Pep: "Man muss den Grund für den Terror verstehen"
Die Bayern versuchen, sich nach dem Terror von Paris auf den Sport - also Schalke 04 - zu konzentrieren. Guardiola sagt: "Ich ändere mein Leben nicht."
München -Pep Guardiola ist ein politischer Mensch. Seit Jahren setzt er sich für die Unabhängigkeit Kataloniens ein. Bei den Regionalwahlen in seiner Heimat im September ließ er sich sogar auf die Kandidatenliste eines separatistischen Parteienbündnisses setzen. Wenn der Terror über Europa hereinbricht wie in Paris oder Hannover, als ein Anschlag offenbar nur knapp verhindert wurde, macht das Guardiola extrem traurig. Aber nicht nur das. Es arbeitet in ihm, er sucht nach Antworten und Zusammenhängen. „Man muss den Grund verstehen, wieso wir in diese Situation gekommen sind“, sagte er an diesem Freitag. „Das passiert leider fast jede Woche auf der Welt, in Afrika, in anderen Ländern. Es kann nochmal passieren.“
Politischer wollte Guardiola nicht werden in diesem Moment – auch wenn er natürlich gekonnt hätte. Aber der Trainer war gekommen, um über Fußball zu sprechen, über Schalke, den Gegner des FC Bayern an diesem Samstagabend (18.30 Uhr/Sky). So gut das eben geht nach diesen schlimmen Ereignissen in Paris, bei denen 130 Menschen durch Terroranschläge den Tod fanden. Einige der Bayern-Profis, die drei deutschen Nationalspieler Thomas Müller, Jérôme Boateng und Manuel Neuer sowie der 19-jährige Franzose Kingsley Coman hatten all dies in Paris miterlebt.
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„Ich habe mit Coman, Jérôme und Thomas gesprochen“, sagte Guardiola. „Es war nicht einfach, aber sie sind okay.“ Boateng, der den Terror in Paris als „schlimmstes Erlebnis meines Lebens“ bezeichnet hatte, bestätigte den Eindruck seines Trainer in der „Bild“. Man reise „ohne Angst“ zum Spiel gegen Schalke, sagte Boateng – und formulierte zugleich seinen „Herzenswunsch, dass alle Menschen, Fußballfans und Spieler, Nichtfußball-Fans, einfach alle, wieder zu einem unbeschwerten Leben zurückkehren können“. Guardiola sah das ähnlich. „We cannot stop“, sagte er: „Ich werde nächste Woche ins Restaurant und ins Kino gehen, um James Bond zu sehen. Ich ändere mein Leben nicht.“
Seine Aufgabe sei deshalb auch in Tagen des Terrors klar definiert: Gegner analysieren und Spiele gewinnen. Am besten schon an diesem Samstag wieder gegen Schalke. „Sie sind eine der besten Mannschaften in der Liga, sie haben sehr große Qualität“, sagte Guardiola – und lobte explizit Leroy Sané, das 19-jährige Offensivjuwel der Schalker („Er ist ein großes Talent. Glückwunsch an Deutschland“), das sich in den vergangenen Wochen ins Nationalteam und damit wohl auch in den Fokus der Bayern gespielt hat.
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„Für Transfers bin ich nicht zuständig“, sagte Guardiola ausweichend. Fortsetzung folgt bestimmt. Auch zum eigenen Team hatte Guardiola, der bis auf den verletzten Thiago keine weiteren Ausfälle nach der Länderspielpause zu beklagen hat, Interessantes zu berichten. Franck Ribéry könne womöglich schon „in ein oder zwei Wochen“ Teile des Mannschaftstrainings absolvieren, sagte der Coach. Ein Comeback des Franzosen noch in diesem Jahr scheint realistisch. Für Thiago gilt das wohl eher nicht. Man wolle beim spanischen Spielmacher kein Risiko eingehen, stellte Guardiola klar.
Guardiola kann es sich leisten, bei Thiago und Ribéry geduldig zu sein. Sein Luxus-Kader gibt auch ohne die beiden Topstars genügend Alternativen her. Zum Beispiel den furiosen Brasilianer Douglas Costa, der gegen Schalke laut Guardiola ein bisschen Ribéry und ein bisschen Thiago sein könnte. „Er hat bisher Wahnsinn gespielt bei uns. Douglas kann auf beiden Flanken spielen, aber er hat auch die Qualität für die Mitte, er hat das Auge. Nicht viele Außenspieler haben diese Qualität. Wenn er zentral spielt, attackiert er die Innenverteidiger, sucht den Abschluss. Ich mag das.“ Klare Tendenz: Costa rückt in Abwesenheit Thiago in die Zentrale. „Wenn alle fit sind, spielt er aber wieder außen“, sagte Guardiola.
Zukunftsmusik, die Gegenwart heißt zunächst Schalke. Und die will Guardiola „fokussiert“ und ohne Angst vor weiteren Anschlägen angehen. „Die Politik und andere Personen kämpfen für unsere Sicherheit“, sagte er: „Wir müssen unsere Arbeit tun.“