Noch keine einzige Minute verpasst: Warum Dauerbrenner Kimmich dennoch erholt ist
München – Vincent Kompany rotiert gerne bei seinem Personal, zum Zwecke der Belastungssteuerung und der Verletzungsprävention. Tatsächlich sieht es so aus, dass die Bayern-Profis weniger muskuläre Verletzungen erleiden wie in der Vorsaison unter Trainer Thomas Tuchel. Ob glückliche Fügung oder strukturierte Neuausrichtung der Trainingskoordination sei mal dahingestellt.
Der aktuelle Bayern-Chefcoach geht höchst behutsam mit seinen Spielern um, achtet im ersten Drittel der Saison penibel auf die Einsatzzeiten, um Überbelastung zu verhindern – insbesondere, wenn nur zwei ganze Tage zwischen zwei Partien liegen wie nach dem 1:0 am Mittwoch in der Champions League gegen Benfica Lissabon und der Auswärtsaufgabe diesen Samstag beim FC St. Pauli (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker).
Kompany rotiert vor allem auf dem Flügel durch
"Es sieht gut aus. Es war wichtig, dass wir nicht zu viele Verletzte haben", sagte Kompany am Freitagmorgen an der Säbener Straße und meinte freudestrahlend: "Ich habe auch das Gefühl, dass die Mannschaft frisch ist trotz der vielen Spiele - mental und körperlich."
Insbesondere bei den vier Flügelspielern tauscht Kompany munter und stringent durch. Mal, wie am Mittwoch gegen Benfica, beginnen Sommer-Zugang Michael Olise (rechts) und Serge Gnabry (links), die 1A-Besetzung. Voraussichtlich sind an diesem Wochenende wieder Leroy Sané (rechts), der immer fitter wirkt nach seiner Hüft-Operation im Anschluss an die Heim-EM, und Kingsley Coman (links) dran.
Kimmich verpasste in dieser Saison noch keine einzige Sekunde
Was Teil der Überlegungen des belgischen Chefcoaches sein könnte: Sané und Coman wurden nicht für die deutsche bzw. französische Nationalmannschaft nominiert - nicht im September, nicht im Oktober und für die beiden anstehenden Nations-League-Spiele im November erneut nicht. Da könnten sie sich von der Länderspielpause nochmal richtig auspowern.
Joshua Kimmich erhielt natürlich eine Einladung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Logo – der neue Kapitän wird nicht geschont. Tatsächlich wird der 29-Jährige nie geschont. Kein Spiel, keine Minute, keine Sekunde. Will er auch nicht. Auf keinen Fall! Falscher Ehrgeiz? Nein, alles eine Frage von Rhythmus und Vertrauen.
"Oft ist es eine mentale Geschichte": Dauerbrenner Kimmich ist topfit
Seit Saisonbeginn bestritt Kimmich sämtliche vier Länderspiele von Anpfiff bis Abpfiff – unter Nagelsmann als Rechtsverteidiger. Und im Bayern-Trikot alle 15 Pflichtspiele. Auch wenn es mal 4:0 oder höher steht, etwa im DFB-Pokal in Mainz oder bei anderen Kantersiegen: Kimmich bleibt. Er ist: Der Immerspieler.
Was auch damit zu tun hat, dass er von Trainer Kompany wieder starkgemacht und ins Zentrum auf seine geliebte Sechser-Position versetzt wurde. Verleiht Flügel. Wie es ihm so ergehe und ob er keine Probleme habe mit der Physis, wurde er am Mittwochabend gefragt.
"Eigentlich ganz gut, wenn man gewinnt", fing Kimmich an und zog dann einen bemerkenswerten Vergleich: "Oft ist es eine mentale Geschichte. Letzte Saison war es mit weniger Spielen mental schwieriger, diese Saison fällt das natürlich leichter. Wenn man Spiele gewinnt, erholt man sich schneller, dann macht es mehr Spaß. Und wir haben viel den Ball, trotzdem ist unser Spiel recht intensiv."
FC Bayern möchte mit Kimmich langfristig verlängern
Auch wenn Kimmich ihn nicht namentlich nannte, kann man zwischen den Zeilen lesen, dass es unter Tuchel doch diffiziler war. Nicht nur eine Verletzung (Schulter), eine Erkrankung und eine Sperre (Rot für eine Notbremse gegen Darmstadt) plagten ihn in der vergangenen Spielzeit.
Es war einmal. Ebenso wie die Abwanderungsgedanken. Die Bayern-Bosse wollen mit Kimmich langfristig über Juni 2025 hinaus verlängern. Denn mehr Beständigkeit und diese Saison auch Konstanz im Abrufen von Top-Leistung kann man nicht bekommen.