Manuel Neuer gegen Marc-André ter Stegen: Kommt es bei der EM zum Showdown wie zwischen Kahn und Lehmann?
Frankfurt/München - Vor dem Start ins Jahr der Heim-EM stehen bei der deutschen Nationalmannschaft viele Fragezeichen. Am Donnerstag hat Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Kader für die Härtetests gegen Frankreich und die Niederlande bekanntgegeben. Neben insgesamt sechs (!) Neulingen findet sich darunter erwartungsgemäß auch Manuel Neuer. Doch steht der Kapitän des FC Bayern bei den anstehenden Testspielen überhaupt im Tor? Bundestrainer Julian Nagelsmann wollte sich diesbezüglich noch nicht festlegen.
Nagelsmann über DFB-Torhüter Neuer und ter Stegen: "Es ist bis dato noch nichts festgelegt"
Bislang war davon ausgegangen worden, der nach seinem Beinbruch und fast einjähriger Zwangspause im Herbst sein Comeback gefeiert hatte und im Bayern-Trikot überzeugende Leistungen zeigt, seinen Status als Nummer eins wieder inne hat. Auch deshalb, weil sein Konkurrent Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona aufgrund einer Rückenverletzung zwischenzeitlich ebenfalls über Monate hinweg ausgefallen war und nun ebenfalls sein Comeback im DFB-Kader feiert. Ganz so klar sind die Rollen zum Start ins Länderspiel-Jahr 2024 aber offenbar nicht verteilt.
"Es ist bis dato noch nichts festgelegt", stellte Nagelsmann am Donnerstag klar. Er wolle Anfang kommender Woche, wenn die Nationalspieler in Frankfurt eintreffen, ein Gespräch mit seinen Torhütern führen und dann seine Entscheidung fällen.
Wie bei Kahn und Lehmann: Kommt es zum offenen Konkurrenzkampf ums DFB-Tor?
"Ich will da nichts vorwegnehmen, weil die Spieler meine ersten Anlaufstellen sind. Ich habe auch einen Torwarttrainer, der da maßgeblich mitspricht, der auch seine Meinung und seine Argumente hat. Der überblickt das nochmal wesentlich besser als ich", sagte Nagelsmann weiter: "Wir werden Gespräche führen und dann entscheiden, mit welcher Herangehensweise wir die beiden Spiele gestalten."
Gut möglich, dass beide Keeper in den anstehenden Länderspielen je eine Partie bekommen, um sich zu beweisen. Und dann? Kommt es gut drei Monate vor der Heim-EM – wie vor der WM 2006 zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann – etwa noch einmal zum offenen Konkurrenzkampf um den Platz zwischen den Pfosten? Schnappt wie damals der Herausforderer (Ter Stegen) dem Platzhirschen (Neuer) ausgerechnet zum Heim-Turnier den Stammplatz weg, oder bleibt die gewohnte Rangfolge bestehen?
Einige Experten rechnen damit, dass sich am gewohnten Status quo auch bei der Heim-EM nichts ändern wird. Schon vor der WM 2018, als Manuel Neuer ebenfalls von einer schweren Verletzung genesen war, drängte ter Stegen ins DFB-Tor – und scheiterte. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw gab Neuer den Vorzug, obwohl dieser erst in den unmittelbaren Testspielen vor dem Turnier sein Comeback nach fast einem Jahr Pause gegeben hatte. Und auch beim FC Bayern geht man nach AZ-Informationen davon aus, dass Neuer bei der EM gesetzt ist.
Nagelsmann stellt klar: Ilkay Gündogan bleibt Kapitän der Nationalmannschaft
Deutlich mehr Klarheit gibt es dafür in der Kapitänsfrage. Nagelsmann hat sich darauf festgelegt, dass Ilkay Gündogan (FC Barcelona) die Binde behält. Der Mittelfeldspieler hatte das Amt im Herbst noch unter Hansi Flick von Neuer übernommen und wird die Nationalmannschaft auch ins EM-Jahr führen.
"Dieses Kapitänsthema ist für mich eher etwas, was die Mannschaft betrifft", sagte Nagelsmann: "Für mich ist eh jeder Spieler Ansprechpartner, weil ich mit jedem Spieler spreche – nicht nur mit dem Kapitän. Aber die Spieler sollen das Gefühl haben, dass sie einen Anführer in ihren Reihen haben, zu dem sie immer kommen können, wenn sie Sorgen haben, die sie vielleicht nicht direkt mit dem Trainer besprechen wollen."
Gündogan selbst spielte das Thema zuletzt herunter. "Am Ende ist es ein Stück weit egal, wer die Binde trägt", hatte der 33-jährige Gündogan kürzlich bei Amazon Prime gesagt. "Am Ende ist es wichtig, dass wir eine Mannschaft sind, dass wir Einigkeit zeigen, dass sich jeder seiner Rolle bewusst ist. Und wenn wir das gut hinkriegen, dann bin ich überzeugt, dass wir eine sehr, sehr gute EM spielen."