"Ich war hin- und hergerissen": Neuer lässt nach DFB-Rücktritt tief in seine Seele blicken
München - Seit diesem Mittwoch ist klar: Manuel Neuer wird nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen. Nach 15 Jahren und 124 Länderspielen hat der Weltmeister von 2014 seinen Rücktritt aus der DFB-Elf erklärt. Neuer geht als einer der besten, wenn nicht sogar als der beste Torhüter in die Geschichte des deutschen Fußballs ein.
Schon bei der Bekanntgabe seines Rücktritts ließ der 38-Jährige durchblicken, dass er sich die Entscheidung keineswegs leicht gemacht hat. Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 hätte ihn sehr gereizt, sagte der fünfmalige Welttorhüter. In einem Essay für das Portal "The Player's Tribune" gibt Neuer nun einen tiefen Einblick in die Entscheidungsfindung und erklärt, weshalb er sich letzten Endes doch für den Rücktritt entschieden hat.
Neuer erklärt: Darum ist er aus der Nationalmannschaft zurückgetreten
"Ich war zwischen meinem Kopf und meinem Herzen hin- und hergerissen. Mein Herz sagte: 'Du wirst das alles so sehr vermissen. Den Stolz, für dein Land zu spielen. Das Gefühl, deine Mitspieler um dich zu haben'", schreibt Neuer. Nach einem Gespräch mit seiner Familie sei ihm aber klar geworden, "dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist".
Auch seine Gesundheit habe bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle gespielt, schreibt der Bayern-Keeper, der vor fünf Monaten zum ersten Mal Vater geworden ist. Bei der nächsten Weltmeisterschaft wäre er mit 40 Jahren schließlich endgültig im gehobenen Fußballer-Alter angekommen. "Momentan fühlt sich mein Körper sehr gut an, aber niemand kann in die Zukunft blicken", merkt Neuer, dessen Vertrag bei den Bayern noch bis 2025 läuft, an.
Der schwere Skiunfall war für Neuer ein einschneidendes Erlebnis
Wie wichtig die Gesundheit ist, musste der 38-Jährige im Laufe seiner Karriere mehrfach schmerzlich erfahren. In seiner Verletzungsakte stehen alleine drei Mittelfußbrüche, dazu kommt der schwere Unterschenkelbruch, den er sich im Winter 2022 bei einem Skiunfall zugezogen hat. Insbesondere letztere Verletzung war ein einschneidendes Erlebnis, wie Neuer zugibt.
"Anfangs dachte ich, dass es keine große Sache wäre. Dass mich der Hubschrauber ins Krankenhaus bringen, die Ärzte ihre Arbeit machen und ich wieder auf dem Platz stehen könnte", erinnert sich Neuer: "Aber als ich im Krankenhaus ankam, wurde schnell klar, dass es sich nicht um eine normale Fraktur handelte. Meine Zukunft als Fußballer stand auf dem Spiel."
Neuer über seine EM-Nominierung: "Ein kleines Wunder"
Der Weg zurück auf den Platz gestaltete sich für den fünfmaligen Welttorhüter extrem schwierig, aufgrund wiederholter Rückschläge habe er dem Zeitplan für seine Rückkehr nicht einhalten können. Im Herbst vergangenen Jahres, nur sieben Monate vor der Heim-EM, feierte Neuer entgegen aller Zweifel dann sein Comeback – und zeigte sich in absoluter Top-Form.
Umso mehr freute sich Neuer, dass er doch noch auf den EM-Zug aufgesprungen ist. "Als ich für den Kader nominiert wurde, war das einer der stolzesten Momente meines Lebens. Ein kleines Wunder", erinnert sich der Bayern-Kapitän.