Rummenigge: "Guardiola lernt jeden Tag Deutsch"
Im zweiten Teil des Interviews lobt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge Trainer Heynckes und bietet ihm einen Platz im Beirat an, spricht über den neuen Coach – und stichelt gegen Dortmunds Watzke.
AZ: Herr Rummenigge, zuletzt ging es mit Borussia Dortmund verbal gut zur Sache. Wir groß ist die Rivalität wirklich?
KARL-HEINZ RUMMENIGGE: Ich habe großen Respekt vor dem Klub. Der BVB hat eine gute Mannschaft, einen sehr guten Trainer, ein gutes Management. Ich erinnere mich noch an den Abend nach dem Pokalfinale (2:5, d. Red.) vergangene Saison, der ist noch gespeichert. Von daher gibt es jetzt keinen Anlass zur Häme oder Arroganz, weil wir die Dinge wieder zurechtgerückt haben. Wir dürfen nicht so miteinander umgehen, wie es Barça und Real in Spanien tun – das ist ja Hass. So etwas geht nicht.
Es muss Sie doch genervt haben, wie Dortmund an Ihnen vorbeizog…
…im ersten Jahr hat es das komischerweise nicht. Da wurden sie halt Meister, haben das gut gemacht. Aber das zweite Jahr! Wir sind es nicht gewöhnt, zweimal in Folge von denselben geschlagen zu werden. Ich weiß noch, wie ich in Berlin beim Bankett saß und dachte: Was sagst du jetzt eigentlich? So eine Situation wollte ich nicht nochmal erleben.
Nächste Saison kommt Pep Guardiola als Trainer. Wird er jeden Stein beim FC Bayern umdrehen?
Wir sind doch kein Sanierungsfall. Nein. Er sagt: Ich brauche euch, keiner kennt den Verein besser als ihr.
Haben Sie ein Beispiel?
Die Trainingseinheiten. Er sagt: Wenn bisher die Hälfte der Einheiten öffentlich waren, dann bleiben sie öffentlich. Für die Besucher an der Säbener Straße wird sich nichts ändern! Guardiola ist das komplette Gegenbeispiel von arrogant. Er ist höflich, fast schon bescheiden.
Jeder fragt sich, was Matthias Sammer macht und welchen Anteil er am jetzigen Erfolg hat. Sie sind sein Chef, Sie können es beurteilen.
Er ist ein wichtiger Teil unseres Räderwerks. Er ist erster Ansprechpartner des Trainers. Er ist für die Mannschaftsführung mitverantwortlich. Transfers sind sein Thema, der Nachwuchs, das Scouting.
Wird es Reibungen zwischen Sammer und Guardiola geben?
Wenn ich eines einschätzen kann, dann, ob die Chemie zwischen zwei Personen stimmt. Und sie stimmt. In Spanien ist es normal, dass man starke Manager an der Seite hat.
Was waren Guardiolas erste Worte auf Deutsch?
"Wie geht es Jupp?" Am Tag, als wir alles fix gemacht haben, hat er das gefragt.
Wir vermuten, dass er seine erste Pressekonferenz auf Deutsch hält.
Er ist sehr ehrgeizig. Er lernt jeden Tag mit einer Lehrerin, zum Teil Stunden.
Werden Sie Heynckes nach der Saison einbinden?
Jupp Heynckes macht hier bei Bayern einen fantastischen Job. Er ist einer der ganz großen Trainer in Europa. Wir haben ihm angeboten, weiterhin beim FC Bayern dabei zu sein.
Welche Modelle können Sie sich vorstellen?
Unserem Beirat tut Fußballkompetenz immer gut. Vielleicht gibt es auch etwas Exponiertes.
Lesen Sie hier den Heynckes-Konter: "Das überrascht mich. Da weiß ich bisher überhaupt nichts von."
Werden Sie es respektieren, sollte der BVB Robert Lewandowski nicht ziehen lassen?
An unserer Haltung hat sich nichts geändert. Wir planen nicht, mit Dortmund über einen Transfer zu reden. Zuletzt hat Watzke etwas von einem Pokertisch gesagt. Im Moment sitzt er alleine da…
Und Sie?
Wir sitzen im Nebenraum und schauen Fernsehen. Ganz entspannt.
Weil Sie wissen, dass der Spieler zum FC Bayern will.
Ich bitte um Verständnis, aber das kommentiere ich nicht.
Kann Guardiola eine Ära prägen?
Kontinuität ist immer unser Wunsch. Der FC Bayern war immer dann erfolgreich, wenn er Trainer hatte, die lange da waren.
Was weiß er über München?
Er ist top-class informiert, er kennt alles in München, er weiß alles über München. Pep Guardiola ist kein Mensch, der irgendetwas dem Zufall überlässt.
Also war er doch schon heimlich in München, hat sich alles angeschaut, auch Immobilien?
Nein, das muss man ja heute nicht mehr persönlich machen, dafür gibt es Kontaktpersonen und das Internet. Und um eine Bleibe wird sich wohl seine Frau kümmern.