Nach Mazraouis Pro-Palästina-Statement: Dreesen zieht auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern seine Konsequenzen

Anders als bei vielen Jahreshauptversammlungen des FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit steht diesmal das Miteinander in Vordergrund, obwohl die brisanten Dinge sehr wohl thematisiert werden
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Harmonie-Bayern: Vorstandsboss Jan-Christian Dressen (l.), Präsident Herbert Hainer (r.) und Dreesen-Stellvertreter Michael Diederich (v.l.)
Die Harmonie-Bayern: Vorstandsboss Jan-Christian Dressen (l.), Präsident Herbert Hainer (r.) und Dreesen-Stellvertreter Michael Diederich (v.l.) © IMAGO/MIS

München – Es ging harmonisch und heiter zu, familiär-freundschaftlich. Und das ist schon eine Nachricht wert, wenn man an vergangene Jahreshauptversammlungen des FC Bayern denkt, die in Beschimpfungen und Tumulten mündeten.

"Der Fisch gehört ins Wasser, der Manuel ins Tor", so Vorstand Dreesen

Als sich man sich an diesem Sonntagvormittag – erstmals auf Wunsch der Fans zu dieser Uhrzeit – im "BMW Park", der Heimat der Bayern-Basketballer, traf, konnten die Beteiligten auf Vorarbeit bauen. Bereits am Vorabend, nach dem 4:2 der Profi-Fußballer gegen den 1. FC Heidenheim, fand unter Beteiligung von Herbert Hainer ein Mitglieder-Stammtisch statt.

Und so erhielten der Präsident, das Präsidium, sowie der Vorstand einen freundlichen Empfang. Viel Applaus und "Uli-"Rufe gab es standesgemäß für Ehrenpräsident Uli Hoeneß, dessen Sitznachbar Thomas Tuchel hieß.

Der Cheftrainer und Hoeneß begrüßten aneinander sehr herzlich, Wange an Wange. Der Trainer erntete viel Zustimmung, mehr als von so manchem erwartet. Vor Beginn raunte Hoeneß Tuchel zu: "Bist Du eigentlich Mitglied?" Was nicht ist, kann ja noch werden.

Von den Spielern waren Jamal Musiala, Matthijs de Ligt und Raphaël Guerreiro anwesend, den meisten Applaus spendeten die 1.780 anwesenden Mitglieder Torhüter Sven Ulreich, der – so Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen – "Manuel Neuer so würdig vertreten hat". Es folgten "Ulle-Ulle-Rufe" und die Ankündigung von Dreesen: "Ich hoffe sehr, dass er das gehört hat, vielleicht fällt ihm dann die Unterschrift für seine Vertragsverlängerung leichter." Trotzdem stellte der Vorstandsboss klar: "Der Fisch gehört ins Wasser, der Manuel ins Tor."

Lesen Sie auch

Antisemitismus habe keinen Platz in der Fußball-Welt: Bei "Verfehlungen" drohen Sanktionen

Pikant hätte bei dieser Versammlung auch das Thema rund um das diffizile wie komplexe Thema um die irritierenden Pro-Palästina-Posts des Marokkaners Noussair Mazraoui werden können. In seiner Rede stellte Hainer ("Niemand soll sich beim FC Bayern ausgeschlossen fühlen") klar: "Heute schauen wir aufs Tiefste erschüttert auf die Krise im Nahen Osten. Wir können versichern, dass sich der Verein nach den Posts von Mazraoui so wie möglich in dieser komplexen Thematik verhalten hat. Eins ist klar: Noch einmal darf so etwas nicht passieren! Ganz generell gilt: Antisemitismus hat in unserer Welt keinen Platz!"

Dazu betonte Dreesen, der bei der Fanbasis sehr beliebt ist: "Wir haben viele Gespräche mit Noussair geführt, er hat von Anfang an sein Gesprächsangebot mit der israelitischen Gemeinde zum Ausdruck gebracht – das hat auch stattgefunden. Wir sind weiter im Dialog und im Austausch. Wenn es in Zukunft Verfehlungen gibt, wird es entsprechende Sanktionen geben."

Mazraoui und der israelische Torhüter Daniel Peretz sollen als Beispiel von Versöhnung und Zusammenleben verschiedener Kulturen gelten. "Für ihn und seine Familie sind das sehr, sehr schwere Wochen", sagte Dreesen, "wir fühlen mit ihm und stehen an seiner Seite – genauso wie wir an der Seite Israels stehen."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

FC-Bayern wird wegen seiner Ruanda-Partnerschaft kritisiert

Es blieb harmonisch, fast schon kuschelig. Nur beim Thema des umstrittenen neuen Sponsorings durch "Visit Rwanda" per Vertrag bis 2028 mit dem Sportministerium von Ruanda, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, gab es eine kurze verbale Auseinandersetzung zwischen Mitglied Michael Ott und Dreesen. Nach außen wurden kleine Spitzen gesendet. Etwa gegen den BVB (Hainer: "Es gibt nur weniges, was schöner ist als ein Sieg des FCB – zum Beispiel ein Sieg bei Borussia Dortmund") oder die Herren Didi Hamann und Lothar Matthäus. Dazu Hainer: "Nicht jede Niederlage sollte gleich zur Krise erklärt werden. Auch nicht ein Pokal-Aus in Saarbrücken, so schmerzlich es war. Und, lieber Thomas: Es ist absolut okay, seinem Ärger auch mal Luft zu machen. Wir im Klub sind uns da alle einig: Diese Experten vertragen auch ein richtiges Kontra."

Ostfriese Dreesen, der von Niederbayer Hainer eine neckische Breitseite bekam ("An der bayerischen Aussprache arbeiten wir noch ein wenig"), schloss seine Rede mit dem Motto "Hungrig bleiben! Zusammenhalten! Niemals aufgeben!" und verwies auf das Champions-League-Finale 2024 in Wembley. "Wir streben mit aller Macht wieder nach London!"

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
1 Kommentar
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Südstern7 am 13.11.2023 13:01 Uhr / Bewertung:

    "Der Trainer erntete viel Zustimmung, mehr als von so manchem erwartet."

    Von wem erwartet? Von den Journalisten vermutlich, oder?
    Merke: Selbst Medienkampagnen verhindern nicht, dass sich Menschen eine eigene Meinung bilden.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.