Vorgehen bei Transfers: Wird Bayerns Uneinigkeit zur Gefahr?
München - Von Zoff zu sprechen, wäre aktuell wohl noch etwas zu übertrieben. Meinungsverschiedenheiten sind es aber auf jeden Fall, die es nach dem Champions-League-Aus des FC Bayern gibt.
Denn was aktuell von Trainer Julian Nagelsmann und Sportvorstand Hasan Salihamidzic zu vernehmen ist, hört sich nicht immer nach harmonischer Einigkeit an. Wie so oft, wenn es innerhalb der sportlichen Leitung andere Ansichten gibt, geht es um das Thema Transfers.
FC Bayern: Nagelsmann spricht über "Baustellen" bei der Kaderplanung
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Arminia Bielefeld (3:0) bezeichnete Nagelsmann die Kaderplanung als "komplexes Thema", wo es "sicherlich ein paar Baustellen" geben würde. Bei einem Kader, der lange zusammengespielt habe, müsste man irgendwann auch "bisschen was Neues machen", führte Nagelsmann aus.
"In der Planung sind wir sehr gut. Es geht jetzt um die Umsetzung, die nicht so einfach ist, wie man es sich wünscht", sagte Nagelsmann zur Gestaltung des Kaders für die kommende Saison. Nagelsmann brachte zudem eine mögliche Risiko-Investition ins Spiel. "Irgendwann musst du ein bisschen ins Risiko gehen, in der Hoffnung, dass hinten dann mehr rauskommt. An diesem Punkt sind wir gerade, das gut zu überlegen, zu rechnen und zu kalkulieren", so Nagelsmann am Freitag.
Salihamidzic: Risiko-Transfers sind nicht "FC Bayern-like"
Ein Veto gegen die Risiko-Variante legte Sportvorstand Salihamidzic zwei Tage später ein. "Es wird nicht so sein, dass wir irgendwelche großen Risiken eingehen werden", erklärte Salihamidzic vor dem Spiel gegen Bielefeld (3:0) bei "DAZN". Ein solches Vorgehen sei nicht "FC Bayern-like".
Man werde alles versuchen, aber jeweils im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, erklärte der Sportvorstand weiter. "Wir werden nicht den Klub gefährden und irgendwelche Risiken eingehen." Stattdessen wolle man versuchen, die Mannschaft, "die einen sehr guten Stamm und viele internationale Topspieler hat", zu ergänzen und im jeweiligen Rahmen zu verstärken.
Nach der Partie lenkte Nagelsmann etwas ein und sprach davon, dass es auch "gute Lösungen" geben würde, "die nicht so risikofreudig sind". Er habe seine Ideen, diese würde man jedoch intern diskutieren.
Nagelsmann wird deutlich: "Du darfst einfach nicht viele Transferperioden verschlafen"
Nagelsmann zufolge gebe es auf jeden Fall Spieler, für die es sich lohnen würde, ins Risiko zu gehen. "Für mich ist es immer die Frage: 'Wo willst du hin auf lange Sicht?' Du darfst einfach nicht viele Transferperioden verschlafen, weil so viele hast du nicht." Klartext vom Bayern-Coach!
Nagelsmann verglich die Situation mit der freien Wirtschaft: "Wenn du am Ende ein Top-Produkt haben willst, dann musst du auch vorne in der Produktion Top-Materiale verwenden." Jedoch sei Nagelsmann auch bewusst, dass sich der FC Bayern aufgrund der Pandemie einer schwierigen Situation befände.
Für die Münchner gelten andere finanzielle Voraussetzungen, wie etwa für die englischen Klubs, Paris Saint-Germain oder einige Vertreter aus Spanien. Nagelsmann spielte hier unter anderem auf den FC Barcelona ("Ein großer Klub an der Küste") an, bei dem man nicht genau wisse, wie die Mega-Investitionen gestemmt werden. Die Katalanen werden aktuell mit einem möglichen Transfer von Bayern-Superstar Robert Lewandowski in Verbindung gebracht.
Aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel müsse man "kreative Wege" gehen, so Nagelsmann. "Es gibt sicherlich nicht für uns den Weg, nur Kohle reinzubuttern, weil die haben wir nicht in der Hülle und Fülle. Wir müssen auch andere Wege gehen, die vielleicht nicht die Früchte im nächsten Jahr tragen, sondern vielleicht erst am Ende meiner Amtszeit, oder erst in sechs, sieben, acht Jahren – ich weiß es nicht. Aber diese Entscheidung müssen wir treffen, wenn man dauerhaft zu den Top 4 in Europa gehören will.“
Einigkeit oder doch noch Transfer-Zoff? Die nächsten Wochen dürften entscheidend sein – und zukunftsweisend für den FC Bayern werden.