Vom Risikofaktor beim FC Bayern zum Fels in der Brandung: Minjae Kim
München - Minjae Kim ist aktuell in gleich zwei Jobs gefordert. Der Innenverteidiger des FC Bayern muss nebenbei seinen Militärdienst für die südkoreanische Armee zu Ende bringen. Ein bis zwei Stunden pro Woche sitzt Kim dafür vor dem PC und erklärt Kindern und Jugendlichen in diesen Videoschalten etwas über Werte wie Disziplin. Nicht mehr lang - und Kim ist fertig mit seiner Ausbildung.
Beim FC Bayern hat der 27-Jährige sein Lehrjahr bereits abgeschlossen. Die erste Saison nach seinem 50-Millionen-Euro-Wechsel von der SSC Neapel im Sommer 2023 verlief kompliziert, doch in dieser Spielzeit blüht Kim unter dem neuen Trainer Vincent Kompany auf. Er hat deutlich an Sicherheit und Selbstvertrauen dazugewonnen.
Kim und Upamecano harmonieren immer besser miteinander
"Wenn die Stürmer im Training nicht gerne gegen deine Innenverteidiger spielen, wenn es keinen Spaß macht, dann bist du auf einem guten Weg", sagte Kompany vor dem Augsburg-Spiel über Kim und dessen Nebenmann Dayot Upamecano. Das Duo harmoniert immer besser. Und Kompany, einst selbst ein Weltklasse-Abwehrspieler bei Manchester City, weiß freilich, wovon er spricht. "Das habe ich sofort gespürt", ergänzte Kompany, "dass es für die Stürmer keinen Spaß macht gegen unsere Verteidiger."
Neuzugang Hiroki Ito (Mittelfußbruch) und Rückkehrer Josip Stanisic (Außenbandriss im Knie) fehlen derzeit verletzt, Eric Dier nimmt die Rolle als Ersatzmann ein. Daher hatten Kim und Upamecano in der bisherigen Hinrunde die Gelegenheit, sich einzuspielen. "Als Innenverteidiger kannst du manchmal nicht in einem Spiel zeigen, wie gut du bist. Du brauchst fünf, zehn, 15 Spiele", erklärte Kompany: "Und dann sagen die Leute: Hey, sie haben es nicht schlecht gemacht."
Kim hatte in der vergangenen Rückrunde Probleme
Bei Kim und Upamecano war es genau so. Die individuellen Fehler sind immer weniger geworden, die Souveränität immer größer. Und das gibt der gesamten Mannschaft Halt. Bayern hat in zehn Ligaspielen erst sieben Gegentore kassiert, kein Team ist besser. Für Kompany ein Resultat der Geschlossenheit. "Es ist wichtig, dass die Verteidiger Hilfe von der ganzen Mannschaft bekommen. Ich bin sehr zufrieden mit unseren Spielern - und ich habe auch nicht gezweifelt."
Dabei hatte es in der vergangenen Saison regelmäßig Kritik an Kim und Upamecano gegeben, weil beide zum Teil unter ihren Möglichkeiten blieben und unkonzentriert agierten. "Als Minjae im Sommer 2023 kam, hat er eine sehr gute Hinrunde gespielt - wie der gesamte FC Bayern", erinnerte sich Sportvorstand Max Eberl. "Nach der Winterpause lief es dann nicht mehr so rund, auch nicht bei Minjae."
Ein Grund: Kim nahm mit Südkorea am Asien-Cup teil, hatte fast keine Auszeit. Und das merkte man ihm nach seiner Rückkehr deutlich an.
Eberl erklärt den Kim-Aufschwung
"Es wurde Vertrauen verloren, er hat Fehler gemacht und wurde auf die Bank gesetzt", skizzierte Eberl Kims Rückrunde unter Ex-Trainer Thomas Tuchel. "Und dann hat bei ihm das Überlegen eingesetzt. Das ist das Problem bei Spielern: Wenn du zu viel überlegst und alles bestmöglich machen willst, fehlt dir diese Intuition, die du brauchst."
Und das sei nun, so Eberl, "der große Unterschied. Wir haben im Sommer Entscheidungen in der Innenverteidigung gefällt. Wir haben Minjae und Upa ganz klar das Vertrauen ausgesprochen, weil wir wussten: Wenn sie das haben, sind sie Fighter, auf die du dich verlassen kannst. Und dieses Vertrauen haben sie wiedergegeben. Man sieht, was sie für Qualitäten haben."
Und wie. Bei Kim sei es zudem so gewesen, dass er in der Bundesliga weniger Zeit im Spielaufbau habe als vorher in der Serie-A, ergänzte Eberl: "Aber auch da hat er sich adaptiert, auch da ist er besser und stabiler geworden. Vertrauen und Zeit machen Minjae jetzt zu dem, den wir alle von Anfang an erwartet haben." Zum großen Spaß-Verderber für die Stürmer.