Hoeneß vor Comeback beim FC Bayern München als Präsident
München - Das Telefon klingelt, man nimmt ab. Der Satz, der dann folgt, ist seit Jahrzehnten derselbe: "Hier ist Hoeneß!" Viel besser als mit diesem drei Worten lässt sich nicht verkünden, was der FC Bayern am Montag um 13.50 Uhr erklärte: "Uli Hoeneß wird für das Amt des Präsidenten des FC Bayern München e.V. kandidieren." Er ist also wieder da.
Überraschend kommt die Kandidatur, deren Bestätigung durch die Mitglieder der Jahreshauptversammlung im November nur noch Formsache sein dürfte, nicht. Und auch nicht die Tatsache, dass Karl Hopfner für den 64-Jährigen klaglos seinen Platz für Hoeneß räumt. Der langjährige Finanzvorstand "wird nicht mehr für ein Amt im Präsidium kandidieren. Dies haben Karl Hopfner und Uli Hoeneß bei sehr angenehmen Gesprächen einvernehmlich so vereinbart", heißt es in der Erklärung des FC Bayern.
Duo Hoeneß/Rummenigge vor Revival
Damit ist der Weg frei für Hoeneß. Zurück an die Spitze des Vereins, für den er von 1970 bis 1979 kickte, den er anschließend bis 2009 managte, dem er 2009 bis 2014 als Präsident vorstand. Bis es für den Mann, für den es jahrzehntelang nur nach oben – und nun plötzlich bergab ging. Wegen 28,5 Millionen Euro hinterzogener Steuern in Folge von Zockereien an der Börse musste er 21 Monate in Haft. Er verlor viel Gewicht, litt, wurde erpresst. Und war plötzlich nicht mehr ganz so wichtig. Als Freigänger bekam er anschließend beim FC Bayern eine Anstellung im Jugendbereich.
Lesen Sie hier: Dieser Villareal-Neuzugang bringt dem FC Bayern Geld
Nun strebt Hoeneß wieder an die Macht – und auch das Präsidentenamt ist nicht genug. Auch den (all-)mächtigen Chefposten im Aufsichtsrat, den Hopfner wohl auch nur interimsweise hält, dürfte Hoeneß wieder übernehmen und wieder die Geschicke des FC Bayern, seines FC Bayern, gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge entscheidend mitbestimmen. Adidas-Chef Herbert Hainer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und im Moment für die Olympischen Spiele in Rio, freut sich bereits: "Der Uli Hoeneß hat so viel für den FC Bayern gemeistert. Jeder im Verein sehnt sich danach, dass er wieder stärker eingebunden wird. Ich habe es heute gelesen; es war für mich nicht überraschend."
"Uli ist das Herz des Vereins"
Schaden, wie immer wieder gemutmaßt wurde, hat Hoeneß’ Ansehen in Folge zumindest in Reihen des FC Bayern nicht genommen. "Bayern München hat so viel Power, aber Uli kann dem Verein trotzdem noch einmal mehr Power geben. Er hat so viel Kraft, so viel Euphorie. Uli ist das Herz des Vereins", sagte Profi und Hoeneß-Ziehsohn Franck Ribéry kürzlich der "Sport Bild".
Lesen Sie hier: Coman: "Diese Chance kommt nie wieder für mich"
Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hatte für eine Rückkehr votiert: "Der FC Bayern braucht Uli Hoeneß – und Uli Hoeneß den FC Bayern. Auch in einem so funktionierenden und erfolgreichen Verein sollte man nicht auf die Erfahrung von Uli verzichten." Thomas Müller meinte: "Er ist grundsätzlich eine Bereicherung für den FC Bayern. Er ist ja immer schon präsent." Philipp Lahm sagte: "Uli ist für den Verein sowas von wichtig. Ohne ihn wäre der FC Bayern nicht da, wo er jetzt steht." Und zu ersetzen, das zeigten die vergangene Jahre, ist Uli Hoeneß nicht. Jetzt hat ihn der FC Bayern wieder. Und Hoeneß seinen FC Bayern.