Julian Nagelsmann hat beim FC Bayern ein zentrales Problem ausgemacht
München – Zwei Gegentore hatte es für den FC Bayern in dieser Saison erst ein Mal gegeben, beim 3:2-Sieg gegen den 1. FC Köln. Doch anders als Ende August konnte das Team von Julian Nagelsmann gegen Eintracht Frankfurt nicht mehr für drei Punkte sorgen. Und so war die Kritik des Trainers nachvollziehbar.
"Die ganze Kette war nicht so griffig in den Aktionen", sagte Nagelsmann nach der 1:2-Heimniederlage zu seinen vier Abwehrspielern Niklas Süle, Dayot Upamecano, Lucas Hernández und Alphonso Davies. Speziell Neuzugang Upamecano, der bei den Gegentoren von Martin Hinteregger und Filip Kostic zu spät kam, erlebte einen gebrauchten Tag. "Upa hat viele gute Spiele gemacht, jetzt mal ein etwas schwächeres. Das passiert", sagte Nagelsmann und nahm den Franzosen in Schutz: "Kostic hat es Upa schwer gemacht."
Plötzlich instabil: Große Lücken im zentralen Mittelfeld
Das galt aber auch für andere Bayern-Profis an diesem Abend. Die Münchner ließen sich mehrmals auskontern, offenbarten große Lücken im zentralen Mittelfeld. Plötzlich instabil.
"Wir wussten, dass Bayern hochspielt, wenn wir sie kommen lassen", erklärte Eintracht-Coach Oliver Glasner: "Wir haben das schon in der Champions League gegen Dynamo Kiew gesehen, dass sie manchmal mit ihren beiden Innenverteidigern 20 Meter über der Mittellinie stehen. Das war dann auch so – und wir haben gesagt, wir brauchen Spieler, die diese Räume attackieren."
Glasner hatte Nagelsmanns Taktik gut analysiert – aber freilich auch Glück, dass die Münchner ihre zahlreichen Torchancen nicht nutzten.
Kimmich und Goretzka mit Abstimmungsproblemen
Die Anfälligkeit im Zentrum wird Nagelsmann allerdings noch länger beschäftigen. "Am Ende ist es immer tödlich, wenn du vier gegen eins im Aufbau spielst und mit sechs Spielern sechs vorne", sagte der Bayern-Coach: "Dann gibt es ein großes Loch in der Mitte, und über dieses Loch hat Frankfurt – aber auch schon Fürth und Kiew – das ein oder andere Mal umgeschaltet. Das müssen wir besser machen.“
Die Kritik ging in die Richtung von Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die diesmal nicht die ideale Abstimmung hatten. Goretzka gehörte nicht nur wegen seines Führungstores in der ersten Halbzeit noch zu den besten Bayern-Spielern – zumindest offensiv.
Nagelsmann: "Dürfen im Aufbau nicht zu viel Personal verschenken"
Defensiv hatte er wie Nebenmann Kimmich Probleme. "Wir dürfen im Aufbau nicht zu viel Personal verschenken, sondern müssen die Staffelung beibehalten und die Gegenpressing-Wege kurz halten", forderte Nagelsmann: "Das zweite Gegentor ist ein Beispiel dafür: Wenn wir auf der vordersten Linie mit sieben Spielern stehen, bleiben nach Adam Riese noch drei für den Aufbau übrig. Dann haben wir im zentralen Bereich keine Spieler. Und über den hat Frankfurt jeden Konter eingeleitet."
An dieser Problematik wird Nagelsmann mit Kimmich, Goretzka und dem Rest der Abwehr vor dem Leverkusen-Gipfel am 17. Oktober arbeiten, ihm bleiben aufgrund der Länderspiele jedoch nur wenige Trainingseinheiten.