Was für ein Jahr! Robert Lewandowski tritt in die Fußstapfen von Bomber Gerd Müller
München - Einer geht noch, einer geht... - und er ging rein, im letzten Spiel 2021.
Und das dem Rekord angemessen per Seitfallzieher: Mit dem Tor zum 4:0-Endstand gegen den VfL Wolfsburg sicherte sich Robert Lewandowski eine Woche vor Weihnachten einen weiteren Uralt-Rekord von Gerd Müller. Der "Bomber der Nation" erzielte im Jahr 1972 stolze 42 Treffer, übertroffen nun vom aktuellen Mittelstürmer der Bayern mit 43 Toren im Kalenderjahr.
Gegen Augsburg: Lewandowski bricht Müller-Rekord in letzter Minute
Überhaupt war das Jahr 2021 untrennbar verbunden zwischen den zwei wohl besten Torjägern in der Historie des FC Bayern. Den größten Meilenstein schaffte Lewandowski bereits im Mai. Und als wäre es das Drehbuch für einen Hollywood-Thriller gewesen, knackte der Pole die Marke von 40 Saisontoren von Gerd Müller aus der Saison 1971/72 im letzten Saisonspiel. Nein, in letzter Minute.
Fast 50 Jahre lang galt Müllers Rekord als uneinholbar, am 22. Mai übertraf ihn Lewandowski beim 5:2 zum Saisonabschluss der Bayern gegen Augsburg: auf den letzten Drücker. Mit dem allerletzten Ballkontakt, dem allerletzten Schuss.
Noch am selben Abend überreichte Lewandowski im Museum der Allianz Arena Uschi Müller ein Trikot mit der Aufschrift "4ever Gerd". Sie sagte: "Sie hatten ja heute so viele Chancen. Ich dachte mir schon, Sie machen den Ball absichtlich nicht rein. Der Gerd hätte zu Ihnen gesagt: 'Junge, spinnst du? Wenn du ein Tor machen kannst, dann musst du es machen. Du darfst auf mich keine Rücksicht nehmen.'" Lewandowski lächelte verlegen, gestand: "Ich war heute so was von nervös."
Legende Gerd Müller: Eine Rekordmarke bleibt noch unerreicht
Einen Tag später, am Pfingstsonntag, besuchte Uschi ihren schwer demenzkranken Gerd im Pflegeheim, erzählte ihm: "Jetzt haben sie deinen Rekord geknackt." Doch Müller reagierte nicht, schlief weiter. Am 15. August verstarb der wohl legendärste Torjäger der Bayern und der deutschen Fußball-Historie, der insgesamt 566 Treffer in 607 Pflichtspielen für den FC Bayern erzielte und die bis heute (selbst von Lewandowski noch nicht!) unerreichte Rekordmarke von 365 Toren in der Bundesliga aufstellte.
Rund einen Monat nach seinem Tod wurde Müller im Beisein seiner engsten Freunde und Wegbegleiter in Straßlach beigesetzt, um seine letzte Ruhe zu finden. Unter den Trauergästen: Franz Beckenbauer (76), Karl-Heinz Rummenigge (66), Uli Hoeneß (69), Paul Breitner (70) und Hermann Gerland (67).
"Höre niemals auf zu träumen", schrieb Lewandowski in den sozialen Medien zu seinem geschichtsträchtigen Treffer, der die Torjägerkanone (seine sechste nach 2014, 2016, 2018, 2019 und 2020) veredelte. Die siebte ist längst in der Mache. Mit dem Last-Minute-Tor hat sich Lewandowski auch den Goldenen Schuh als treffsicherster Schütze in Europa gesichert. Lionel Messi (30 Tore), der bereits sechsmal die Auszeichnung bekam, und Cristiano Ronaldo (29 Treffer/vier Trophäen) landeten abgeschlagen auf dem Podium.
Der Goldene Schuh wurde Lewandowski Ende September überreicht, zwei Monate später folgte eine dicke Enttäuschung. Der Goldene Ball, genannt "Ballon d'Or", die jährliche Auszeichnung der französischen Fachzeitschrift "France Football", erhielt zur Überraschung vieler Experten nicht Lewandowski, sondern Messi von Paris St.-Germain.
Im Vergleich zu der vom Weltverband Fifa vergebenen Auszeichnung zum Fifa-Weltfußballer des Jahres, deren aktueller Preisträger Lewandowski ist, gilt der Ballon d'Or als die prestigeträchtigere Ehrung. 2020 wurde der Goldene Ball aufgrund der Corona-Pandemie nicht vergeben. Noch ist nicht ganz ausgeschlossen, dass nachträglich eine Ehrung für 2020 ausgerichtet wird - mit Lewandowski als großem Favoriten.
"Für mich ist Lewy der wahre Gewinner des Ballon d'Or", sagte Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (60). Als die Dortmunder Fans den Ex-BVB-Stürmer wenige Tage später im deutschen Clásico mit "Messi! Messi!"-Sprechchören provozierten, schlug der 33-Jährige mit einem Doppelpack zum 3:2-Erfolg der Bayern zurück.
Die Antwort eines Torjägers. Müller wird vom Himmel aus auf Lewandowski blicken - und stolz auf ihn sein.
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