Robben, der Seuchenvogel: Der Ein-Drittel-Arjen

Seit März fällt der 32-jährige Holländer aus – mal wieder. Fraglich, ob es in dieser Saison noch für ein Comeback reicht. Ob er bei Bayern bleibt, hängt wohl vor allen vom neuen Trainer Carlo Ancelotti ab.
von  Patrick Strasser
Der Niederländer ist der "Seuchenvogel" der Saison. Ob es noch ein Comeback in dieser Saison gibt?
Der Niederländer ist der "Seuchenvogel" der Saison. Ob es noch ein Comeback in dieser Saison gibt? © dpa

München - Robben, Wembley, Dortmund. Auf ewig Begriffe, die Bayern-Fans miteinander verbinden. „Der Arjen hat’s gemacht“, singen sie in der Kurve und huldigen dem Niederländer, dessen Siegtor im Champions-League-Finale von London 2013 den letzten Triumph in der Königsklasse bescherte.

Doch der Arjen hat’s schon lange nicht mehr gemacht. Weil seine Muskeln aktuell nicht mitmachen – mal wieder. Der 32-Jährige fällt seit Mitte März wegen einer Adduktorenverletzung aus, machte seine letzte Partie im Bayern-Trikot am 5. März beim 0:0 in Dortmund. Eine Woche später gegen Bremen (5:0) wurde er geschont – so hieß es. Für das wichtige Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Juventus Turin.

Rückschlag folgt auf Fortschritt

Doch seit Mitte März fehlt Robben. Er läuft, er sprintet. Er kämpft sich ran. Ein Fortschritt. Ein Rückschlag. Ein Fortschritt. Wieder ein Rückschlag.

Letzte Woche sorgte eine Meldung für Aufsehen, der Rechtsaußen habe sich im Sprinttraining erneut eine schwere Muskelverletzung zu und würde weitere Wochen ausfallen. Der Verein dementierte dies.

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Die Frage aber bleibt: Kommt er im Endspurt dieser Saison überhaupt noch einmal zum Einsatz? Das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund am 21. Mai in Berlin ist sein Ziel. Es wird von Tag zu Tag unrealistischer. „Es geht mir noch nicht so wie gewünscht“, sagte Robben letzten Samstag vor dem 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach, aber er „bleibe dran“ und werde „darum kämpfen“, um „noch in dieser Saison eine Rolle zu spielen.“ Das wird eng. „Ob wir es schaffen, weiß ich nicht, wenn es klappt, wäre es super“, sagte Robben, klang dabei aber wenig optimistisch.

Ausgerechnet in der wichtigsten Phase der Saison, im Frühjahr, wenn es um die Titel geht, fehlt Robben. Das nagt an ihm. „Wir arbeiten dran, wir kämpfen darum, mehr kann man nicht machen. Es war für mich eine ganz große Frustration.“ Wie schon 2015, für ihn „ein Scheißjahr“.

Läppische Verletzung im März

Robbens Bilanz: „Es begann mit einer läppischen Verletzung im März. Anschließend kam ich nicht gut aus der Sommerpause. Dadurch entstanden physische und psychische Probleme.“ Beim Saisonstart im August war er jedoch dabei, musste wegen einer Adduktorenverletzung ab Mitte September fünf Wochen pausieren.

Lediglich 1498 Minuten in 22 Partien kam Robben in dieser Spielzeit zum Einsatz – von 4440 Minuten (reine Spielzeit ohne die Nachspielzeiten) der bisherigen 49 Saisonmatches (das Rückspiel gegen Atlético Madrid nicht eingerechnet). Macht 33,74 Prozent. Der Ein-Drittel-Arjen.

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Ein Jahr hat der Niederländer noch Vertrag. Seit 2009, als Robben von Real Madrid zum FC Bayern kam, hat er mit Louis van Gaal, Andries Jonker, Jupp Heynckes und Pep Guardiola zusammengearbeitet.

Unklare Zukunft beim FC Bayern

Ab Juli übernimmt Carlo Ancelotti. „Da müssen wir erst mal abwarten. Alles beginnt von vorn“, sagte Robben, der Guardiola mehrere dicke Tränen nachweint. „Darüber ärgere ich mich. Es ist wirklich ein Jammer“, erklärte der Linksfuß als im Dezember bekannt wurde, dass der Spanier ab Sommer für Manchester City arbeitet.

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Bleibt Robben unter Ancelotti? Es wird vom Italiener abhängen. Mit den Transfer von Kingsley Coman (19, ausgeliehen bis 2017 von Juventus Turin) und Douglas Costa (25) hat der Verein für mehr Planungssicherheit auf den Flügeln gesorgt. Bleiben Robben und Franck Ribéry, einst als Duo „Robbéry“ gefeiert wie gefürchtet noch ein Jahr als Joker? Robben will seine Karriere in der niederländischen Nationalelf gerade wegen der blamabel verpassten EM in Frankreich bis zur WM 2018 in Russland fortsetzen, dafür braucht er Spielpraxis.

So könne er „nicht aufhören“, betonte Robben. Das EM-Aus „ist und bleibt eine große Enttäuschung – solange, bis das Turnier vorbei ist“. Der Sommer dürfte eine Qual werden für Robben – vielleicht kann er wenigstens konstant trainieren.

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