Sammer: Müller ist der neue Schweinsteiger

Sportvorstand Sammer vertritt den „gereizten“ Guardiola – und erklärt den Stürmer zum Nachfolger des abgewanderten Mittelfeld-Chefs. Außerdem ermahnt er Götze – und löscht den Völler-Brand.
von  Maximilian Koch
Steigt in die Führungsriege der Bayern-Mannschaft auf: Thomas Müller.
Steigt in die Führungsriege der Bayern-Mannschaft auf: Thomas Müller. © Alexander Hassenstein Bongarts/getty

München - Es war offenbar an der Zeit, Pep Guardiola mal eine Abkühlung zu geben. Nicht etwa deshalb, weil das sommerliche Wetter dem Bayern-Trainer zu schaffen machen würde. Solche Temperaturen kennt der Katalane ja nur zu gut aus der Heimat. Es lag wohl eher an den Presserunden in den vergangenen Wochen, die Guardiola mehr zu erhitzten schienen als die eigentliche Arbeit mit der Mannschaft. „Er ist manchmal ein bisschen gereizt, gar keine Frage“, sagte nun auch der Mann, den die Bayern vor dem Pokalspiel beim Oberligisten FC Nöttingen anstelle Guardiolas in den „Glutofen“ Presseraum schickten: Es war ausgerechnet Matthias Sammer, der Mann also, der in seiner aktiven Zeit „Feuerkopf“ genannt wurde.
Aber der Sportvorstand blieb ganz cool, er versuchte, die „überhitzte“ Debatte um Guardiola ein wenig zu beruhigen. Mit Lob für den Coach zum Beispiel: „Ich liebe das, wie er mit der Mannschaft kämpft und arbeitet“, sagte Sammer. „Im Moment wird versucht, ein bisschen Unruhe reinzubringen. Mir ist Peps Stimmung aber sehr recht, weil er sehr fokussiert ist.“ Auch zu weiteren Störfeuern äußerte sich Sammer. Ein Überblick.

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Mario Götze: Der Abschied des 23-Jährigen in dieser Transferperiode scheint weiter möglich. Daran änderten auch Sammers Ausführungen nichts. Götze sei „noch ein sehr junger Spieler“, sagte der Sportvorstand wohlwollend. Dass Götze mal „überlegt und auch mal sagt, er braucht ein Gespräch mit dem Trainer, das ist ganz normal.“ Dann wurde aus dem Verständnis für Götze aber recht schnell eine Aufforderung zu mehr Leistung: „Diese ein, zwei, drei Prozent an Selbstbewusstsein, an Explosivität muss er noch bringen. Aber wenn er bereit ist, daran zu arbeiten, stehen wir komplett hinter ihm.“ Sammer verwies auf die jüngsten Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge, der erklärt hatte: „Am Ende muss der Spieler selbst entscheiden.“ Sammer gab dem Vorstandsboss recht, er sagte weiter: „Ich gehe davon aus, dass er sich bei Bayern durchsetzen wird. Wenn er denn alles dafür tut.“

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Hierarchie: Ob das so schnell geht mit dem neuen Fußballgott? Aus Sammers Sicht schon. „Thomas Müller füllt jetzt die Rolle von Bastian Schweinsteiger aus“, sagte er. „Er rückt nach oben in den Führungskreis neben Philipp Lahm und Manuel Neuer.“ Die Bayern wollen Müller offenbar zum neuen Gesicht des Vereins aufbauen. Auch Rummenigge hatte den 25-Jährigen zuletzt öffentlich auffällig oft gelobt und für unverkäuflich erklärt. Sammer verknüpfte mit dem Lob für die drei Leader aber auch gleich eine Ansage: „Sie müssen noch ein, zwei Prozent mehr in die Verantwortung gehen. Die Siegermentalität muss man spüren. So etwas wie in Wolfsburg, dass wir kurz vor Schluss ein 1:0 noch verspielen, darf nicht wieder passieren.“ Müller ist nun der dritte Kapitän nach Lahm und Stellvertreter Neuer.

Rudi Völler: Auf der DFL-Tagung in Frankfurt habe es heftig gekracht zwischen Sammer und Rudi Völler, schrieb die „Bild“-Zeitung. Hintergrund: Sammer hatte sich für einen späteren Saisonstart nach EM und Olympia im Jahr 2016 stark gemacht. Völler vermutete dahinter laut „Bild“ einen Plan der Bayern, um mit einer weiteren „China-Reise“ oder einem weiteren „Audi Cup“ mehr Geld zu verdienen. Einen Tag später war aber plötzlich nur noch von einem „Lüftchen im Pappbecher“ die Rede, wie Sammer die Meinungsverschiedenheit mit dem Leverkusen-Manager nannte. Ein späterer Start sei für die Bayern besser, „weil wir sicher keinen kleinen Teil unserer Spieler für Olympia und die EM abstellen“, sagte er. Ein Problem mit Völler gebe es aber nicht. Auch Völler äußerte sich milde. Es sei „völlig legitim“, dass Vereine verschiedene Standpunkte hätten. So schnell löscht sich ein Brand manchmal von selbst.

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