Noten und Strafen: Carlo Ancelotti setzt auf Disziplin

Ancelotti, neuer Trainer des FC Bayern, verteilt nach jeder Partie Noten an seine Spieler. Er outet sich als Disziplin-Fan. Für Regelverstöße setzt es Geldstrafen, die Kapitän Philipp Lahm eintreiben muss.
Matthias Kerber |
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„Ich liebe Disziplin! Ich mag es nicht, wenn Spieler zu spät kommen, was aber genauso für den Trainer gilt“, sagt der neue Bayern-Coach Carlo Ancelotti über seine Amtsführung.
firo/Augenklick „Ich liebe Disziplin! Ich mag es nicht, wenn Spieler zu spät kommen, was aber genauso für den Trainer gilt“, sagt der neue Bayern-Coach Carlo Ancelotti über seine Amtsführung.

München - Ein bisschen verkörpert Carlo Ancelotti den Lehrer, den man sich als Schüler immer gewünscht hat, aber leider viel zu selten hatte.

Ein Mann mit Aura, mit Ausstrahlung, mit einem schelmischen Lächeln, einer offenen Art. Ein Mann, dem man abnimmt, dass er sein Wissen nicht aufgrund von stubenhockerischer Lektüre erlangt hat, sondern dass das Leben sein Lehrmeister war. Dass er die Dinge, von denen er redet, auch selber erlebt, erfahren und durchgemacht hat. In anderen Worten: Ein Mann, der dir als Mensch und nicht nur aufgrund seiner Machtposition Respekt abnötigt.

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Doch auch Ancelotti, der neue Bayern-Trainer, verzichtet nicht auf ein von Schülern mit wenig Gegenliebe aufgenommenes Instrument. Carlo, ganz der Oberlehrer, verteilt an seine Schützlinge Noten. Nicht in der Pennäler-Skala von Eins bis Sechs, sondern von Eins bis Zehn. „Das habe ich bei jedem meiner Klubs gemacht. Ich stelle gewisse Erwartungen an meine Spieler. Nach jeder Partie benote ich sie“, sagte der Italiener in der „Sport Bild“ vor dem Testspiel der Bayern gegen Manchester City und deren Trainer Pep Guardiola, der bei den Bayern Platz für Ancelotti gemacht hatte.

Spieler erhalten keine Einsicht

„Die Noten sind meine persönliche Wertung, in die niemand Einsicht erhält, auch die Spieler nicht. Sie bekommen die Noten auf einer Skala von 10, sehr gut, bis 1, sehr schlecht.“

Also: Bloß kein Einserschüler sein in Carlos Notenkosmos. So locker Ancelotti auch ist, so jovial er sich gibt, keiner sollte glauben, dass hinter dem süffisanten Lächeln und der stets nach oben gezogenen linken Augenbraue nicht ein Mann steckt, der genau weiß, was er will. Und weiß, wie er es bekommt. Egal, wie trotzig, wie rebellisch, wie frech die Ancelotti-Studenten sein mögen, am Ende führt nur der 57-Jährige, der drei mal als Trainer und zwei Mal als Spieler die Champions League (Europokal der Landesmeister) gewonnen hat, das Kick-Regiment.

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„Ich liebe Disziplin! Ich mag es nicht, wenn Spieler zu spät kommen, was aber genauso für den Trainer gilt“, sagte Ancelotti in „Sport Bild“, „ich bin aber kein Freund davon, das Trainer ihre Spieler bestrafen, sondern bevorzuge es, wenn die Spieler das untereinander regeln. Ich stelle die Regeln auf, aber die Spieler müssen sie kontrollieren.“

Lahm soll Kassenwart sein

Das oberste Kontrollorgan hört auf den Namen Philipp Lahm. Der Kapitän wurde von Ancelotti dazu angehalten, seine Regeln mittels Sanktionen durchzusetzen. „Wenn ein Spieler etwa zu spät kommt, hat der Kapitän ihm zu sagen, dass er eine Strafe in die Mannschaftskasse zu zahlen hat“, erklärt Ancelotti, „so mache ich es gewöhnlich und so möchte ich es auch bei Bayern halten. Bisher wurde noch keine Strafe ausgesprochen.“

Carlo, der Bestrafer. Doch werden seine Regeln ge- und beachtet, ist Ancelotti ein lockerer Zeitgenosse für seine Spieler. „Sie dürfen mich nennen, wie sie wollen. Ob Carlo, Mister, Trainer oder auch Herr Ancelotti, obwohl mir das Wort nicht so gefällt. Das Wichtigste ist: Die Spieler müssen mich respektieren.“ Er fordert Respekt, aber zeigt diesen auch – und Wertschätzung.

Viel Lob für Lewandowski

Etwa für Torjäger Robert Lewandowski, der von Ancelottis Ex-Klub Real Madrid umworben wird. „Ich würde Lewandowski gegen keinen anderen Stürmer der Welt tauschen. Wieso sollten wir einen der besten Stürmer der Welt freiwillig abgeben?“ Und auch Portugals Europameister Renato Sanches bekommt Vorschusslorbeeren ab. „Viele Topklubs in Europa wollten ihn, aber Bayern war schneller. Sanches ist ein fantastischer Spieler, einer für die Zukunft der Bayern. Er hat bereits Persönlichkeit und Qualität gezeigt. Ich traue ihn zu, unser Spiel auch zu prägen.“

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Doch zurück zur Disziplin. Denn Ancelotti, der Lustraucher, will dem blauen Dunst abschwören. „Ich rauche sehr viel weniger und habe versprochen mit meinem Dienstantritt bei Bayern bald ganz aufzuhören.“ Mal sehen, was es für Strafen gibt, sollte Ancelotti dagegen verstoßen. Ob Lahm auch diese Sanktionen durchsetzen muss?

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