FC Bayern: Bitte um Vertragsauflösung – Warum Hansi Flick seine Entscheidung jetzt verkündet hat
München - Nach dem 3:2 des FC Bayern beim VfL Wolfsburg ließ Cheftrainer Hansi Flick "die Bombe" platzen. Er will seinen Vertrag, der noch bis 2023 gültig ist, zum Saisonende auflösen. Darum bat er bereits die Vereinsführung.
Kaum vorstellbar, dass die Chefs um Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge den 56-Jährgen zum Bleiben zwingen werden. "Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel gesagt, dass ich nach der Saison gerne aus meinem Vertrag raus möchte", erklärte der Erfolgstrainer direkt nach der Partie im Interview bei "Sky".
Fluchtgedanken Richtung DFB haben sich konkretisiert
Das Warum scheint klar. Die Fluchtgedanken Richtung DFB und Bundestrainerjob haben sich spätestens nach dem Champions-League-Aus im Viertelfinale bei Paris St. Germain konkretisiert. Das Ausscheiden trotz des 1:0-Erfolgs bei PSG beendete die Europareise des Titelverteidigers und nun also auch – bis auf die letzten Wochen – die Arbeit von Cheftrainer Flick.
Der frühere Assistent von Joachim Löw, mit dem er 2014 in Brasilien Weltmeister wurde, gilt als der Wunschnachfolger von Löw, der nach der EM im Sommer aufhört. Mit dem angekündigten Abschied hat Flick jetzt dem DFB (Flick: "Eine Option") den roten Teppich ausgerollt: Ruft mich an...
Funkstille zwischen Flick und Salihamidzic
Nach dem letzten Bundesligaspieltag am 22. Mai trennen sich die Wege von Flick und den Bayern. Sein Aufstieg war kometenhaft. Von Niko Kovacs Assistent (im Juli 2019 verpflichtet) zum Interims- und dann Cheftrainer (ab November 2019), der das vereinshistorische Sextuple gewann und nun ziemlich sicher – bei nun wieder sieben Punkten Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig - erneut Meister wird. So einer ist die Idealbesetzung als Hoffnungsträger bei der Nationalelf.
Flick könnte als Bundestrainer zu seiner Frau Silke in seine Heimat Bammental (in der Nähe seines Geburtsortes Heidelberg) ziehen, dann auch seine beiden Töchter Hannah und Catherine sowie die Enkel wieder öfter sehen. Und mit dem ihm vertrauten DFB-Direktor Oliver Bierhoff zusammenarbeiten, damit den immer heftiger gewordenen Machtkampf um Transfers und Kaderplanung mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic hinter sich lassen. Zuletzt herrschte tatsächlich Funkstille, auf der Bank in Wolfsburg würdigte sich die beiden kaum eines Blickes, klatschten nach den eigenen Treffern nicht mal miteinander ab. Eiszeit.
Flick hat den Bossen am Freitag seine Entscheidung verkündet
Doch warum kam die Ankündigung jetzt? Schritt Nummer eins von Flick erfolgte am Freitag, als er den Bossen klarmachte, dass demnächst Schluss für ihn ist. Der Verein hielt dicht, doch schon am Freitagmittag während der Videopressekonferenz an der Säbener Straße war der Trainer bestens gelaunt. Schlagfertig, freundlich, guter Dinge. So gelöst, dass man meinen könnte, er habe etwas hinter sich gebracht.
Schritt Nummer zwei erfolgte am Samstag. "Ich wusste, dass das Spiel gegen Wolfsburg ein sehr wichtiges ist und ich habe mich dann nach dem Spiel, nach diesem wichtigen Sieg, dazu entschieden, es der Mannschaft zu sagen." Nach Spielende hatte er auf dem Weg in die Kabine Tränen in den Augen, die Spieler hatten daher eine Vorahnung und freuten sich nur sehr gedämpft über den entscheidenden Schritt zum neunten Titel hintereinander.
Aus beim FC Bayern: Flick nennt keine Beweggründe
Flick bekräftigte: "Mir war es wichtig, dass die Mannschaft das nach knapp zwei erfolgreichen Jahren von mir erfährt, weil es das ein oder andere an Flurfunk schon gegeben hat." Es wurde emotional. "Ich bin absolut begeistert von dieser Mannschaft und diesem Team, was für eine Einstellung und Qualität sie hat. Ich bin dankbar, die Mannschaft begleiten zu dürfen."
Konkrete Beweggründe für seinen angekündigten Abgang ("Das bleibt intern“) nannte er nicht, sagte mit Wehmut und Entschlossenheit in der Stimme auf der Videopressekonferenz: "Die Entscheidung war nicht einfach. Ich war früher Fan dieses Vereins, ob Gerd Müller. Paul Breitner oder Kalle Rummenigge – das waren alles meine Idole in der Kindheit. Ich habe hier selbst gespielt und bin dem Verein ewig dankbar für die Möglichkeit, hier Cheftrainer zu werden und allen, die dabei waren.“
Hätten jedoch alle an einem Strang gezogen, hätte man den Konflikt mit Sportvorstand Salihamidzic befrieden können, müsste der Verein jetzt nicht einen neuen Trainer suchen.