Was wartet nach Juve? Freilos oder Herzrasen
München - Die Beine? Schwer! Der Kopf? Fliegt. Träumt. Die Gedanken sprinten. Weiter, immer weiter. Bis sich der Körper wieder meldet, die Andenken der Nacht pochen. Verliert man, sind es Wunden. Gewinnt man, Souvenirs eines Spiels von Helden.
München am Tag danach. Sonnenschein, der Frühling zeigt, was er drauf haben kann. Bayern am Tag nach Juventus, nach dem Wahnsinn von Fröttmaning. Alles ist leicht, gleichzeitig tut alles weh. Schmetterlinge und Krämpfe. Mit dem 4:2 gegen Turin ist das Viertelfinale der Champions League erreicht.
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Der Blick geht nach vorne. Freitag, 12 Uhr, wird in Nyon, im Uefa-Hauptquartier, ausgelost, gegen wen es in den ersten zwei April-Wochen (5./6. und 12./13. April) geht. Möglich ist alles. Auch ein Bundesliga-Duell mit dem VfL Wolfsburg, der sich gegen Underdog KAA Gent durchsetzte. Ein ganz anderes Niveau – kein Vergleich zum Hochintensitätsfußball zwischen Bayern und Juve. Im Achtelfinale noch waren Duelle von Teams aus demselben Verband ausgeschlossen.
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Droht nun Wolfsburg? Oder wäre es aus Sicht der Bayern ein Freilos ins Halbfinale? In drei Partien gab es drei Siege diese Saison (5:1 und 2:0 in der Liga, 3:1 im DFB-Pokal). Auf die Reise nach Niedersachsen würde man gerne verzichten. „Es ist nie schön, wenn zwei deutsche Mannschaften im Europapokal aufeinandertreffen. Da freut sich Deutschland eher über andere Duelle“, sagte Kapitän Philipp Lahm. VfL-Trainer Dieter Hecking bestätigte: „Die Bayern hätte ich nicht so gerne.“ Bayerns Torwart Manuel Neuer dreht es um: „Es wünscht sich auch keiner Bayern München als Gegner.“ Nicht aus touristischen, aus sportlichen Gründen.
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Wie aber wäre das Ranking zwischen gefühltem Freilos und einer plötzlichen Herzrasen-Attacke am Freitag um 12 Uhr? Kommt es zu „Easy weitercoming“-Kicks oder Zitterspielen? Wolfsburg wäre sicher der einfachste Gegner, danach käme Benfica Lissabon – auch Kategorie machbar. Traditionell schwierig das Evergreen-Duell mit Real Madrid, doch da hätten die Spanier mehr Angst vor der „Bestia Negra Bayern“ als umgekehrt.
Reals Stadtrivale Atlético setzte sich erst im Elfmeterschießen gegen die PSV Eindhoven durch, der Spielstil der Truppe von Trainer Diego Simeone ist noch ekliger und unberechenbarer als der von Juventus. In jedem Fall höchst brisant dürfte eine Auseinandersetzung mit Manchester City werden, Guardiolas künftigem Arbeitgeber. Dann müsste er sich Ausflüge wie zuletzt nach Amsterdam, um die Kaderplanung für die neue Saison voranzutreiben, schenken.
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Die beiden schwierigsten Hürden auf dem Weg nach Mailand Richtung Finale am 28. Mai: Der frischgebackene französische Meister Paris Saint-Germain. Dessen Superstar Zlatan Ibrahimovic, einst von Pep bei Barcelona aussortiert, brächte noch mehr Qualität und wohl auch Antipathie auf Guardiola mit als Juves Ex-Bayer Mario Mandzukic. Schließlich der Wundersturm mit dem Trio Messi, Neymar und Suarez des FC Barcelona. Es wäre zum Ende der Pep-Ära die ultimative Klimax nach dem Halbfinal-Aus im Mai vorigen Jahres (0:3, 3:2).
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Was solch ein frühes Duell verhindern könnte? Eine Setzliste gemäß einer Uefa-Rangliste, ähnlich wie im Tennis. Dies forderte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, weil es ihm nicht gefalle, dass man „vom Schicksal abhängig“ sei. Pep Guardiola sagt bei solchen Themen gerne: „Das ist Fußball.“ Eben.