Scheiden tut weh

Ein AZ-Interview mit Karl-Heinz Rummenigge sorgt für Wirbel. Der Vorstandsboss hatte seinem Noch-Trainer einen Platz im Beirat angeboten – und dieser darauf erbost reagiert. Hier lesen Sie Hintergründe und Folgen.
München - Es war gut gemeint. Ein Vorschlag, ein Angebot.
Es war das Thema in den Medien vor und nach dem 3:2 des FC Bayern am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf. Bleibt Jupp Heynckes doch beim FC Bayern? Nicht als Trainer, sondern – wie von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in einem AZ-Interview angeboten – als Beirat?
Schon im Dezember, als die Bayern-Bosse Heynckes davon unterrichteten, dass es ihnen gelungen ist, Pep Guardiola als neuen Trainer für die kommende Saison zu verpflichten, sprach man mit Heynckes über eine eventuelle Weiterbeschäftigung. Doch der soll gar nicht wirklich hingehört haben, zu sehr richtete er seine ganze Kraft und Konzentration auf die Rückrunde aus, auf die Suche nach Perfektion und die Jagd nach dem Triple.
Dass der Verein in einer dem Guardiola-Hype geschuldeten, überhasteten Pressemitteilung im Januar zugleich das Karriere-Ende des 67-Jährigen verkündete, ließ Heynckes gereizt kontern: "Das möchte ich selbst bekannt geben." Und: "Hier beim FC Bayern höre ich auf. Dass ich als Trainer aufhöre, habe ich nicht gesagt." Prompt kamen Gerüchte auf, Schalke wolle ihn für die nächste Saison verpflichten.
Unterdessen wollte man beim FC Bayern ein weiteres Gespräch mit Heynckes führen. Dies fand nicht statt. Dafür erneuerte Rummenigge sein Angebot im AZ-Interview: "Jupp Heynckes macht hier bei Bayern einen fantastischen Job. Er ist einer der ganz großen Trainer in Europa. Wir haben ihm angeboten, weiterhin beim FC Bayern dabei zu sein. Unserem Beirat tut Fußballkompetenz immer gut. Vielleicht gibt es auch etwas Exponiertes."
Am Mikrofon von "LIGA total!" echauffierte sich Heynckes: "Das überrascht mich. Es wäre besser gewesen, wenn er erst mal mit mir gesprochen hätte." Auf die Frage bei "Sky", ob ihm ein Angebot für den Beirat-Job vorliege, sagte er: "Nein. Das stimmt nicht:" Wäre solch ein Job für ihn interessant? "Nein, vor allem nicht, wenn ich es aus den Medien erfahre. Dann sowieso nicht." Darum sieht er das Angebot als Affront.
Moment mal: Warum Jupp ein Lob als Affront versteht
Nach der Partie konkretisierte er in der Pressekonferenz: "Vor einiger Zeit hat mein Verein, das ist Borussia MönchengladbachGemeint ist: der Verwaltungsbeirat, der vom Präsidium berufen wird. Vorsitzender ist Edmund Stoiber, der ehemalige bayerische Ministerpräsident, dessen Stellvertreter der Ex-Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Heinrich von Pierer. Weitere Mitglieder: der langjährige "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort, Unternehmensberater Herbert Henzler, und die Münchner Unternehmerin Alexandra Schörghuber als einzige Frau.
Derweil versuchte Rummenigge, die ungewollt entstandenen Irritationen zu glätten: "Ich habe das als Wertschätzung ihm gegenüber kundgetan, er soll es sich in Ruhe überlegen." Wie schon im Januar. Rummenigge: "Vielleicht will er ja was anderes machen. Natürlich ist das exklusiv seine eigene Entscheidung."