Real Madrid gegen FC Bayern: Hoffnungen ruhen auf Robert Lewandowski
Madrid - Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Wird Robert Lewandowski etwas bewirken können? Der Mittelstürmer schleppte sich mit einem doppelten Bänderriss in der Schulter über den Rasen des Bernabéu in Madrid, mehr schlecht als recht.
Kaum Zweikämpfe möglich, zu stark waren die Schmerzen. Ein umstrittener Einsatz, dieses Mitwirken im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League vor einem Jahr bei Real Madrid. Lewandowski war nicht Lewandowski und verwandelte immerhin noch einen Elfmeter, Pflichtspieltor 39 (von insgesamt 43) in der vergangenen Saison. Bayern schied dennoch mit 2:4 nach Verlängerung aus, sein Traum vom Königsklassen-Pott platzte erneut.
Aktuell steht Lewandowski wieder bei 39 Treffern (in 44 Pflichtspielen), erzielt in nur 3.410 gespielten Minuten. Und dennoch steht er in der Kritik. Wegen eines Spiels. Dem Hinspiel vergangenen Mittwoch gegen Real, als Bayern unglücklich gegen die Königlichen verlor und Lewandowski eine mehr als unglückliche Figur machte.
Bei jenem 1:2 vergab der Pole seine wenigen Chancen kläglich, die Körpersprache des 29-Jährigen, dem man nachsagt, sein Karriere-Traumziel sei Real, ließ zu wünschen übrig. Ein Weltklasse-Mittelstürmer, der diese Weltklasse in den ganz großen Spielen, etwa einem Champions-League-Halbfinale, zu selten zeigt. (AZ-Kommentar zum Thema: Lewandowski und Thiago versagen in Entscheidungsspielen)
Vier Mal die Zwei trotz Pleite: Die Bayern in der Einzelkritik
Schnell gab es in der Öffentlichkeit auf die Mütze, auch von den Experten der Zunft. "Lewandowski wird diesem Status in diesem Spiel, den er haben möchte, einfach nicht gerecht. Da muss er eben auch mal gnadenlos zuschlagen", sagte etwa ZDF-Experte Oliver Kahn, der ehemalige Bayern-Kapitän. Und Sky-Experte Didi Hamann fragte in einer Kolumne: "Wo war Lewandowski als es gegen Real Madrid wirklich drauf ankam? Nicht da!" Der Ex-Bayer weiter: "Wenn man sich anschaut, was Ronaldo generell in K.o.-Spielen liefert, sollte das der Maßstab sein. Er steht nun mal da vorne drin, um die Tore zu erzielen und zwar nicht nur gegen Leverkusen und Dortmund." Eine Status-Frage!
Lothar Matthäus spricht bei Lewandowski von Lustlosigkeit
Zur Einordnung: Lewandowskis Champions-League-Bilanz in dieser Saison: fünf Tore bei zehn Einsätzen, anders als in der Bundesliga-Rückrunde spielte er immer von Beginn an. Schließlich sorgte eine Aussage von Lothar Matthäus, noch ein Ex-Bayer, für Unruhe. Bei Sky erklärte Matthäus: "Man hört, dass im Training ein bisschen Lustlosigkeit zu sehen ist. Dann fehlen vielleicht ein paar Prozent, um in den großen Spielen den Unterschied zu machen." Lewandowskis Vertrag bei Bayern läuft übrigens noch bis 2021.
Wann immer Gegenwind dieser Art von außen auf einen Spieler des FC Bayern einprasselt, gehen die Bosse in den Verteidigungsmodus. Karl-Heinz Rummenigge findet die aktuelle Diskussion um Lewandowski vor dem Rückspiel in Madrid am Dienstag "lächerlich". Der Vorstandsboss: "Wir sind froh, dass er bei uns ist und dass er auch im nächsten Jahr bei uns spielen wird. Das ist eine Tormaschine."
Pressestimmen: "Bayern spielt, Real siegt, Zidane sprengt München!"
Auch bei Gerd Müller, dem legendären "Bomber der Nation", habe es mal "acht, zehn Spiele gegeben", in denen es nicht so gelaufen sei. "Für mich ist Robert ein Weltklassespieler", sagte Trainer Jupp Heynckes, einst selbst ein hervorragender Mittelstürmer, und lieferte Fakten als Begründung: "Er hat bis dato 39 Pflichtspieltore erzielt. Das ist eine Saisonmarke, davon träumen die meisten Stürmer in Europa." Seit vier Champions-League-Partien herrscht allerdings Leerlauf bei Lewandowski vor dem Tor. Ungewöhnlich lang für ihn
Wenn Lewandowski wieder nicht gut drauf ist, hat der Trainer ja Winter-Neuzugang Sandro Wagner in der Hinterhand, "der im Laufe eines Spiels eine Waffe werden kann", wie Heynckes sagte. Selbst Wagner, der eben wegen Lewandowski-Verletzung aus dem vergangenen Frühjahr in der Winterpause als Backup verpflichtet wurde, findet es ungerecht, "dass jetzt alle auf ihm rumhacken".