Plötzlich gerät Müllers möglicher Bayern-Rekord ins Wanken: Es liegt in Tuchels Händen
Youngster Jamal Musiala trainiert Tag für Tag hin auf sein Comeback nach dem kleinen Muskelfaserriss, allerdings bisher noch individuell. Weil der Zehner für das Auswärtsspiel in Köln nicht zur Verfügung stand, rechnete man mit dem Einsatz von Thomas Müller als Ersatz.
Zumal der 34-Jährige in den Länderspielen gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2) lediglich 45 Minuten zum Einsatz gekommen war. Statt Müller begann Eric Maxim Choupo-Moting hinter und neben der Spitze Harry Kane.
Kein Müller? "Wir wollten die Körpergröße und Kopfballstärke von Choupo"
"Wir wollten die Körpergröße und Kopfballstärke von Choupo", erklärte Trainer Thomas Tuchel: "Dazu kommt, dass Choupo die ganze Woche in München trainiert hatte. Mir ist es wichtig, dass die Spieler, die die ganze Woche da sind, merken, dass sie trotz des vielleicht fehlenden Rhythmus aus den Länderspielen auch reinkommen können, wenn sie gut trainieren."
Im Umkehrschluss: Wäre Müller nicht bei der Nationalelf gewesen, hätte er größere Einsatzchancen gehabt. Doch Müller will unbedingt bei der Heim-EM 2024 dabei sein.
Und das in Top-Form, am besten mit viel Spielrhythmus. Wird nicht leicht. In dieser Saison kam er unter Tuchel erst zu fünf Startelf-Einsätzen in 19 Pflichtspielen, wurde neun Mal eingewechselt. Vier Mal war Bayern Müller-freie Zone, zwei Mal davon fehlte er verletzt. In der Bundesliga steht er bei zehn Spielen an zwölf Spieltagen. Beim 2:2 in Leipzig und nun beim 1:0 in Köln musste der Rekordmeister (zwölf Schalen) des Rekordmeisters (33 Titel) ganz draußen bleiben.
Tuchel über Müller: "Ich nehme ihn sehr positiv wahr. Er ist topfit und es ist alles gut."
Dass Müller weitaus weniger Einsatzzeiten erhalte, als dieser es sich wünsche, weiß Tuchel. Trotzdem sei Müller ein "ganz wichtiger Spieler für uns", betonte der Trainer und meinte ganz generell: "Es wird immer so sein, dass wir Spieler draußen haben, die es verdienen zu spielen oder zu beginnen."
Nur: Müller ist Müller, der absolute Fanliebling in seiner womöglich letzten Saison, sein Vertrag läuft aus. Letzte Woche hatte der Weltmeister von 2014 angekündigt, mindestens bis 2025 spielen zu wollen, doch noch hat es keine konkreten Vertragsgespräche mit den Bossen gegeben. Am Donnerstag, dem Tag vor dem Verzicht auf einen Einsatz von Müller in Köln, schwärmte Tuchel von ihm: "Wir wollen ihn im Team haben. Ich nehme ihn sehr positiv wahr. Er ist topfit und es ist alles gut. Thomas ist eine Ikone für den Klub, eine spielende Legende. Er bekommt den maximalen Respekt von uns."
In seinen bisher 485 Einsatzminuten konnte er sieben Torbeteiligungen (zwei Tore, fünf Assists) verbuchen. Doch wie regelmäßig setzt Tuchel noch auf Müller, gerade wenn Musiala - spätestens kommenden Samstag gegen Union Berlin - wieder im Kader ist?
Schließlich steht ein Rekord auf dem Spiel. Aktuell kommt Müller auf 452 Liga-Spiele im Trikot des FC Bayern und liegt damit auf Rang zwei der ewigen Rangliste des Vereins. Mit den 27 Einsätzen der vergangenen Saison überholte der Offensiv-Allrounder die Klub-Legenden "Katsche" Schwarzenbeck (416 Einsätze), Gerd Müller (427) und Oliver Kahn (429). Nun greift Müller Rang eins an. Wenn er bei allen restlichen 22 Bayern-Partien bis Saisonende zum Einsatz kommt, erreicht er die Marke von 474 Spielen und stößt mit einer Partie mehr Torhüter Sepp Maier (473) vom Thron des alleinigen Bundesligaspiele-Rekordhalters der Bayern-Historie.
Es liegt in Tuchels Händen. . .