Hinkel: "Die Celtic-Fans machen den Verein aus"

Der Ex-Glasgower Andreas Hinkel spricht in der AZ über die Chancen der Schotten – und erklärt, was die Anhänger des Klubs auszeichnet: "Sie singen das ganze Spiel über, es gibt keine Krawalle, sie sind fair,"
München - Die AZ hat mit Andreas Hinkel gesprochen. Der 35-Jährige spielte von 2008 bis 2011 bei Celtic Glasgow. Heute trainiert er den VfB Stuttgart II.
AZ: Herr Hinkel, der FC Bayern trifft in der Champions League nun zweimal auf Ihren früheren Verein Celtic Glasgow. Was glauben Sie: Kann Celtic die Bayern überraschen und in der Gruppe weiterkommen?
ANDREAS HINKEL: Von der Qualität her ist es keine Frage, dass Bayern die bessere Mannschaft stellt. Bayern und Paris Saint-Germain werden sich letztlich in der Gruppe durchsetzen. Die Kluft zwischen den Topteams und dem Rest in der Champions League ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Celtic wird gegen Bayern versuchen, gut mitspielen, die Fans werden für eine tolle Atmosphäre sorgen. An einem Sahnetag kann Celtic gegen Bayern vielleicht sogar gewinnen, wenn die Münchner schlecht drauf sind – zuhause jedenfalls. (FC Bayern gegen Celtic Glasgow - Hier geht's zum AZ-Liveticker.)
Zunächst wird in München gespielt, in knapp zwei Wochen müssen die Bayern dann im Celtic Park antreten. Sie waren selbst drei Jahre für die Schotten aktiv: Was für eine Atmosphäre herrscht dort?
Es ist sehr laut in diesem Stadion, sehr speziell, einzigartig. Selbst ganz erfahrene Spieler sind beeindruckt, wenn sie im Celtic Park spielen. Die Lautstärke steckt einen an, die Fans pushen das Team. Als Spieler geht dir die Stimmung nahe.
Gibt es überhaupt ein stimmungsvolleres Publikum in Europa?
Es ist mit die beste Atmosphäre, die ich im Fußball erlebt habe. Besonders in Highlight-Spielen, im Old Firm gegen die Rangers (Derby, d.Red.), oder in der Champions League. Da singt das ganze Stadion "You’ll never walk alone", die Lautstärke kommt von allen Seiten, du siehst überall die grün-weißen Schals. Das ist ähnlich wie in Liverpool.
Sie schwärmen ja noch richtig von Ihrem Ex-Klub.
Die Celtic-Fans sind wie eine Familie. Ich habe heute das Gefühl, dass ich immer noch zu ihnen gehöre. Die Fans machen den Verein aus. Der Klub hat irische Wurzeln, und man weiß ja, wie die Iren ticken. Die singen das ganze Spiel über, es gibt keine Krawalle, sie sind fair und unterstützen einfach ihr Team. Ich wurde sehr gut aufgenommen bei Celtic und habe mich in Glasgow insgesamt sehr wohlgefühlt.
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Inzwischen sind Sie wieder beim VfB Stuttgart tätig, trainieren die Zweite Mannschaft in der Regionalliga. Welcher Trainer hat Sie in Ihrer aktiven Karriere am meisten geprägt?
Von Giovanni Trapattoni habe ich gelernt, mitzuschreiben, mir einzelne, besondere Trainingseinheiten zu notieren. All meine Trainer haben mich geprägt, auch die negativen Dinge. Aber ich will zunächst mal ich selbst sein, meinen eigenen Weg gehen.
Kommt auch mal ein Medizinball zum Einsatz wie bei Ihrem Ex-Coach Felix Magath?
Bei Felix Magath war die Arbeit im konditionellen Bereich sehr wichtig, da gehörte auch mal der Medizinball dazu. Solche Aktionen können wichtig sein, um mal einen Reiz in einer Mannschaft zu setzen.
Mit Philipp Lahm, Timo Hildebrand und Kevin Kuranyi gehörten Sie Anfang der 2000er Jahre zu den "jungen Wilden" beim VfB. Tauschen Sie sich mit Lahm heute noch aus?
Wir haben keinen regelmäßigen Kontakt mehr. Es ist schön, wenn man sich mal trifft, man hat dann sofort eine Ebene, auf der man sich unterhalten kann.
Glauben Sie denn, dass Philipp Lahm irgendwann eine bedeutende Position im Management des FC Bayern einnehmen wird?
Er steht für den FC Bayern, war lange das Gesicht des Vereins. Ich traue ihm zu, in einer wichtigen Funktion zurückzukehren, er wird sicher mit offenen Armen empfangen. Lahm kennt das Umfeld, den Klub, die Bedeutung, den Druck. Er könnte sicher Einfluss nehmen und Bayern weiterbringen.
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