Jamal Musiala überzeugt erneut: Ist er bereits weiter, als ihm der FC Bayern zutraut?
München - Als Jamal Musiala in der 73. Minute ausgewechselt wurde, war dem 18-Jährigen der Frust kurz anzusehen. Nicht weil er etwa ein schlechtes Spiel gemacht hätte, sondern weil er der herausragenden Leistung an diesem Nachmittag wohl gerne noch die Krone aufgesetzt hätte.
Musiala ersetzte beim 3:2-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg den angeschlagenen Coman und war von Beginn an einer der aktivsten Münchner. Wenig später traf er, wie bereits gegen Union, zum 1:0 (15.) - einmal mehr war seinem Treffer eine elegante Körpertäuschung auf engstem Raum vorausgegangen.
Musiala zahlt Vertrauen erneut zurück
Auf dem linken Flügel überzeugte er vor allem im Zusammenspiel mit Alphonso Davies. Die beiden Youngster suchten sich immer wieder gegenseitig und ließen den Wölfen auf dem linken Flügel keine Luft zum Atmen. Auch am 2:0 (24.) durch Eric Maxim Choupo-Moting war Musiala beteiligt, als er den Vorbereiter David Alaba in Szene setzte.
Dass auch in Zukunft eine große Rolle bei den Bayern spielen kann, bewies der deutsche Nationalspieler mit seinem zweiten Treffer in dieser Partie. Nach Traumflanke von Thomas Müller köpfte Musiala den Ball zum zwischenzeitlichen 3:1 (37.) artistisch ins lange Eck und erinnerte dabei an eine jüngere Version des Vorlagengebers. "Es war mit sein bester Kopfball, den ich je von ihm gesehen habe. Er hat für uns den Sieg mit herausgeholt", erklärte Hansi Flick auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Aufgrund der Tatsache, dass Musiala unter der Woche sein Kopfballspiel am Pendel mit Hermann Gerland geübt hatte, freute sich Flick über diesen Treffer "enorm".
In einer Riege mit Sané und Goretzka
Obwohl Musiala in dieser Saison wettbewerbsübergreifend erst neun Startelfeinsätze vorweisen kann, steht er mit sieben Saisontoren im vorderen Feld bei den Münchnern. Gesetzte Stammspieler wie Leory Sané oder Leon Goretzka erzielten bei deutlich mehr Spielzeit jeweils acht Treffer in dieser Saison.
Wenn der 18-Jährige genügend Spielzeit bekommt, stellte er sein Können zumeist unter Beweis. "Seine Dribblings im Eins gegen Eins, er hat wenn es eng wird immer den Kopf oben und hat solche Finten drin", lobte ihn Flick.
In der Hälfte aller Spiele in Bundesliga und Champions League, in denen er auf mehr als 60 Minuten Einsatzzeit kam, traf der offensive Mittelfeldspieler auch. Das besondere dabei: Er überzeugte nicht nur gegen vermeintlich leichtere Gegner, sondern traf auch in den Spitzenspielen gegen RB Leipzig, Lazio Rom oder eben Wolfsburg.
Zwangsläufig stellt sich hier die Frage, ob Bayern-Trainer Flick angesichts dieser Zahlen nicht öfter auf Musiala hätte zurückgreifen sollen. Das Talent kam beim Großteil seiner Einsätze meist für die letzten Minuten als Entlastungsoption ins Spiel. Auch im Champions-League-Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain kam er zusammengerechnet in Hin- und Rückspiel auf lediglich 19 Einsatzminuten, obwohl einige der Stammkräfte auf dem Zahnfleisch gingen.
Nach der überzeugenden Leistung gegen Wolfsburg hat Musiala immerhin nun gute Chancen, am Dienstag gegen Bayer Leverkusen (20.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) erneut von Beginn an aufzulaufen.