"Riesen-Sauerei": Hoeneß wittert Betrug um Ribéry
München - Der Bremer Kapitän konnte nur noch stammeln. „Ich habe noch nie so ein frustrierendes Spiel erlebt. Wir haben schön auf die Fresse bekommen“, sagte Clemens Fritz nach der 0:7-Klatsche gegen den FC Bayern. „Sie haben uns zurechtgelegt, hergespielt, vorgeführt. Regelrecht zerteilt.“
Statt „sie“ hätte Fritz auch „er“ sagen und Franck Ribéry meinen können. Am Samstagnachmittag wütete der Ein-Mann-Orkan Franck durchs Weserstadion und hinterließ trotz angebrochener Rippe („ein bisschen Schmerzen, aber okay“) eine Schneise der Verwüstung. Zwei Tore und zwei Torvorlagen steuerte er zur höchsten Bremer-Heimniederlage aller Zeiten bei. Prädikat: weltfußballerwürdig. „Ich bin wieder zurück, Freude mich, dass mir so ein Spiel gelungen ist“, sagte Ribéry cool.
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Andere blieben nicht so entspannt.„Franck ist ein Synonym für das, was wir momentan darstellen: absolute Weltklasse“, jubelte Präsident Uli Hoeneß bei „Sky“. Am 13. Januar solle die Fifa doch bitteschön ihm, seinem Schützling, den „Ballon d'Or“ für den Weltfußballer des Jahres überreichen. „Es gibt keinen, der das mehr verdient hätte“, meinte Hoeneß.
Das Problem: Nach internationalem Tenor wird’s Cristiano Ronaldo, nicht Ribéry. Ein abgesagter Video-Dreh für Ribéry, das der Portugiese jedoch machen durfte, dient dabei als Beleg, es mehren sich Stimmen, die vom Abstimmergebnis erfahren haben wollen.
„Ich habe das Gefühl, es werden Spielereien mit dieser Wahl gemacht. Dafür habe ich kein Verständnis“, wetterte Hoeneß und zeterte dabei wie in besseren Zeiten: „Wenn Ribéry nicht Weltfußballer wird, ist das eine Riesensauerei!“
Doch welche Argumente hat Hoeneß, bei der später namentlich öffentlich gemachten Wahl Betrug zu wittern? Da wäre zum einen die Sache mit der plötzlich verlängerten Abstimmfrist im November. Zu wenige Stimmzettel seien bis zum eigentlichen Stichtag eingegangen, argumentierte die Fifa da, und verlängerte um zwei Wochen – in denen Ronaldo prompt in den WM-Playoffs vier Tore für Portugal schoss, während Ribéry sich mit einer gebrochenen Rippe weiterquälte, heroisch zwar, aber weniger glamourös.
Und dann wäre da der öffentlich ausgetragene Disput zwischen Fifa-Boss Joseph Blatter und Cristiano Ronaldo, der dem Real-Star letztlich mehr Publicity (und Stimmen?) verschaffte. Doch ist das Betrug?
Schon rein sportlich spaltet die Frage nach dem Weltfußballer dieser Tage die Frage die Fußballwelt. Würden nackte Zahlen den Ausschlag geben, gäbe es kein Vorbeikommen am Real-Star. Vier Jahre stand der Weltfußballer von 2008 im Schatten von Lionel Messi, trat nun aber mit breiter Brust hervor, 64 Tore im Kalenderjahr 2013.
Doch Ribéry hat das Triple gewonnen, den Uefa-Supercup drauf, und ist dazu der perfekte Teamplayer, ein Defensiv-Kämpfer geworden, ein Künstler in Arbeiterklamotten. „Ich bin schon lange sehr gut, es macht Spaß, das ist super“, sagt er. Fürsprecher hat er viele, vor allem bei Bayern. „Die anderen“, sagt Pep Guardiola, „sind sehr, sehr gute Spieler, aber die letzte Saison Franck war, puh, super! Franck hat unglaublich gespielt, sein Niveau ist weiterhin hoch. Er ist ein Grund, warum wir dort stehen wo wir stehen“. Deshalb: „Er verdient es, diesen persönlichen Titel zu gewinnen.“