Mehdi Benatia: Peps neuer Super-Super-Liebling

München - In der Hitparade der teuersten Transfers der Bayern-Geschichte hat Mehdi Benatia sofort einen Spitzenplatz belegt. Mit den 30 Millionen Euro, die der FC Bayern an den AS Rom überweist, ist Benatia auf Platz drei geschossen.
Nur für Javi Martínez (40 Millionen), den Benatia nach dessen Kreuzbandriss im Supercup gegen Dortmund ersetzen soll, und Mario Götze (37 Millionen) plünderten die Bayernbosse die Vereinskonten noch mehr. Der 27-jährige Benatia, der am Mittwoch den Flieger nach München bestieg und zum Medizincheck bei Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt kam, war der Wunschspieler von Bayern-Coach Pep Guardiola, der ja in dieser Saison defensiv mit einer Dreierkette agieren will und dem durch die Verletzung von Martínez, der mindestens sechs Monate ausfallen wird, das zentrale Kettenglied weggebrochen ist.
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„Herr Guardiola wollte mich unbedingt. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm. Er ist ein sehr starker Trainer“, sagte der Neuzugang zu „Sport1“: „Ich bin glücklich, dass der Wechsel zu Bayern endlich geklappt hat. Es hat sich etwas hingezogen. Zwischendurch dachte ich schon, dass der Wechsel noch platzen könnte. Ich freue mich jetzt auf einen neuen Abschnitt. Bei Bayern gibt’s viele tolle Spieler. Der Kader ist exzellent besetzt. Es ist ein Traum, ab jetzt ein Teil davon zu sein.“
Dass Pep seinen neuen Super-Super-Liebling bekam, war klar, nachdem der Spanier bei den Bayern-Oberen Dampf gemacht hatte. Benatia galt als der vielleicht beste Innenverteidiger der italienischen Serie A, einer Liga, die ja für ihre Defensivkünste berühmt ist. „Ich bin bereit, Bayern zu helfen, noch stärker zu werden und werde mein Bestes geben, damit wir eine erfolgreiche Saison spielen.“ Dass Benatia so eine Entwicklung durchmachte, dass er zu einem der teuersten Spieler werden würde, war lange nicht absehbar. Gerade in Freiburg rieben sie sich erstaunt die Äuglein, wann immer zuletzt von Benatia als Verteidigungskoloss, als Zweikampf-Monster, berichtet wurde. Denn dort hatten sie den Marokkaner einst verschmäht. Der Spieler, an dem jetzt die größten Vereine der Welt interessiert waren, wurde 2009 im Breisgau als für zu schlecht befunden. „Er hat nicht die Qualität“, sagte der damalige SC-Manager Dirk Dufner im August 2009.
Der in einem Pariser Vorort geborene Benatia spielte damals für den französischen Zweitligisten Clermont Foot. Er wollte in die Bundesliga. Freiburg war auf der Suche nach einem Innenverteidiger – aber Manager Dufner, der von 2000 bis 2004 Sportdirektor beim TSV 1860 war, und Trainer Robin Dutt schickten ihn nach dem Probetraining zurück nach Frankreich. „Weil wir die Messlatte für einen Neuen in diesem Bereich recht hoch gelegt haben“, begründete Dufner: „Einen Klopfer wollen wir nicht.“
Fünf Jahre und vier Spielzeiten in der Serie A später scheint es kaum eine Messlatte mehr zu geben, an die Benatia nicht herankommt. In seinem einzigen Jahr bei Vizemeister Rom etablierte sich der Marokkaner, der bei Bayern einen Fünf-Jahres-Vertrag erhält, als einer der besten Defensivakteure der Liga. „Er ist stark, er ist groß, er ist schnell“, adelte ihn der frühere Bayern-Stürmer Luca Toni. „Er steht immer in perfekter Position und ist taktisch klug“, so Toni in der „Sport Bild“.
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Der Millionen-Transfer ist derweil nicht nur ein Indiz für die Klasse Benatias. Sondern auch für die Stellung der Bayern in Fußball-Europa und das Transfergeschick des Teams um Neu-Manager Michael Reschke. Während der FC Chelsea und Manchester United den ganzen Sommer vergeblich um den Roma-Profi buhlten, stemmte Bayern den Transfer nach dem Martínez-Aus innerhalb von knapp zwei Wochen. Bayern siegte im Kampf um den einstigen Klopfer.