Mandzukic: Star ohne Lobby

Mario Mandzukic, Stürmer beim FC Bayern München, zeigt stets Topleistungen – geliebt aber wird er nicht. Der leise Abschied hat längst begonnen. Pep Guardiola verbannte ihn gegen Gladbach.
von  Patrick Strasser

Mario Mandzukic, Stürmer beim FC Bayern München, zeigt stets Topleistungen – geliebt aber wird er nicht. Der leise Abschied hat längst begonnen. Pep Guardiola verbannte ihn gegen Gladbach.

Stuttgart - Würden alleine die Fakten, die Tore und Torvorlagen zählen, hätte schon so manche Karriere eines Bayern-Stürmers einen anderen Verlauf genommen. Denn hervorragende Statistiken sind schön und gut, oberer Durchschnitt wird ohnehin erwartet, das bedingt das Paket aus Ablösesumme und Gehalt. Doch das, was aktuell Bayerns Torjäger Mario Mandzukic erlebt, widerfuhr schon so manchem Promi-Angreifer in jüngerer Vergangenheit, ob sie nun Giovane Elber, Luca Toni oder Mario Gomez hießen.

Sie sind gut, manchmal sehr gut, doch wenn der Verein einen noch besseren Angreifer auf dem Radar hat, sind sie nicht mehr gut genug. Auf Abruf. Mandzukic hat zehn Liga-Saisontore erzielt, nur einen weniger als Herthas Adrian Ramos und Dortmunds Robert Lewandowski. Der BVB-Stürmer wechselt ab Sommer zum FC Bayern und wird die Nummer eins im Sturmzentrum. Für Mandzukic blieben Bank und Jokerrolle. Und Frust.

Ob die Verpflichtung des Polen das Ende von Mandzukic beim FC Bayern sei, wurde Ehrenpräsident Franz Beckenbauer gefragt. Die Antwort war so klar wie ehrlich: „Eigentlich schon“, sagte Beckenbauer in „Die Welt“. „Ich glaube, Lewandowski wird einschlagen. Er passt mit seinem mitspielenden Stil eher zu Guardiolas Spielweise als Mandzukic, der ja ein reiner Mittelstürmer ist. Und dann sind da ja noch Mario Götze und Thomas Müller, die auch vorn drin spielen können.“

Als Fürsprecher fällt Beckenbauer also weg. Und wenn man darüber hinaus nicht mal ein Publikumsliebling ist – wie einst Elber –, nehmen die Dinge noch schneller ihren Lauf. Der schleichende Abschied des Mario Mandzukic (27) hat längst begonnen. Und obwohl er einer der Stammspieler des Triplesiegerteams war, ist die Empörung unter den Bayern-Fans gering. Der Torjäger hat keine Lobby, wurde noch nie von der Südkurve mit Sprechchören gefeiert. Er wird geduldet, eine besondere Emotion wie bei Ribéry (Verehrung), Robben (süß-saure Liebe) oder Schweinsteiger/Lahm/Müller (bajuwarische Vereinshelden) hat kaum ein Fan zu ihm.

Durch sein mangelndes Engagement im Training vor dem Rückrundenstart hatte es sich der Kroate auch noch mit Trainer Pep Guardiola verscherzt. Folge: Ein Spiel Sperre, Mandzukic durfte nicht mit nach Gladbach, rückte aber – auch wegen des Ausfall des verletzten Arjen Robben – für die Partie beim VfB Stuttgart in den Kader.

Mandzukic ist ein introvertierter Typ, auf dem Platz sieht er sich als Krieger, spielt aggressiv – gibt alles für die Mannschaft, schaut aber auch auf sein Torkonto. Zur Ausbootung durch Guardiola hat er sich nicht geäußert, er weiß, dass er schlechte Karten hat trotz der Absichtserklärungen von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, mit ihm über eine Verlägerung verhandeln zu wollen. Mandzukic wird die WM abwarten und sehen, welchen Marktwert er sich als Kroatiens Mittelstürmer erspielt. Zuvor muss er sich noch artig durch die für ihn diffizile Rückrunde manövrieren, schließlich braucht er Spielpraxis mit Blick auf Brasilien. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich keinem Spieler empfehlen würde, mit Pep auf Konfrontation zu gehen oder Stress zu machen“, sagte Rummenigge in „Sport Bild“.

Macht Mandzukic dies, bliebe ihm nur die Bank – und in der Führungsetage noch weniger Fürsprecher.

 

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