Uli Hoeneß vor Comeback beim FC Bayern München: Das sagen Presse und Fans

Uli Hoeneß ist wieder da – zumindest so gut wie. Im November wird er aller Voraussicht nach auf der Jahreshauptversammlung zum Präsidenten gewählt. Aktuelle Pressestimmen sowie Reaktionen der AZ-Leser finden Sie hier.
von  az
Bald wieder Bayern-Boss: Doch die Öffentlichkeit diskutiert darüber kontrovers. Foto: Teresa Tropf
Bald wieder Bayern-Boss: Doch die Öffentlichkeit diskutiert darüber kontrovers. Foto: Teresa Tropf © dpa

München - Paukenschlag am Montag: Uli Hoeneß will wieder das Kommando beim FC Bayern übernehmen. Im November kann er wieder zum Präsidenten gewählt werden – neun Monate nach seiner Entlassung aus der Haft wegen Steuerhinterziehung. Was die deutschen Medien davon halten und wie die Reaktionen im Netz sind, erfahren Sie hier.

Badische Neueste Nachrichten: Bescheidenheit war nie die Sache des "Mia san Mia"-Klubs Bayern München. Doch die trotzige Selbstverständlichkeit, mit der Uli Hoeneß nun zurück ins Präsidentenamt drängt, fällt unter die Rubrik peinliche Egozentrik.

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Hoeneß ein Mann des Volkes?

Münchner Merkur: In der freien Wirtschaft wäre so eine Rückkehr vermutlich wesentlich schwerer vertretbar, aber ein Fußballverein darf sich an der Stimmung an der Basis orientieren. Hoeneß ist schon immer ein Mann des Volkes gewesen. Und wenn die Klubanhänger jubeln, werden die Mitglieder im Aufsichtsrat, obwohl sie DAX-Konzernen vorstehen, nicht den Daumen senken.

Nicht alle in der Republik werden das so sehen, und eines ist auch klar: Als moralische Instanz wird sich Hoeneß abseits des Fußballs nie mehr inszenieren können. Doch für den 64-Jährigen ist ohnehin genug zu tun. Der FC Bayern hat sich in seiner Abwesenheit von der Basis entfernt, die Fans erhoffen sich nun eine Kurskorrektur. Das ist eine Aufgabe, an der er sich messen lassen muss.

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Ein anderer Maßstab

Mitteldeutsche Zeitung: Zu dreieinhalb Jahren Haft war Hoeneß verurteilt. Steuerhinterziehung in zweistelliger Millionenhöhe. Der Manager eines mittleren Unternehmens hätte bei geringerer Schuld sicher größere Probleme mit seiner Rehabilitierung. Aber die Bayern sind halt die Bayern. Und der Uli ist ein Idol.

Flensburger Tageblatt: Auch nach der Hoeneß-Ära haben die Bayern keinen Millimeter nachgegeben. Es wird weiter gesiegt, an fast jedem Wochenende. Die Habenseite läuft über. Konzerne wie Adidas, Telekom oder Audi haben zu ihrer Gesellschafterrolle auch ohne Hoeneß gestanden.

Nicht jedes Comeback ist von Erfolg gekrönt. Uli Hoeneß will sich noch einmal beweisen, will zeigen, dass es selbst beim FC Bayern unter ihm noch besser wird. Vielleicht will Hoeneß aber auch nur seine größte Niederlage vergessen machen.

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"Mia-san-mia"-Mentalität wie kein Zweiter

Mannheimer Morgen: Aufgrund seiner Verdienste für den Klub bekam der mittlerweile 64-Jährige, der die "Mia-san-mia"-Mentalität geprägt hat wie kein Zweiter, auch nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung die volle Rückendeckung seiner langjährigen Vertrauten. Getreu dem Motto: Der Uli hat sich immer uns gekümmert, jetzt kümmern wir uns um ihn - mia san Uli eben. Die Familie lebt.

Wirklich weg war Hoeneß nie. Selbst aus der Haft heraus soll er beratend tätig gewesen sein. Dennoch: Die Risse in seiner Reputation sind auch nach verbüßter Strafe geblieben. Damit muss Hoeneß leben. Bei einem großen Wirtschaftskonzern oder in der Politik wäre ein Comeback als Führungskraft wohl unmöglich gewesen. Jetzt ist es am Bayern-Macher, seine zweite Chance zu nutzen.

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FCB nicht ohne Hoeneß

Kölner Stadt-Anzeiger: Im Februar aus dem Knast, im November wieder Präsident des FC Bayern. Aber vielleicht kann der Fall Hoeneß ja Schule machen. Dann hätte die bayerische Old-Boys-Nummer wenigstens ihr Gutes. Eine Frage bleibt jedoch jenseits juristischer Grundsatzerwägungen: Was ist der Weltverein FC Bayern für eine provinzielle Klitsche, dass er ohne den Seniorchef nicht auskommen kann?

Der Tagesspiegel: Die Bayern verdanken ihre Siege - in sportlicher wie in finanzieller Hinsicht - weder einem Scheich noch einem russischen Oligarchen. Sondern Uli Hoeneß. 30 Jahre lang war Hoeneß Manager des FC Bayern, fünf Jahre lang Präsident. Franck Ribéry hat recht, wenn er sagt: "Uli ist das Herz der Bayern."

Dass Hoeneß im November dieses Jahres nun wieder zum Präsidenten gewählt werden wird, ist deshalb folgerichtig und keine noble Geste gegenüber einem ehemaligen Strafgefangenen, sondern eine in jeder Hinsicht durchdachte Entscheidung. Denn Hoeneß ist ja nicht (nur) kalter Stratege, sondern vor allem ein Patriarch, der eine erfolgreiche Aktiengesellschaft zusammenhält und ihr ein menschliches Gesicht verleiht.

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Paukenschlag am Montag

Schwäbische Zeitung: Seit Februar ist Uli Hoeneß wieder ein freier Mann, seit Februar war er in keiner Talkshow, seit Februar haben alle darauf gewartet, was Uli Hoeneß zu tun gedenkt. Seit Montag ist es klar: Uli Hoeneß wird im November wieder Präsident seines Vereins sein - und nur Menschen, die unser Justizsystem nicht verstanden haben, können etwas dagegen haben.

Natürlich ist Hoeneß geeignet, dieses Ehrenamt erneut zu übernehmen. Nüchtern betrachtet dürfte kaum ein Ex-Häftling eine bessere Sozialprognose haben als dieser geläuterte 64-Jährige. Wer den FC Bayern kennt, weiß, dass der familiäre Charakter, der den Club trotz all der Stars und ihrer Millionen seit Jahrzehnten ausgezeichnet hat, zuletzt etwas verloren gegangen ist.

Hoeneß’ Rückkehr ist gut für die Bayern-Familie, gut für die Bundesliga - und gut für ihn selbst. Die Heimkehr sei ihm gegönnt. Und er darf auch gerne wieder poltern und toben. Langweiler gibt es in dieser Branche genug.

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Das sagen die AZ-User zu Hoeneß' Kandidatur:

Münchner: "Jawoll, geht doch, prima! Jetzt werden wir noch stärker! Welcome back, Uli!"

mountainmammy: "Uli Hoeneß hat seine Strafe verbüßt. Er war und ist das Herz des FC Bayern und hat nun die Aufgabe, diesen Verein wieder so zu führen wie es nötig ist. Also nicht mit komischen Präsentationen, sondern mit wirklichem Mia san Mia."

Steuerbetrüger: "Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich darüber nur lachen. Ein Steuerbetrüger gehört nicht an die Spitze eines der größten Vereine der Welt."

Gast13: "Hast du Geld, hast du Rechte. Wenn ich lüge und betrüge, dann ist mein Job futsch und zwar dauerhaft. Für mich ist der FC Bayern damit gestorben."

Rumpelstilzchen: "Toll ein verurteilter Steuerbetrüger bewirbt sich wieder für das Präsidentenamt im Verein. Da fällt mir nichts, aber rein gar nichts mehr ein..."

<strong>AZ-Umfrage: Was halten Sie von der Hoeneß-Rückkehr</strong>

 

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