Uli Hoeneß jubelt: Konrad Laimer tritt in die Fußstapfen einer echten Legende beim FC Bayern
München - Natürlich überstrahlt Harry Kane alles und jeden. Der Ü-100-Millionen-Euro-Neuzugang war DER Transfer des FC Bayern, der aufsehenerregendste Bundesliga-Import im Sommer überhaupt. Mittelstürmer Kane hat die Erwartungen dank seiner Torflut sogar noch übertroffen, während sich Min-jae Kim, 50 Millionen Euro teuer, als stets zuverlässiger, meist stabiler, und vor allem jedem Jetlag trotzender Innenverteidiger bewährte.
Die anderen beiden ablösefreien Sommer-Transfers rochen nach: Ergänzungsspieler. Raphael Guerreiro von Borussia Dortmund, als Achter oder Linksverteidiger eingeplant, hatte so viel Pech mit Muskelverletzungen, dass er bisher lediglich drei Einwechslungen erhielt.
Konrad Laimer bestritt alle Pflichtspiele für den FC Bayern in dieser Saison
Anders Konrad Laimer, dessen Vertrag bei RB Leipzig im Sommer ausgelaufen war. Von den bisher 19 Bayern-Pflichtspielen dieser Saison bestritt der Österreicher alle 19 – was sonst nur Leroy Sané schaffte. Dabei stand er 13 Mal in der Startelf, wurde sechs Mal eingewechselt. Interessant dabei: Neun Mal spielte er im zentralen Mittelfeld auf einer der beiden Sechser-Positionen und zehn Mal als Rechtsverteidiger.
Was personelle Gründe hat: Benjamin Pavard wurde im August der Wechselwunsch zu Inter Mailand erfüllt, Bayerns Eigengewächs Josip Stanisic für ein Jahr an Bayer Leverkusen verliehen. So ist neben Buona Sarr, der kaum zum Zug kommt, in Noussair Mazraoui nur ein Rechtsverteidiger im Kader. Auch für die zwei zentralen Mittelfeld-Positionen im 4-2-3-1-System von Trainer Thomas Tuchel stehen mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Guerreiro, Talent Aleksandar Pavlovic und eben Laimer nur fünf Profis zur Verfügung.
Konrad Laimer: Eine Allzweckwaffe, polyvalent einsetzbar
Doch der gebürtige Salzburger Laimer spielt auch am Mittwoch im Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Kopenhagen nicht deshalb, weil er ein klassischer Lückenbüßer ist, sondern sich in jede Aufgabe, die ihm der Trainer gibt, reinfuchst. Für Tuchel ist er "ein Balljäger voller Energie und voller Lust". Einer, der seine Aufgabe klaglos erfüllt, und das Vertrauen in ihn mit Leistung zurückzahlt. Eine Allzweckwaffe, polyvalent einsetzbar.
Und nahezu unverzichtbar. "Es schadet nie, wenn man mehrere Positionen spielen kann, sich probieren kann", sagt Laimer, über seine Flexibilität. Sein sportliches Portfolio umschreibt er so: "Ich erobere viele Bälle und kann danach schnell umschalten. Ich bin ein Spieler, der viel investiert, der viel läuft, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt." Klingt nach? Und erinnert stark an? Ja, Laimer ist Bayerns neuer Brazzo. Oft unterschätzt, meist ungemein wichtig.
FC Bayern: Uli Hoeneß ist großer Fan von Konrad Laimer
Nicht umsonst war Uli Hoeneß stets ein Fan des Dauer(b-)renners über rechts oder im zentralen Mittelfeld. Von 1998 bis 2007 spulte Hasan Salihamidzic, damals als Nobody vom Hamburger SV ins Münchner Starensemble gekommen, 365 Pflichtspiele mit totaler Hingabe ab und erzielte dabei 47 Tore. Heute ist Hoeneß Laimer-Fan. Im Juli sagte der Ehrenpräsident: "Die Diskussion um die Sechs stellt sich mir gar nicht, weil ich glaube, dass Laimer ein Transfer ist, an dem wir sehr, sehr, sehr viel Spaß haben werden."

Ryan Gravenberch, der nun beim FC Liverpool aufblüht, und Marcel Sabitzer (zum BVB) durften den Verein im Sommer verlassen. Tuchels Wunsch-Sechser Declan Rice, ging von West Ham United zum FC Arsenal, kam ebenso wenig wie Joao Palhinha vom FC Fulham, dessen Transfer in letzter Sekunde scheiterte. Auf Wiedervorlage im Januar, im Winter-Transferfenster? Wenn nicht, hat man ja Laimer, den "Wunderwuzzi", wie ihn ein Journalist am Dienstagmittag bezeichnete.
Laimers Antwort: "Ich würde immer noch Mittelfeldspieler auf meine Visitenkarte schreiben. Es ist mir aber im Endeffekt egal, wo ich spiele. Ich fühle mich wohl, wenn ich spielen kann, will meinen Job erledigen." Tuchel lobte ihn erneut: "Konny ist immer positiv, hat immer Lust zu kicken und stellt seine eigene Wunschposition hinten an. Er fühlt sich immer wohler und gewinnt immer mehr Sicherheit. Es ist gut, dass er hier ist." Mit Vertrag bis 2027. Wo er gegen Kopenhagen spielt? Rechts hinten? Im Mittelfeld? Laimer lässt sich überraschen.