Marco Neppe, Christoph Freund – und bald Max Eberl? Beim FC Bayern könnte es zu Personal-Problemen kommen
München - Noch im Sommer gehörte Marco Neppe zu den meistgenannten Personen rund um den FC Bayern. Zusammen mit Vorstandschef Jan-Christian Dreesen traf sich der Technische Direktor in regelmäßigen Abständen mit Tottenham-CEO Daniel Levy, um den größten Transfer der Vereinsgeschichte auszuhandeln: die Verpflichtung von Harry Kane.
Am 12. August gab der deutsche Rekordmeister dann den Deal bekannt. Mit einem einfachen "And Action!" begrüßte Kane die Fans aus dem Filmtheater am Sendlinger Tor. Während für Kane der Film begann, lief für Neppe gewissermaßen bereits der Abspann.
Hasan Salihamidzic wünscht sich Verbleib von Marco Neppe beim FC Bayern – aus gutem Grund
Spätestens seit der Verpflichtung von Christoph Freund als neuem Sportdirektor ist unklar, ob und wie es für Neppe beim FC Bayern weitergeht. Seit 2014 ist der 37-Jährige im Verein und machte sich vor allem als rechte Hand des ehemaligen Sportvorstands Hasan Salihamidzic einen Namen. "Er ist Teil des FC Bayern und das muss so bleiben", sagte Salihamidzic nach seiner Entlassung und richtet damit quasi einen letzten Wunsch an den Klub.

Diesen Wunsch äußerte Brazzo nicht grundlos: Neppe ist mit vielen Spielern privat befreundet, darunter Joshua Kimmich, zu dessen Hochzeit er eingeladen war, Jamal Musiala oder auch Alphonso Davies. Bedenkt man, dass die Arbeitspapiere von Kimmich und Davies 2025 auslaufen – Musiala hat bis 2026 Vertrag – dürfte es sicherlich kein Nachteil sein, Neppe weiterhin im Verein zu haben. "Wir hatten sehr positive Gespräche mit Hasan und Marco, wir waren fast da", bestätigte Davies-Berater Nedal Huoseh im Gespräch bei Transfer-Experte Fabrizio Romano.
"Ich bin am nächsten Tag aufgewacht und habe die News über das Management in den Medien gelesen. Ich war in München und habe gewartet, aber niemand ist auf mich zugekommen." Auch kürzlich bei "365 Sports" führte Huoseh weiter aus: "Es war ein bisschen chaotisch bei Bayern, weil sich viele Dinge innerhalb des Klubs veränderten."
Droht auch Marco Neppe die Ablösung beim FC Bayern?
Mittlerweile wird auch über Neppes Ablösung spekuliert. Zuletzt kursierte der Name Christopher Vivell durch München. Der ehemalige Kaderplaner von RB Leipzig gilt als Freund-Vertrauter. Vivell war bei Chelsea tätig und hat dort noch einen gültigen Vertrag. Daher müsste der Rekordmeister laut "Telegraph" eine Ablöse bezahlen. Eine Zukunft mit Vivell und Neppe ist nur schwer vorstellbar.
Bereits dadurch, dass der FC Bayern Freund verpflichtete, signalisierte man eindeutig, dass man eher nicht bereit sei, auf Michael Reschkes 2021 geäußerte Prognose einzugehen, der damals meinte: "Ich bin sicher, dass Marco über kurz oder lang die Position des Sportdirektors bei einem Bundesligisten einnehmen wird." Reschke holte Neppe zum FC Bayern und gilt als dessen großer Förderer.
Im zweiten Anlauf kommt wohl auch Max Eberl zum FC Bayern
Und dann wäre da noch immer die Personalie Max Eberl, der vor dem Topspiel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig als Sport-Geschäftsführer bei RB entlassen wurde. Der Grund: Eberl hat es verpasst, sich klar zum Verein zu bekennen und Gerüchte um eine Anstellung beim FC Bayern aus der Welt zu räumen.

Wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Gerüchte mehr als nur Gerüchte sind. Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung Mitte November soll konkret über Eberl beraten werden. Der 50-Jährige gilt seit Jahren als Wunschkandidat von Uli Hoeneß. Allerdings erwartet der Vereinspatron keine allzu schnelle Neubesetzung, wie er unlängst im BR verriet: "Ich schätze, dass wir die nächsten sechs bis zwölf Monate die Personalbesetzung haben, die die Zukunft dann machen soll."
Bereits 2017, vor der Installation von Salihamidzic wurde der Name Eberl genannt, wenngleich Hoeneß öffentlich davon nichts wissen wollte: "Ich habe gar keine Namen im Kopf, weil wir bisher nur mit Philipp Lahm gesprochen haben", sagte er damals. Beim FC Bayern könnte Eberl nun, sechs Jahre später, zum Vorstandsmitglied Sport werden und den Vorstandsvorsitzenden Dreesen mit dem Wissen unterstützen, das er qua fehlender Profikarriere nicht haben kann. Eberl wäre damit sportlich der mächtigste Mann beim FC Bayern.
"Nicht meine Entscheidung": Freund lässt Eberl-Verpflichtung offen stehen
Gerade hier gilt es, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten genau abzustecken. Sowohl Freund als auch Eberl gelten als durchaus meinungsstark. Sollten sie sich in ihren Kompetenzfeldern überschneiden, drohen dem FC Bayern außerhalb des Platzes hausgemachte wie unnötige Konflikte.

Bei einer Weiterbildung von Sportdirektoren in Boston, bei der unter anderem auch Greuther Fürths Rachid Azzouzi oder der ehemalige DFB-Direktor Oliver Bierhoff anwesend waren, trafen Freund und Eberl aufeinander. "Ich kenne ihn natürlich aus dem Fußball-Business", äußerte sich der Österreicher zuletzt respektvoll. "Er war vorher lange bei Mönchengladbach, jetzt bei RB Leipzig. Das ist nicht meine Entscheidung. Ich bin sehr, sehr happy beim FC Bayern, habe viele Aufgaben. Mal sehen, was die Zukunft bringt." Freund soll sich als Sportdirektor vor allem um das Finden und dann die Entwicklung von Talenten wie bei RB Salzburg eins Erling Haaland oder Sadio Mané kümmern. Gleichzeitig ist er aktuell aber auch für die Transferabwicklung an der Säbener Straße zuständig.
Für den FC Bayern gilt es, eine ähnliche Lage wie im August 2018 bei Borussia Dortmund zu verhindern. "Demnächst müssen sie mit einem Gelenkbus fahren, wenn alle mitfahren wollen. Ich hoffe, dass das gut geht", stichelte Hoeneß damals, nachdem der BVB Matthias Sammer zum externen Berater und Sebastian Kehl zum Leiter der Lizenzspielerabteilung machte.
Wie einfach es sein kann, wenn man klare Ansprechpartner hat, wurde im Sommer ersichtlich – beim Transfer von Harry Kane.