonso gesetzt, ein anderer Trainer könnte den Routinier womöglich durch einen jüngeren Spieler ersetzen. Seit Sommer darf sich auch Douglas Costa Pep-Liebling nennen. Der Brasilianer war ein Wunschtransfer Guardiolas, dieses Vertrauen bestätigt Costa Woche für Woche. Der Außenstürmer würde aktuell wohl bei jedem Klub der Welt spielen – ganz egal, wie der Trainer heißt.
Rafinha hätte es da schon schwerer. Der Rechtsverteidiger, vor Guardiolas Zeit in München nur Ersatzmann, hat enorm von Pep profitiert, viele Spiele gemacht, auch in dieser Saison. Er würde es bei anderen Trainern, die nicht so oft rotieren, schwer haben. Das gilt auch für Innenverteidiger Medhi Benatia, den Guardiola vom AS Rom holte, und für Juan Bernat, der aus Valencia kam.
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Profiteure eines Pep-Abschieds
Zu den Spielern, die unter einem neuen Trainer eine wichtigere Rolle spielen könnten, gehört zweifellos Mario Götze. Der Weltmeister, der aktuell an seinem Comeback zur Rückrunde arbeitet (Muskelsehnenausriss), fand sich unter Guardiola in wichtigen Spielen meist auf der Ersatzbank wieder. Trotz aller Liebesbekundungen des Trainers spielt Götze seit seiner Verpflichtung 2013 nur eine Nebenrolle – wie auch Sebastian Rode oder Arturo Vidal, der in der Bayern-Topelf – wenn alle Stars fit sind – keinen Platz finden würde.
Gianluca Gaudino, einst von Pep gefördert und sogar für die Startelf nominiert, spielt längst keine Rolle mehr. Robert Lewandowksi und Franck Ribéry funkten mit Guardiola ebenfalls nicht immer auf einer Wellenlänge.
Von Pep unabhängige Spieler
Und dann gibt es natürlich Stars wie Thomas Müller, Jerome Boateng, David Alaba, Manuel Neuer, Javi Martínez oder Arjen Robben, die kaum von der Entscheidung des Trainers abhängig sind. Allen voran Müller, der ohnehin meist über den Dingen zu schweben scheint. „Ich würde mich Freude, wenn er bleibt“, sagt Müller. Und wenn Pep geht? Dann bleibt Müller trotzdem. Laut „Kicker“ hat er mit den Bayern Einigkeit über einen neuen Vertrag bis 2021 erzielt.