Hilft die Wut aus Madrid dem FC Bayern in den nächsten Jahren weiter? "Kommen stärker als zuvor zurück"

Nach der bitteren Niederlage gegen Real Madrid fühlt sich der FC Bayern von Schiedsrichter Marciniak um die Verlängerung betrogen. Allerdings hoffen die Bosse nun mit Blick auf das Finale dahoam 2025 auf eine Trotz-Reaktion.
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
13  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Nach dem Spiel haderte der FC Bayern, mit dem späten Knockout, mit dem Schiedsrichter. Aber diese Wut könnte der Rekordmeister in positive Energie umsetzen – wie schon in der Vergangenheit.
Nach dem Spiel haderte der FC Bayern, mit dem späten Knockout, mit dem Schiedsrichter. Aber diese Wut könnte der Rekordmeister in positive Energie umsetzen – wie schon in der Vergangenheit. © IMAGO/Alberto Gardin

Madrid/München - Trauer und Tränen. Wut und Verzweiflung. Der Emotionscocktail hielt am Mittwoch aus Sicht des FC Bayern alles bereit.

Ohne Drama machen es die Bayern nicht in einem ihrer Schicksalsstadien, im Estadio Santiago Bernabéu.

Vier Fehler zum falschen Zeitpunkt: Für den FC Bayern kommt alles zusammen

Nüchtern betrachtet, aber das gelingt verständlicherweise nur Außenstehenden, lassen sich die beiden Halbfinalspiele gegen Real Madrid so zusammenfassen: Zwei Spiele, vier Fehler, vier Schuldige. Beim 2:2 im Hinspiel patzte Verteidiger Min-jae Kim doppelt, bei der 1:2-Niederlage im Rückspiel Torhüter Manuel Neuer. Und dann auch noch der Schiedsrichter und einer seiner Assistenten. Zu viel des Schlechten für die Bayern.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

"Es war maximal unglücklich, in den letzten Minuten ist alles zusammengekommen", lamentierte ein total bedienter Thomas Tuchel. Nur wenige Minuten fehlten den Münchnern nach der Führung zum Einzug ins Champions-League-Endspiel von London, zur Neuauflage des Bundesliga-Duells gegen Borussia Dortmund von 2013. Tuchel haderte mit dem Schicksal, sagte: "Wir waren fast über der Ziellinie."

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Als die Nachspielzeit bereits abgelaufen war, lag der Ball nach einem Schuss von Matthijs de Ligt plötzlich im Tor der Gastgeber. 2:2? Schiedsrichter Szymon Marciniak pfiff sofort, weil sein Linienrichter direkt auf Abseits entschieden hatte. Dadurch konnte der VAR nicht mehr eingreifen. In solch engen Situationen lassen Schiedsrichter ansonsten weiterlaufen, um abzuwarten, ob ein Tor fällt. Danach wird die kalibrierte Linie gezogen, eine Abseitsstellung überprüft. Am Mittwoch nicht.

Abseitsentscheidung gegen den FC Bayern: Thomas Tuchel und Max Eberl wüten

"Die Entscheidung ist ein Desaster, ein absolutes Desaster", echauffierte sich Tuchel, "die Spielszene muss zu Ende gespielt werden. Das ist ein Regelverstoß. Das ist gegen jede Regel des modernen Fußballs." In der Emotion schob er einen Vorwurf nach, der bei den Gastgebern nicht gut ankam: "Das wäre auf der anderen Seite nicht passiert." In eine ähnliche Kerbe schlug der verhinderte Torschütze de Ligt: "Ich finde die Szene unglaublich. Ich möchte nicht sagen, dass Madrid immer Glück hat, aber das macht heute den Unterschied."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Dass der Schiedsrichter hinterher den Fehler eingestand und sich bei den Bayern entschuldigte, konnte die erste Wut nicht lindern. "Davon können wir uns einen Scheißdreck kaufen", tobte Sportvorstand Max Eberl, der tief enttäuscht eine Spur drüber nachlegte: "Wir waren alle für ein deutsches Finale. Alle außer die polnischen Schiedsrichter." Doch auch diese Polemik kann den Fakt, dass Bayern erstmals seit der Saison 2011/12 ohne Titel dasteht, nicht ausradieren. Ein turbulentes, teils chaotisches Jahr erreichte in diesem Achterbahnspiel von Madrid seine passende Zuspitzung. Aber dieser Schock, das Ende in Madrid, könnte ein Anfang sein. Wut tut gut.

Die Wut aus Madrid könnte dem FC Bayern in den nächsten Jahren weiterhelfen

Als Antrieb. Und mit cleveren Entscheidungen, wenn das Adrenalin abgebaut ist, einem neuen Trainer (den sie übrigens auch in den 48 Stunden in Spanien nicht gefunden haben) und einer durch Transfers erneuerten Mannschaft will Bayern in die kommende Spielzeit gehen. In eine Saison, die 2025 ins zweite "Finale dahoam" in der Allianz Arena führen soll.

Als erster verwies darauf Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen bei seiner Rede auf dem mitternächtlichen Bankett: "Wir sind auch in der Vergangenheit schon durch solche Talsohlen, durch tiefe Gräben gegangen. Das zeichnet uns aus, dass wir nach so bitteren Niederlagen wieder stärker als zuvor zurückkommen." Dreesen verwies auf "unseren Mia-san-Mia-Reflex".

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

"Finale dahoam 2.0": Wiederholt sich Geschichte? 

Im Veranstaltungssaal "Platea", einem ehemaligen Kino mit Gourmetküche auf der Plaza de Colón, erinnerte Dreesen an den Horrorfilm von 2012, als die Bayern in ihrem ersten "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea trotz absurder Überlegenheit nicht gewinnen konnten und dann im Elfmeterschießen tragisch scheiterten.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Ohne 2012 wäre der Champions-League-Triumph von Wembley 2013 gegen den BVB wohl nicht möglich gewesen. Auf die zwei späten Gegentore, durch die Bayern 1999 in Barcelona äußerst tragisch noch 1:2 gegen Manchester United verloren, folgte zwei Jahre später der Gewinn des Henkelpotts gegen den FC Valencia.

Also rief Dreesen in Madrid ins Mikrofon: "Kopf hoch, Mannschaft! Wir haben nächstes Jahr das Finale zu Hause, das ist jetzt unser großes Ziel." Wiederholt sich die Geschichte?

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
13 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Schalker1904 am 10.05.2024 13:28 Uhr / Bewertung:

    Wie immer die Schuld bei anderen Menschen suchen!
    Kennt man ja schon!
    Wenn ich a die Paraden von Neuer denke, hätte das Spiel längst vor der 90.Minute entschieden sein müssen!
    Man macht es sich zu leicht und belügt sich selber! Aber nur zu

  • AufmerksamerBürger am 09.05.2024 22:19 Uhr / Bewertung:

    Ist doch alles nach Plan gelaufen, der Trainer wurde schon vor Monaten als unfähig gefeuert und daher wurde wohl zu recht verloren.
    Wo ist jetzt das Problem?

  • Analyst am 10.05.2024 08:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    „Zu Recht verloren“?Ja weil wir beschissen wurden.Da nützt es auch nichts das sich der Schiedsrichter für seinen Fehler entschuldigt hat.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.