Katar-Kritik wird lauter: Welche Rolle spielt FC Bayern?

Welche Rolle Bayern bei den Vorwürfen gegen das Gastgeberland der Klub-WM spielt.
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Für die Klub-WM in Katar: DieProfis des FC Bayern.
Für die Klub-WM in Katar: DieProfis des FC Bayern. © picture alliance/dpa/FIFA

Für den kleinen Niraj war der Tod seines Vaters ein Schock. "Wo ist mein Papa? Wann kommt er?", habe der Sechsjährige noch Monate später gefragt, berichtete seine Mutter Nirmala Pakrin im britischen "Guardian".

Arbeiter in Katar von "der Gnade skrupelloser Arbeitgeber" abhängig

Nirajs Vater Rupchandra Rumba war einer der vielen Arbeitsmigranten, die das Education City Stadium in Katar erbauten - die Arena, in der der FC Bayern gegen UANL Tigres um die WM-Krone spielte. Rumba starb im Juni 2019, nach Angaben des verantwortlichen Komitees für WM-Baustellen an akutem Lungenversagen. Nur ein Fall von inzwischen angeblich über 1400.

Katar habe zwar "bedeutende Reformen" angepackt und "einige wichtige Fortschritte" erzielt, lobt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Aber: Einige Besserungspläne würden kaum umgesetzt, tausende Arbeiter seien noch "von der Gnade skrupelloser Arbeitgeber" abhängig, deren Misshandlungen viel zu oft ungestraft blieben.

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FC Bayern will einen "respektvollen Dialog" führen

Der FC Liverpool von Teammanager Jürgen Klopp nannte die Missstände am Rande der Klub-WM 2019 beim Namen. Die Reds machten sich für die Aufklärung der Umstände "aller ungeklärten Todesfälle" stark. Und der FC Bayern? "Wir halten an unserem Kurs fest, einen respektvollen Dialog zu führen nach dem Motto: Wandel durch Annäherung", sagte Präsident Herbert Hainer Ende Januar der "Bild". Er sei "der festen Überzeugung, dass man Dinge nur verändern kann, wenn man mit den Menschen spricht, ihr Vertrauen gewinnt und versucht, Einfluss auf Entwicklungen zu nehmen".

Das reicht nicht, meinen viele Münchner Fans. Die millionenschweren Partnerschaften des Klubs mit den Sponsoren Qatar Airways und Hamad International Airport erfordern "eine unmissverständliche Ablehnung solcher Praktiken", schrieb der Dachverband "Club Nr. 12" über die Missstände in Katar. Nicht nur staatliche Stellen, auch Arbeiter sollten gehört werden. So könnte der FC Bayern "zeigen, dass ihm Menschen- wie auch Arbeiterrechte tatsächlich am Herzen liegen". Auch die Politik ist unzufrieden mit dem Aushängeschild des deutschen Fußballs.

Bayern: Der Sport könne "nicht NGO" spielen

Die Fraktionen von Linke/Die Partei, Grüne/Rosa Liste, ÖDP/FW sowie FDP/Bayernpartei forderten Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im März 2020 auf, Druck zu machen bei dem Klub, dem er als Verwaltungsbeirat angehört. Reiter machte die Antwort des Rekordmeisters am Montag öffentlich. "Der FC Bayern führt den Austausch offen, klar und vertraulich", habe der Klub ihm mitgeteilt. Dialog und Partnerschaft seien "die wesentlichen Mittel, Veränderungen anzustoßen und zu begleiten".

Beteiligt daran seien der Außenminister und die Wirtschaft ebenso wie Nichtregierungsorganisationen (NGO), der Sport aber könne "nicht NGO" spielen. Der Sport, betonte Hainer, habe "die Kraft, Dinge zu verändern". Aber er räumte ein: "Natürlich geht es nicht so schnell, wie wir es gerne hätten." Zu langsam jedenfalls für den Familienvater Rupchandra Rumba.

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14 Kommentare
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  • Red Angel am 12.02.2021 14:14 Uhr / Bewertung:

    Die Türkei tritt auch die Menschenrechte mit Füssen und in der klotze wird Werbung für die Türkei gemacht

  • am 12.02.2021 10:42 Uhr / Bewertung:

    Beim FCB, Maxime: "Geld stinkt nicht!" Fragen Sie einmal beim Arbeitsgericht Nürnberg wegen der Firma Howede nach! Man kann da nur Campino zitieren: "Was für ein Scheißverein!"

  • Flansi Hick am 12.02.2021 09:58 Uhr / Bewertung:

    Die Türkei, Russland, die Amerikaner (unter Trump) treten und traten Menschenrechte ebenso mit den Füßen. Da kräht aber wenn es um Sport geht kein Hahn danach.
    Natürlich ist die ganze Katar-Geschichte äußerst fragwürdig und nervt mich als Bayern Fan. Mir wäre auch lieber man würde es beenden. Nur empfinde ich es als sehr einseitig, dass es immer nur gegen dieses Engagement geht. Wenn man solche Dinge (zu recht) anprangert, dann bitte konsequent und alle gerichtet, nicht nur immer an eine Adresse.
    Kleines Beispiel: Man prangert die Teilnahme an der Club WM in Katar an. Das ist durchaus nachvollziehbar. Nur ist das ein von der Fifa beschlossener Ausrichter, für den der FCB in diesem Fall nichts kann. Die Forderung dies aus politischer Sicht zu boykottieren ist berechtigt. Rein aus sportlicher Sicht nicht.Dann müsste man sämtliche Europapokalspiele gegen den AKP Club Basaksehir genauso wie Spiele gegen die bekannten russischen Millitärclubs ebenso hinterfragen...

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