Plötzlich in der Jägerrolle: Kann der FC Bayern eine erneute Leverkusen-Meisterschaft verhindern?
München - Der Meistertrainer? Eine Legende. Damals schon. Jürgen Klopp gelang mit seinen Dortmundern 2012 die Titelverteidigung mit acht Punkten Vorsprung vor dem FC Bayern. Mit einem atemberaubend überlegenen 5:2-Kantersieg über das Münchner Establishment sicherte sich der BVB auch noch den DFB-Pokal. Dortmund als Doublesieger, die Bayern dank des verpatzten "Finale dahoam" in der Champions League gegen den FC Chelsea nur trauriger Triple-Vize.
Alte Zeiten. Wiederholt sich Geschichte? 2013 schlug der FC Bayern unter dem zuvor glücklosen Trainer Jupp Heynckes zurück, holte das erste Triple der Vereinsgeschichte. Egal, welcher Coach fortan kam: Bayern wurde Meister. Elf Mal hintereinander. Dominanz wurde zur Routine. Beim letzten Mal, 2023, schenkten die Dortmunder den Münchnern die Schale am letzten Spieltag durch einen Patzer gegen Mainz, während Bayern spät in Köln siegte. Danach begann die Ära von Bayer Leverkusen mit Chefcoach Xabi Alonso. Moment - die Ära?
Bayern will eine Titelverteidigung mit aller Macht verhindern
Ja, warum nicht? Der Double-Gewinner von 2024 sicherte sich letzten Samstag auch das Bonus-Titelchen, den Supercup. Drei Mal Konfetti, drei Pokale für die Vitrine. Die Bayern blieb nur das Nachsehen und das Zusehen. Folgt nun das Nacheifern? Kopieren die Bosse mit der Wahl des wie Alonso (42) jungen und Bundesliga-unerfahrenen Trainers Vincent Kompany (38) das Leverkusen-Modell? Zuletzt gelang es 2011 und 2012 einer Mannschaft, zwei Mal hintereinander den Bayern die Meisterschaft zu verwehren - das war Borussia Dortmund unter Klopp mit Torjäger Robert Lewandowski, der 2014 nach München wechselte.
Eine Titelverteidigung des Rivalen vom Rhein 2025, die Bayern international schlecht aussehen lassen würde, will man an der Säbener Straße mit aller Macht verhindern. Mit dem "Wutmotor", den Oldie Thomas Müller auch in seiner wohl letzten Saison im Bayern-Trikot so gerne anwirft. Aber dieser Motor stockte zuletzt.
Bayern geht mit einigen Fragezeichen in die neue Saison
Reichen die in München üblichen Reflexe auf titellose Jahre? Also Wut, Trotz und eine kostspielige Einkaufspolitik (für die Neuzugänge Joao Palhinha, Michael Olise und Hiroki Ito gab man insgesamt 127,5 Millionen Euro aus)?
Bayern geht als Herausforderer in die Saison, will als Jäger die möglichen Wiederholungstäter stellen, lechzt nach dem Titel-Comeback. Und das mit so vielen Fragezeichen und Unsicherheiten, was den Kader, die Neuzugänge, den Trainer und die Zukunft einiger Großverdiener betrifft, deren Verträge am Saisonende auslaufen: Joshua Kimmich, Leroy Sané, Alphonso Davies sowie Manuel Neuer, der wie Müller nun zur Riege der Ex-Nationalspieler gehört.
Erster Beweistermin für Kompany & Co.: Am Sonntag beim VfL Wolfsburg (15.30 Uhr, DAZN). Einen Fehlstart kann und darf man sich angesichts des recht angenehmen Start-Programms mit den weiteren Partien gegen Freiburg (1. September) sowie bei Aufsteiger Kiel (14.9.) und in Bremen (21.9.) nicht erlauben.
Plötzlich wird Bayer Leverkusen aufmüpfig
Schon Ende September kommt es zum ersten Titel-Showdown mit Leverkusen und dem aufmüpfigen Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro. Der Spanier hatte mit seiner Verbalattacke gegen Bayerns Sportvorstand ("Ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts. Ich würde mit ihm nicht verhandeln") den Hut in den Ring geworfen. Das Signal an die Bundesliga und Bayerns Konkurrenten wie Dortmund, Leipzig und Stuttgart: Der Platzhirsch aus dem Süden ist nicht mehr unantastbar.
Am Freitagabend (20.30 Uhr, Sat.1 & DAZN) tritt Leverkusen, das 2023/24 als erster Klub eine komplette Saison ungeschlagen blieb, zum Start der 62. Bundesliga-Spielzeit im rheinischen Derby bei Borussia Mönchengladbach an. Seit 2002 eröffnet der Meister offiziell die Saison, noch nie kassierte er - also meist Bayern - dabei eine Niederlage. "Es war wirklich schön", sagte Titelsammler Alonso über die vergangene Saison, "aber Fußball ist Gegenwart und Zukunft. Jetzt geht es wieder bei null los." Man wisse, so Führungsspieler Robert Andrich, "dass uns jedes Team schlagen will". Ein Team ist sogar dazu verdammt.