Pott und Probleme: Hansi Flick macht sich Sorgen
München - Vor der Wand der großen Trainer-Helden des FC Bayern blieb Hansi Flick kurz stehen und schaute sich seine berühmten Vorgänger genau an: Udo Lattek, Dettmar Cramer, Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes - vier Legenden, die mit den Münchnern den Henkelpott gewannen, den Titel in der Champions League, die früher Europapokal der Landesmeister hieß. Nun zählt auch Flick zu diesem illustren Kreis.
Am Mittwochvormittag brachte er den Cup ins Vereinsmuseum in der Allianz Arena. Und als Flick so dastand und sich fotografieren ließ vor dieser Helden-Wand, blickte der bescheidene Coach fast ein wenig ehrfürchtig drein.

FC-Bayern-Coach Hansi Flick: "Wir müssen uns auf die neuen Ziele fokussieren"
Doch es ist wahr: Man muss Flick in einem Atemzug mit den größten Trainern des Klubs nennen, obwohl er erst seit November im Amt ist. Eine nach wie vor irre Geschichte. Und eine, die jetzt erstmal ins Archiv verschwinden soll. Meint zumindest Flick. "Wir haben Ziele erreicht, die wir erreichen wollten. Wir haben auch gefeiert - aber jetzt ist es vorbei", erklärte der gut gebräunte Coach im dunklen Anzug mit weißem Shirt und weißen Schuhen: "Jetzt müssen wir schauen, dass wir uns auf die neuen Ziele fokussieren." Bei Bayern heißt das: Mindestens Meister werden. Flick weiß um die Ambitionen, auch in einer Saison nach dem Triple-Triumph.
Nach dem Pott könnten Probleme auf Flick zukommen
Doch mit dem nationalen Titel werde es "dieses Jahr verdammt schwer", sagte Flick. Dortmund, Leipzig und Mönchengladbach seien starke Gegner, die Belastung mit vielen Englischen Wochen enorm. Und - Flicks wichtigster Punkt - der Kader bereite ihm durchaus Sorgen. "Die Situation ist nicht ganz einfach. Wir haben Qualität verloren", sagte er: "Ich weiß nicht, wer uns noch verlässt oder wer dazu kommt. Das ist für uns Trainer und auch für die Mannschaft nicht ganz optimal."
Nach dem Pott könnten Probleme auf Flick und die Bayern zukommen. David Alaba, der angeblich ein sehr hohes Gehalt in der Kategorie der Topverdiener fordert, hat seinen 2021 auslaufenden Vertrag noch immer nicht verlängert. Auch beim wechselwilligen Thiago gibt es bislang keine Entscheidung. "Solange sie im Kader sind, plane ich mit beiden", sagte Flick. Logisch: Diese Themen sorgen zum Start der Vorbereitung für Unruhe.
Außer Sané gibt es keine Toptransfers
Mit Philippe Coutinho, Álvaro Odriozola und Ivan Perisic haben drei Leihspieler den Klub verlassen. Bei Perisic schien zuletzt eine feste Verpflichtung möglich, doch dieses Thema ist nun vom Tisch. Auf der Klub-Homepage wurde der Kroate offiziell verabschiedet. "Wir verlieren mit Ivan, Philippe und Álvaro drei Spieler mit einer hervorragenden Qualität", sagte Flick: "Wir müssen gucken, dass wir auf diesen Positionen wieder Qualität bekommen. Da bin ich guter Hoffnung."
Mit Ausnahme von Leroy Sané gibt es bislang allerdings keine Toptransfers. Defensivtalent Tanguy Nianzou fällt aufgrund einer Oberschenkelverletzung lange aus. "Sechs bis acht Wochen", prognostizierte Flick: "Das tut schon weh." Denn das Aufgebot ist klein - und der Terminplan prall gefüllt. "Alle drei, vier Tage haben wir ein Spiel", sagte der Coach. "Deswegen bin ich mit Hasan Salihamidzic in regem Austausch, dass wir Spieler brauchen, wenn wir jetzt Qualität verlieren; dass wir nachlegen und eine gute Qualität in der Breite haben."
Generell sei er "froh, wenn die Transferperiode am 5. Oktober vorbei ist", erklärte Flick noch: "Ich hoffe, dass wir früher, viel früher Klarheit im Kader haben." Doch danach sieht es derzeit nicht unbedingt aus.