Marcel Reif: "Ancelotti passt wie gemalt zu Bayern“

Im AZ-Interview zieht Sky-Kommentator Reif seine Bayern-Bilanz – und spricht über die Neuzugänge, seine Gewinner und Verlierer, Guardiola und Nachfolger Ancelotti: „Er ist die einzige Option.“
Interview Julian Buhl |
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Der 66-Jährige Marcel Reif ist Chefkommentator beim Pay-TV-Sender Sky. Im AZ-Interview spricht er über den zukünftigen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti und das Bayern-Duo "CoCo"
az, dpa, firo, Augenklick Der 66-Jährige Marcel Reif ist Chefkommentator beim Pay-TV-Sender Sky. Im AZ-Interview spricht er über den zukünftigen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti und das Bayern-Duo "CoCo"

München - Der 66-Jährige Marcel Reif ist Chefkommentator beim Pay-TV-Sender Sky. Hier äußert er sich im AZ-Interview zur aktuellen Situation beim FC Bayern München.

AZ: Herr Reif, der FC Bayern hat die Hinrunde als souveräner Herbstmeister abgeschlossen. Zeit für ein Zwischenfazit, wie fällt Ihres aus?

MARCEL REIF: „Business as usual“, würde ich sagen. Das ist der beste Kader mit einem Trainer, der das Bestmögliche daraus macht. Insofern lügt die Tabelle nicht.

Was ist Ihnen in der Hinserie des FC Bayern besonders in Erinnerung geblieben?

Dass mit Coman und Costa , die ich vorher nicht zur Kenntnis genommen hatte, sofort zwei gleichwertige Alternativen zu Ribéry und Robben da sind – das ist eine Sensation. Costa kommt aus Donezk aus dem Nichts und spielt von der ersten Minute an so, dass man sich die Augen reibt. Wenn ich Cristiano Ronaldo oder Messi kaufe, ist das kein Kunststück. Wenn ich aber Spieler hole, die 30 Millionen kosten, schon. Das ist die Weiterentwicklung bei Bayern. Früher haben sie sich einfach die besten Spieler der Anderen geholt. Aber heute scouten sie auch noch richtig gut und sie erkennen Klasse: Coman hat ja nicht irgendwo bei einem belgischen Zweitligisten, sondern bei Juventus Turin gespielt.

Lesen Sie hier: Das waren die Tops und Flops der Hinrunde

Wen zählen Sie noch zu den Gewinnern?

Dass Jérome Boateng Talent hat, war immer klar, aber dass er so konstant auf internationalem Topniveau spielt – großartig. Und Rafinha war ja eigentlich schon abgeschrieben, heute ist er Stammspieler. Guardiola hat fast alle Spieler besser gemacht.

Es gibt also keine Verlierer?

Götze hat sich bisher in München noch nicht zeigen können, ihn kann ich nicht bewerten und Ihnen auch nicht sagen, ob und wie Ribéry und Robben zurückkommen. Jemanden, der verletzt ist, kann ich nicht als Verlierer bezeichnen.

Welche Bedeutung haben die Vertragsverlängerungen von Boateng, Müller, Martínez und Alonso für den FC Bayern?

Das sind ganz wesentliche Spieler, Weltklassespieler auch mit Blick auf die Zukunft. Das zeigt, dass der FC Bayern kein Verein ist, der vor den englischen Millionen zittern müsste. Das ist ein deutliches Zeichen: „Mia san mia!“ Und es ist auch in dem Zusammenhang mit Guardiola ganz wichtig. Damit jeder sieht, dass Rummenigges Spruch gilt: „Der Klub wird wahrscheinlich weiter bestehen und möglicherweise auch mit ein paar ganz guten Fußballspielern weiter Fußball spielen, auch, wenn ein Trainer wie Guardiola geht.“

Guardiolas Abschied steht nun fest. Warum eigentlich?

Er übt den Job mit einer unglaublichen Intensität und einem Fanatismus aus. Er hat selbst mal gesagt, dass es sein größter Fehler war, das vierte Jahr in Barcelona zu machen. Trainer wie er haben Halbwertszeiten in einem Klub und für sich selber. Mehr Macht und Einfluss, als Guardiola hier hatte, sind schwer vorstellbar. Dann ist es irgendwann mal Zeit, dass alle wieder durchschnaufen – vor allem er. Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass er nicht direkt nach England geht, sondern wieder ein Jahr Pause macht.

Warum England?

Er kann die Sprache und die englische Liga ist durchaus attraktiv. Es gibt nur vier, fünf Klubs auf der Welt, die für ihn passen. Paris ist noch denkbar. Um spanischer Nationaltrainer zu werden, ist er vielleicht zu sehr Katalane. Bei Manchester City hätte er seine katalanischen Kumpels um sich. United hat Tradition und Weltruf. Bei Chelsea ist viel Geld, aber da muss man bei Null anfangen. Vielleicht reizt ihn ja so etwas.

Wie sehr schmerzt den FC Bayern diese Niederlage im Werben um Guardiola?

Es ist ja nicht so, dass die Bayern ins Nichts fallen. Guardiola hat aus großartigen Spielern internationale Klasse herausgeholt und aus internationalen Spielern Weltklasse gemacht. Großartig. Dennoch wird es weitergehen. Wenn man solche Spieler hat, muss man sich um den FC Bayern keine großen Sorgen machen. Dass die Spieler so sind, wie sie sind, Boateng oder Müller zum Beispiel, das ist nicht zuletzt Guardiola zu verdanken. Man wird sich zu Recht mit Tränen verabschieden.

Carlo Ancelotti steht als Nachfolger bereits fest.

Ancelotti ist die einzige Option und passt wie gemalt. Er hat viel gewonnen und ist ein großer Taktiker, aber mit einer anderen Leichtigkeit als Guardiola. Das ist noch einer aus der Ära Hitzfeld und Heynckes.

Lesen Sie hier: Carlo Ancelotti - So tickt der neue Bayern-Trainer

Würde Guardiola die Bayern als unvollendet verlassen, wenn er die Champions League nicht gewinnt?

Ja klar. Deshalb hätte er auch gerne mit seiner Entscheidung gewartet, bis er das Silber in der Hand hat. Aber bis Mai kann eben niemand warten. Wenn er mit diesem Kader in drei Jahren die Champions League nicht gewinnt, dann ist es unvollendet. Dann hat er auch seine eigenen Ansprüche nicht erfüllt. Das wäre schon eine persönliche Niederlage.

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