Rafinha: Lahms Platzhalter träumt plötzlich von der WM

München – Als vor der Saison über die Startformation bei Bayern München spekuliert wurde, fiel ein Name sicher nicht: Rafinha. Nach gut drei Monaten unter Trainer Pep Guardiola hat sich die Situation für den 28 Jahre alten Rechtsverteidiger aber grundlegend verändert. Rafinha ist der Profiteur der Verletzungsmisere beim deutschen Fußball-Rekordmeister und bisher einer der Gewinner der Saison.
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"Rafinha ist ein super Spieler. Ich bin überrascht von seiner Performance heute und in den letzten Wochen", hatte Guardiola den Brasilianer erst am Wochenende nach dem 4:0 auf Schalke in höchsten Tönen gelobt. Vor dem Pokalspiel am Mittwochabend gegen Hannover legte der Spanier noch einmal nach: "Rafinha hat große Erfahrung. Er ist intelligent, hat wenige Ballverluste. Ich mag intelligente Spieler."
Für Rafinha war das Duell gegen seinen Ex-Klub aus Gelsenkirchen bereits der fünfte Bundesliga-Einsatz in dieser Saison gewesen, der dritte in Folge von Beginn an. Auch in der Champions League gegen Moskau und im Supercup-Finale gegen Chelsea hatte der kleine, wendige Abwehrspieler überraschend begonnen.
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Schon macht sich Rafinha Gedanken über die WM 2014 in seinem Heimatland Brasilien. War die Teilnahme noch vor Wochen ein Traum gewesen, so ist sie inzwischen etwas realistischer geworden. Der Münchner rechnet sich hinter dem gesetzten Dani Alves vom FC Barcelona durchaus eine Chance aus, als zweiter Rechtsverteidiger dabei zu sein. "Wer weiß: Wenn ich so weitermache, kann es sein, dass ich doch noch mit darf", sagte er.
Auch eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern über 2014 hinaus scheint inzwischen nicht mehr ausgeschlossen. Dabei galt der Ex-Schalker, 2011 für 8,5 Millionen Euro vom FC Genua zu den Bayern gewechselt, noch vor der Spielzeit als Wackelkandidat und als potenzieller Abgang bei den Münchnern – allenfalls als Platzhalter von Philipp Lahm.
So ändern sich die Zeiten. Da Guardiola durch die Verletzungen von Bastian Schweinsteiger übernahm dessen Rolle rechts hinten in der Viererkette – und überzeugte.
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Für Guardiola ergeben sich dadurch noch mehr Variations-Möglichkeiten, aber auch noch mehr Probleme in seinem Luxus-Kader. Lahm spielte auch auf Schalke vor der Abwehr, obwohl Schweinsteiger wieder fit war. Der Nationalspieler ("Ich fühle mich wohl, egal wo ich spiele") musste deshalb überraschend auf die offensivere Halbposition ausweichen. Dafür fand sich etwa Thomas Müller auf der Bank wieder.
Lahm spiele "jedes Mal unglaublich auf dieser Position", sagte Guardiola und deutete an, dass dies für ihn auch dann ein Option sein könnte, wenn Martínez, Thiago oder auch ein Mario Götze, der nach seiner Verletzung seit Sonntag wieder trainiert, wieder zur Verfügung stehen. Vielleicht sei das "ein Risiko, aber ich bin hier, um diese Risiko-Entscheidungen zu treffen", fügte der Bayern-Coach an.
Zumal es derzeit eigentlich keinen Grund gibt, Rafinha aus dem Team zu nehmen. Die Auftritte des Brasilianers erinnern an gute alte Schalker Zeiten, als er als einer der besten und offensivfreudigsten Verteidiger der Liga galt. In Genua und zunächst auch beim FC Bayern konnte Rafinha die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen – bis Guardiola kam.